Neues Gewand
In den vergangenen 20 Jahren hat Renault weltweit 6,6 Millionen Mégane verkauft, davon allein in der Schweiz fast 60’000 Stück. Allein schon diese Zahlen beweisen, dass der Mégane ein wichtiges Standbein für den ehemaligen Staatskonzern ist – und auch bleiben soll. Denn gerade in der unteren Mittelklasse, dem so genannten C-Segment, muss ein Gross-Hersteller wie Renault gut vertreten sein, denn in dieser Klasse spielt weiterhin die Musik, lassen sich am meisten Fahrzeuge verkaufen – und auch noch gut Geld verdienen, mehr auf jeden Fall als an einem Clio oder Twingo.
Der neue Mégane, es handelt sich um die vierte Generation, basiert auf der gleichen Plattform wie der Espace und der Talisman. Selbstverständlich kann auf modernen Plattformen fleissig skaliert werden, der Mégane misst nur 4,36 Meter, ein Espace genau einen halben Meter mehr, doch viele Komponenten werden übernommen. Das ergibt vor allem in Sachen Fahrwerk und Elektrik (sprich: Infotainment und Assistenzsysteme) Sinn, spart einerseits (Entwicklungs)Kosten und bringt andererseits dem Kunden nur Vorteile, denn er erhält auch im kleineren Fahrzeug alles, was es auch in den höher angesiedelten Modellen gibt.
In Sachen Design war Renault bei seinem Bestseller deutlich zurückhaltender als auch schon, man erinnert sich (gern) an die zweite Generation mit dem Heckbürzel, aber auch der Espace ist klar aussergewöhnlicher. Uns erinnert der neue Mégane vielleicht ein bisschen gar stark an seine beiden französischen Konkurrenten, den Citroën C4 und den Peugeot 308, aber der dauerhafte Erfolg des Löwen und gerade des VW Golf zeigt ja auch auf, dass im C-Segment eher konservative Käufer unterwegs sind. Es ist aber schon auch zu erwähnen, dass Renault eine harmonische Optik gelungen ist, die das Auge durchaus erfreuen kann. Auch innen ist der neue Renault fein, abgesehen von einigen nicht ganz edlen Plastikapplikationen, doch das Interieur ist wohnlich. Und der riesige Bildschirm, der die Mittelkonsole dominiert und über den sich fast alle Funktionen steuern lassen, ist bestens integriert: in Sachen Ergonomie gehört Renault derzeit zur Spitze. Auch beim Kofferraumvolumen, einem wichtigen Kauf-Argument, steht der Franzose mit 434 Litern ganz oben. Im Sommer 2016 wird dann auch noch die noch flexiblere Kombi-Version auf den Markt kommen.
In der Schweiz wird der neue Mégane mit zwei Dieseln (110 und 130 PS), drei Benzinern (100, 130 und 205 PS) und in insgesamt vier Ausstattungslinien angeboten; er ist ab sofort bestellbar (erste Auslieferungen im Februar 2016). Am günstigsten ist der 100-PS-Benziner in der Basisversion, der schon ab 19900 Franken zu haben ist. An Ausstattung kann reichlich dazu bestellt werden, selbstverständlich gibt es im Mégane alle Sicherheits- und sonstigen Assistenz- sowie Unterhaltungssysteme, die heute üblich sind. Nicht nur für Musik-Liebhaber empfehlenswert: die Linie «Bose», die richtig üppig bestückt ist.
Doch das für die Schweiz wohl interessanteste Modell ist der GT, der aus 1,6 Liter Hubraum beachtliche 205 PS schöpft und über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe geschaltet wird. So ausgerüstet rennt der Mégane in 7,1 Sekunden auf 100 km/h und maximal auf 230 km/h; der Verbrauch nach Norm liegt bei 6 Litern. Abgesehen vom ausgesprochen souveränen Antrieb glänzt der GT auch mit seiner 4-Rad-Lenkung, die ihm auf der Landstrasse ein wieselflinkes Fahrverhalten beschert – und auf der Autobahn für grosse Stabilität sorgt. Dass die Franzosen dieses Top-Modell zu einem Preis ab 31’500 Franken anbieten, ist eine klare Kampfansage an die Konkurrenz wie etwa den Golf GTI, der fast 5000 Franken mehr kostet. Und dass er nicht knüppeldick und knochentrocken auf Sportlichkeit macht, passt bestens zum Charakter des Franzosen. Ein wenig mehr Sound würden wir uns zwar wünschen, doch diese Zeiten sind halt wohl leider vorbei. Aber man darf davon ausgehen, dass es sicher wieder eine R.S.-Variante geben wird – das aktuelle Sport-Modell wird 2016 weiterhin angeboten und ist sowieso etwas vom Besten, was es in diesem Segment gibt (siehe: hier).
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