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Dodge Charger Concept Car

Wie alles begann

Als spät im Jahr 1963 der erste Pontiac GTO auf den Markt kam, der als Begründer der Klasse der «Muscle Cars» gelten darf, waren nicht alle überrascht. Solche Fahrzeuge lassen sich nicht in aller Heimlichkeit entwickeln, Detroit war (und ist) in dieser Beziehung sowieso ein Dorf, in dem eigentlich alle alles von einander wusste (und manchmal noch ein bisschen mehr), und Dodge war es eigentlich ganz recht, dass alle nur über den GTO sprachen, so konnte man in aller Ruhe seine neuste Waffe zu Ende entwickeln: ein neuer «Hemi»-V8 mit 426 cubic inch (6982 ccm). Um diesen Motor auch adäquat lancieren zu können, plante Dodge einen für die damalige Zeit sehr radikalen Concept-Car, der zum ersten Mal den Namen «Charger» in die Öffentlichkeit tragen sollte.

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Im Gegensatz zu vielen Concept-Cars vor allem aus den späten 50er Jahren, die unter dem Blech nur aus warmer Luft bestanden, musste der «Charger» natürlich funktionstüchtig sein, schliesslich wollte Dodge ja auch noch ein neues Triebwerk vorstellen. Als Basis für das Konzept wurde ein ganz serienmässiger Dodge Polara auserkoren. Daran wurde dann fleissig gebastelt, zuerst aussen, ein neuer Grill samt neuer Scheinwerfer wurde einpasst, der Chrom entfernt, die Stossstangen weggeworfen, die Motorhaube tatsächlich von Hand ein wenig gerundet. Was bleiben durfte, waren teilweise die hinteren Leuchten – und die Bezeichnung D-O-D-G-E.

Noch heftiger wurde innen gearbeitet. Der zukünftige Concept-Car wurde komplett ausgeräumt – und in einen Zweisitzer verwandelt. Zwischen den zwei Passagieren gab es eine Trennung, an der die meisten Schalter und Hebel angebracht wurden. Das Lenkrad war neu, Walnuss, drei Speichen, und in der Mitte des Armaturenbretts durfte prominent ein Stewart-Warner-Drehzahlmesser thronen, der bis 8000/min reichte.

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Die Frontscheibe wurde abgeschnitten und durch so ein «wrap-around»-Scheibchen ersetzt, wie es damals die Rennwagen tragen durften, und ein Überroll-Bügel wurde eingebaut. Und dazu gab es noch ein Paar massgefertigte Leder-Schalensitze. Dann gab es noch ein paar scharfe Auspuff-Rohre, diese ausnahmsweise in Chrom, dazu aussergewöhnliche Halibrand-Felgen, auf die Goodyear-Weisswand-Reifen aufgezogen waren. Und so stand der Charger dann da, gerade einmal 122 cm hoch – ein Meisterwerk. cm hoch – ein Meisterwerk.

Aber es gab ein ernsthaftes Problem. Obwohl dieser Charger ja eigentlich extra dafür gebaut worden war, um die Kraft des neuen 7-Liter-«Hemi» in die Welt zu posaunen – genau dieser Motor machte nun Ärger. Vom 426-inch-Motor waren nur ein paar wenige Stück von Hand zusammengebaut worden, die alle an private Renn-Teams ausgeliefert worden waren. Als nun eines dieser Teams einen Motorschaden zu beklagen hatte, erhielt es jenes Exemplar, das eigentlich für den Charger reserviert gewesen war.

So hatte der Concept-Car bei seiner Vorstellung zwar die Badges mit der Zahl «426» an den Flanken und auf dem Luft-Einlass, auch in den Presse-Mitteilungen wurde so einiges vom neuen 7-Liter-Hemi erzählt, doch unter der Haube des Charger pochte – das Polara-Herz, ein 6,3-Liter-V8 mit 305 PS. Doch das merkte niemand: Obwohl der Wagen nach seiner Vorstellung ein ganzes Jahr durch die Vereinigten Staaten tourte und sowohl von Journalisten wie auch potentiellen Kunden ausführlich gefahren wurde – anscheinend machte sich nie jemand die Mühe, die Motorhaube zu öffnen.

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Als die Show-Zeit des Charger nach einem Jahr um war, hatte er Glück: Während die meisten anderen Concept-Cars jener Zeit in die Schrott-Presse kamen, wurde der Charger von einem grossen Dodge-Händler in Pennsylvania gekauft. Dieser vererbte ihn an seinen Sohn – und der stellte ihn für die nächsten 35 Jahre in eine Garage. Dort wurde er 1999 vom bekannten «Concept Car»-Sammler Joe Bortz entdeckt, der den Wagen kaufte.

Bei den Recherchen wurde entdeckt, dass insgesamt nur 15 dieser Triebwerke gebaut worden waren. Die meisten dieser Maschinen waren im Rennbetrieb natürlich verblasen worden (auch deshalb, weil sie nicht besonders sorgfältig gegossen wurden), doch das Restaurations-Team konnte einen der originalen Motoren ausfindig machen, die Nummer 13. Als der Motor endlich komplett war (Verdichtung 9,6:1!), schaffte er auf dem Prüfstand knapp über 600 PS. Die er über eine Dreigang-Automatik an die Hinterachse abgeben durfte.

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Und was ganz genau ging in die Serie über von diesem Konzept? So ziemlich gar nichts. 1964 wurde ein erstes Modell des Serien-Charger vorgestellt – kein zweisitziges Cabrio, sondern ein Fastback-Coupé, wie es damals gerade in Mode kam. 1965 gab es eine Kleinserie von 180 Stück eines Dodge Charger 273, der allerdings einfach ein sanft umgebastelter Dodge Dart mit einem etwas grösseren Kühlergrill war. Und nix war mit 7-Liter-Hemi, anstatt 426 cubic inch gab es gerade einmal derer 273 (also: 4,5 Liter Hubraum), anstatt über 600 Pferde nur 235 SAE-Brutto-PS (und das waren dann eher Shetland-Ponies).

Photos: ©Courtesy of RM Auctions.

Mehr Dodge und auch andere US-Cars gibt es in unserem Archiv.

Und zum Abschluss geben wir Euch doch noch eine kleine Galerie, was aus den Chargern geworden ist. Und ja, irgendwann schreiben wir dann auch noch etwas zu den einzelnen Modell-Jahrgängen.

Und weil es grad so schön ist, haben wir noch einen – Scheunenfund. Dürfte uns auch mal passieren…

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  1. […] Ab 1966 standen die «Street Hemi» für die Plymouth Satellite und Belvedere sowie im Dodge Coronet (plus Coronet Deluxe, Coronet 440 und Coronet 500) dann offiziell in den Preislisten. Aber wie schon erwähnt: es kostete eine Stange Geld, sich solch ein Gerät anzuschaffen. «Motor Trend» testete 1966 einen der ersten Hemi-Satellite, der mit etwas Ausrüstung auf 4211 Dollar kam; eine Corvette mit dem ebenfalls ziemlich bösen 427er kam auf 4396 Dollar. Andererseits war das ja dann nur eine Corvette. Und allein schon an der Tankstelle schlug der Hemi alle Vetten locker, also: sein Durst war bedeutend grösser. (Ja, wir wissen selbstverständlich, dass 1966 auch der Charger auf den Markt kam, aber das ist uns dann noch eine andere grosse Story wert. Wobei, die Vorgeschichte haben wir ja schon, hier.) […]

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