Gutis
Seit der weiterhin nie ganz sauber geklärten Übernahme der Bugatti-Markenrechte durch den eh nicht ganz so sauberen Volkswagen-Konzern im Jahre 1998 schaffte es Bugatti auf doch stolze zwei Modelle, den Veyron, benannt nach dem mässig bekannten Rennfahrer Pierre Veyron (1903 – 1970, 1939 Sieger in Le Mans auf einem Bugatti 57C Tank), sowie den Chiron, benannt nach dem schon deutlich berühmteren Louis Chiron (1899 – 1979, er war der älteste Fahrer, der je an einem Formel-1-Rennen teilnahm, 1955 beim GP von Monaco, da war er 56). Jetzt gibt es einen dritten Namen und ein zweienhalbtes Modell, einen gepimpten Chiron mit der Bezeichnung Divo, benannt nach Albert Divo (eigentlich Diwo, 1895 – 1965), der für Bugatti 1928 und 1929 die Targa Florio gewann. Noch nie gehört? Wir auch nicht.
Wir bringen noch einen Namen ins Spiel: Stephan Winkelmann. Seit Anfang des Jahres ist der ehemalige Lamborghini-Chef, nach einem mässig grossartigen Audi-Zwischenspiel, Chef bei Bugatti – und sicher genau der richtige Mann dort, denn wohl keiner hat (abgesehen vom einstigen Aston-Martin-Boss Ulrich Bez) mehr Erfahrung in der «Dehnung» eines Modellprogramms. Bei Lambo gab es Sonder- und Spezial- und Limited-Edition-Modelle ohne Ende, die Übersicht hatte Winkelmann wohl nicht einmal selber, selbst neue Farben erhielten eine Extra-Behandlung. Und so ist das auch beim Divo: Man nehme einen Chiron, erleichtere ihn um ganz, ganz wilde 35 Kilo (böse Zungen sagen: 1 Prozent), gebe ihm einen neuen Namen, verlange 5 Millionen Euro – und gutis. Achja, die Lampen sehen aus wie beim Frisören-Porsche, auch bekannt als Audi R8. Ach ja, mit dem 1,83 Meter breiten Heckflügel schafft der Chiron-Divo 456 Kilo Abtrieb – in etwa die Hälfte des McLaren Senna. Maximale Querbeschleunigung: 1,6 g, das schaffte die Corvette schon vor zwei Generationen. Gibt es etwas Grauenvolleres als die blauen Reifen?
Sollen wir noch richtig fies werden? Ok, gern. Der Divo ist Teil der famosen «Coachbuilding»-Tradition bei Bugatti. Coachbuilding, das waren einst Sonderanfertigungen, berühmte Autobau-Künstler schufen Einzelstücke auf Kundenwunsch. Die Betonung liegt auf «Einzelstücke auf Kundenwunsch» – vom Divo gibt es 40 Stück, die Kunden nehmen, was sie kriegen. Die 40 «Einzelstücke» sind übrigens schon verkauft, der Markt gibt Winkelmann also recht. Wir schreiben es immer wieder: Wir müssen nicht alles verstehen.
Fünf Millionen. Unglaublich. Haben wir mehr Bugatti in unserem Archiv?
[…] Man nehme einen Chiron, erleichtere ihn um ganz, ganz wilde 35 Kilo […], gebe ihm einen neuen Namen, verlange 5 Millionen Euro – und gutis. – radical-mag.com […]
Ich find’s einfach geil. Bugatti ist ein Auto für Superreiche mit schlechtem Geschmack und wenig Ahnung von Sportwagen. Hauptsache man kann ihn sich leisten. Und ich bin kein Neider, sondern selber 911 Fahrer.
Weiter so, ich liebe eure Schreibe.
Das ist süß: Ein Auto das schlimmstenfalls 5% des Divo kostet als Beleg dafür, dass du kein Neider bist. Recht hast du trotzdem.