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Fusion FCA/PSA

Hochzeit im Himmel

Und dann ging es sehr flott. Kaum war die Ankündigung draussen, dass FCA und PSA miteinander über eine mögliche Fusion sprechen, kam auch die Vollzugsmeldung; da darf man davon ausgehen, dass die wichtigsten Abklärungen schon länger vorher gemacht worden waren. Und kaum ist die Katze aus dem Sack, wird in Deutschland schon wieder gejammert, Opel habe den schwarzen Peter gezogen, Arbeitsplätze gehen verloren, und überhaupt; das kennen wir doch (und wer hatte recht, damals?). Doch: Gemach. Diese Fusion ist eine Hochzeit im Himmel – und Himmel, warum hat eigentlich niemand früher gemerkt, wie gut die Franzosen und die Italo-Amerikaner zueinander passen? Denn wohin man auch schaut – es eröffnen sich grossartige Möglichkeiten. Für alle. Sogar für Opel.

Klar, FCA musste sich irgendwo einkaufen. Weder die Italiener noch die Amerikaner haben auch nur die geringste Ahnung oder gar Strategie in Sachen E-Mobilität. Das Thema ist zwar auch bei PSA noch ganz frisch, doch die Franzosen haben mit dem Peugeot 208 heuer gleich mal einen Coup gelandet, der mit grösster Wahrscheinlichkeit bestens funktionieren wird (auch beim Opel Corsa – ausser vielleicht in der Rallye-Version…). Fiat braucht extrem dringend ein Fahrzeug im B-Segment – und jetzt kriegen sie es serviert, auch gleich noch elektrisch. Fiat braucht auch dringend Fahrzeuge im C-Segment, und auch da kann PSA liefern, inkl. SUV. Man darf davon ausgehen, dass FCA die eigene Entwicklung des Tonale nun stoppt – und sich aus dem Regalen von Peugeot bedient. Was dort noch fehlt, das ist ein anständiger Motor, doch es wird sich für die ganze Gruppe jetzt lohnen, analog zu BMW und Daimler einen sauberen Antriebs-Baukasten zu entwickeln mit Drei-, Vier- und Sechszylindern, sowohl als Benziner, Diesel. Und das alles auch noch elektrisiert. Die Skalierung über die Grösse bringt die Markt-Macht. Und bei einem solchen Plan, der sicher schon besteht, dürfte deutsche Ingenieurskunst sehr gefragt sein.

Doch man muss das alles noch viel weiter denken. Denn FCA kriegt zwar den Strom, kann aber auch so einiges mit in die Ehe einbringen. Zuerst einmal den amerikanischen Markt, der für PSA sehr wichtig ist in Zukunft. Man muss sich das vorstellen: da stellt sich jetzt jeder Chrysler/Jeep-Händler auch noch ein paar PSA/FCA-Produkte vor die Tür. Da ist allein schon mit den USA und Kanada der Jahresumsatz quasi schon gerettet. Und ja, das gleiche Spiel geht auch in China, das ist eine saubere Verdopplung der Absatzkanäle.

Doch noch wichtiger sind zwei Marken: Alfa Romeo und Jeep. Nicht bloss, dass jetzt endlich vernünftige Allrad-Kompetenz dazu kommt – man kann sich gut auch grosse SUV-Derivate aus Deutschland vorstellen. Einen Opel, der gegen Cayenne und X5 und so antritt. Einen Opel, der gegen X3 und Q5 bestehen kann. Das Sahnehäubchen aber ist Alfa Romeo. Selbstverständlich wird die Giulia und vor allem ihre Nachfolgerin von der technischen Kompetenz im PSA-Konzern stark profitieren können, erhält in Zukunft all die Gimmicks und Spielereien, die sie auf die Höhe von BMW und Audi bringt. Und umgekehrt werden Opel und Peugeot vom Ruhm der italienischen Marke profitieren können, ein Insignia mit italienischer DNA wäre nicht mehr das Mauerblümchen, das er schon seit Jahren ist. Man denke noch weiter: Senator. Peugeot 608. Citroën C9. Auch das wäre möglich.

Citroën 2CV und Panda als E-Autos. Ein neuer Lancia auf Basis des 208. Giulietta auf Basis des 308. Der Fiat 500 darf noch weitere 20 Jahre, denn er hat keine (interne) Konkurrenz. Und was bisher noch niemand gesehen hat: Citroën und Maserati kommen wieder zusammen. Wir sagen nur: SM. Es wird grossartig. (Und ja, gern weitere Vorschläge, wo es gute Synergien gibt…)

2 Kommentare

  1. 327cui 327cui

    Klasse!! – Wieder einmal bringt ihr Dinge auf den Punkt, wozu unsere deutsche Presselandschaft nicht in der Lage ist.

    Man kann sich nur die Hände reiben (!!) und freuen, was da in den nächsten Jahren unter der Führung von PSA/Tavares alles auf den Markt kommen wird.
    OPEL hätte es m. E. nicht besser treffen können, auch wenn die ein oder andere schmerzhafte Kröte zu schlucken war und möglicherweise noch ist. – Nur: Was wäre die Alternative (gewesen) …?

  2. DeHavilland DeHavilland

    Kann man alles so optimistisch wie im Artikel sehen und dafür die Daumen drücken – aber leider ist in der Realität auch nicht zu übersehen, dass da zwei Fußlahme zusammenkommen, die in der Kombination nicht so leicht zum Sprinter mutieren werden.
    Vor allem für die italienische Seite sieht es mau aus: Fiat, die einst größte europäische Marke wird sich auf den 500 und Derivate beschränken müssen, eventuell erweitert um Billigmodelle der Kategorie ‚Dacia-Konkurrent‘. Für Lancia ist kein Horizont zu erblicken, die Marke wird, nach ausreichender Schamfrist, auslaufen. Alfa wird die Nobel-SUVs des Konzern bedienen und bekommt, wenn das klappt, zur Belohnung vielleicht auch noch einen Sportwagen.
    USA und China sind zwei maximal umkämpfte Märkte, in denen nahezu alle Hersteller der Welt mit harten Bandagen um Käufer buhlen – da wartet der verwöhnte und umworbene Konsument bestimmt sehnlichst auf ein paar Mini/Midi-SUVs mit einem Löwenkopf auf der Haube.
    Aus meiner SIcht ist dieser Zusammenschluss der große Bereinigungschritt in der seit Jahren bestehenden Überangebotssituation in der Automobilindustrie. Stellantis wird in 5 Jahren nicht mehr sondern weniger Fahrzeuge als heute produzieren.

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