Warum es dieses Buch geben musste
Vor 20 Jahren schrieb ich das Leben von Heinz Kinigadner, des zweifachen Motocross-Weltmeisters aus Österreich, auf. Neben den wilden Geschichten aus dem Gelände in den 1970er und 1980er Jahren beeindruckten vor allem die Abenteuer, die er nach Ende seiner MX-Karriere auf der Dakar erlebte, damals noch Paris – Dakar genannt. Das Motorrad abgefackelt, beim Nachtanken in der Wüste mit Diesel statt Benzin versorgt worden, von den Franzosen übers Ohr gehauen, immer wieder schwer gestürzt: biblische Plagen, das Anrennen des Sisyphus gegen die Dünen. Es waren saftige Erzählungen in breitem Tirolerisch, immer wieder kaum zu glauben und doch offensichtlich genau so passiert. Dieser Mann hätte mehrfach tot sein können, eigentlich müssen. Und doch stand er da in seiner ganzen Hünenhaftigkeit und schwärmte von der Wüste.
Wenn schon einer allein so viel erlebt hatte, dann müsste es da draussen doch noch viel mehr Geschichten geben, dachte ich, und verfolgte die Dakar in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer wieder wieder journalistisch im meinem Brotberuf als Redakteur unterschiedlicher Medien. Fuhr tausende Kilometer durch Steppe und Savanne, schlief im Zeit, litt und ritt mit den Rennfahrern mit, von Etappenziel zu Etappenziel. Erlebte die Zieleinfahrt am legendären Lac Rose bei Dakar, wurde höhenkrank in La Paz, als die Dakar nach der Absage 2008 nach Südamerika übersiedelt war, schrieb Autogramme, obwohl ich bloss im Begleitauto unterwegs war, lernte die Mobiltoiletten im Biwak zu vermeiden und stets genügend Wasser mitzuführen.
2018 gewann Matthias Walkner als erster Österreicher die Dakar (Bild oben) und schaffte endlich, was seinem Landsmann Heinz Kinigadner verwehrt geblieben war. Plötzlich stand die Idee einer Walkner-Biographie im Raum, doch Hiasi war bereits bei einem anderen Verlag im unter Vertrag. Ein Glücksfall, stellte sich doch heraus, dass im gesamten deutschen Sprachraum kein Buch existierte, das die Geschichte der Motorräder auf der Dakar erschöpfend behandelte. Unglaublich eigentlich! Also machte ich mich an die Arbeit. Wo es sonst schwierig ist, an hochrangige Gesprächspartner heranzukommen und genügend Zeit mit ihnen herauszuschlagen öffneten sich bei diesem Projekt Türen, noch ehe ich so richtig daran geklopft hatte. Es war, als ob alle nur auf dieses Buch gewartet hätten und sich freuten, ihren Beitrag dazu zu leisten. Ob Stéphane Peterhansel oder KTM-Chef Pierer, ob Marc Coma oder Cyril Despres, von den Helden der Frühzeit, die mit Enthusiasmus und Handwerkskunst Boxer-BMWs wüstentauglich gemacht hatten bis zu den Profis von heute waren alle happy, mit mir zu reden.
Der Verlag wollte 240 Seiten, geworden sind es 340. Und noch immer musste ich Menschen wegschicken, die etwas beizutragen gehabt hätten. Langweilig war es auch so nicht.
Dakar von Werner Jessner erscheint am 6.12. im Pantauro-Verlag. Erhältlich ist es sicher bei Ihrem liebsten Buchhändler. Und sonst in den bekannten Online-Shops. Ja, wir haben noch mehr Bücher in unserem Archiv.
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