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Alfa Romeo 8C 2900

Der Beste

Es ist, wie so oft im Leben, alles eine Folge von Ereignissen. Und sicher auch Lernprozessen. Seinen ersten Achtzylinder hatte Vittorio Jano schon 1924 konstruiert, der P2 sicherte Alfa Romeo den ersten Weltmeister-Titel. 1931 ging es weiter, es kam der 8C 2300, mit dem Alfa Romeo 1931/1932 die Targa Florio gewinnen konnte – und gleich vier Mal in Folge bei den 24 Stunden von Le Mans (1931-1934). Der Tipo B von 1932 war eine weitere, sehr erfolgreiche Entwicklung zum reinen Rennwagen, es folgte ein Zwischenspiel mit dem 8C 2600 (1933), irgendwie gehören auch noch die 8C 35 Type C (1935) sowie der gewaltige Bimotore (ebenfalls 1935) in diese Reihe der Reihen-Achtzylinder. Doch hier soll es um die 8C 2900 gehen, wie sie zwischen 1935 und 1941 gebaut wurden. Das wahrscheinlich grossartigste Automobil der Vorkriegsjahre.

Die Maschine war ein Wunderwerk in jener Zeit, Zylinderkopf aus Alu, zwei obenliegende Nockenwellen, zwei Kompressoren, 180 PS bei 5200/min für die Strasse, mindestens 220 PS für Rennen wie die Mille Miglia oder die 24 Stunden von Le Mans. Dazu kam: Transaxle-Bauweise, also Motor vorne, Getriebe hinten. Dazu kam: Einzelradaufhängung vorne. Wir schreiben das Jahr 1936. 42 oder 43 Exemplare sollen entstanden sein. Und dies in drei verschiedenen Versionen: Zwischen 1935 und 1937 zuerst die (später so bezeichneten) A mit 2,72 Meter Radstand, 10 Stück. Ab 1937 dann die B, der Corto mit 2,8 Meter Radstand, der Lungo mit 3 Meter Radstand. 32 Exemplare, wahrscheinlich wurde aber 1941 noch ein weiterer 2900B aus Ersatzteilen zusammengebastelt. Vielleicht auch nicht, es könnte auch ein umgebauter Rennwagen gewesen sein, oder es geschah dies schon früher – die Aufzeichnungen jener Jahre sind nicht so ganz genau, wohl auch deshalb nicht, weil man allenfalls anfallende Steuern umgehen konnte. Biondetti gewann auf einem 8C 2900B die Mille Miglia auch noch im Jahre 1947. Und das ohne Kompressoren und mit noch 137 PS – weil es das Reglement so verlangte.

Im Museum von Alfa Romeo stehen zwei 8C 2900B, der hellblaue Lungo von 1938 mit einem Aufbau von Touring (Bilder oben). Und der «Le Mans», ebenfalls von 1938, ebenfalls mit einer Karosserie von Touring, Chassisnummer 412033 (Bilder unten). Mit dem Sommer/Biondetti bei den 24 Stunden von Le Mans bis am frühen Sonntagnachmittag den bis heute gültigen Rekordvorsprung von 160 Kilometern herausfuhren, um dann nach einem Reifenschaden und dem darauf folgenden Bruch der hinteren Aufhängung aufgeben zu müssen; die zurückgelegte Distanz hätte trotz drei fehlender Rennstunden noch für den dritten Rang gereicht.

Die 8C 2900 sind, wie erwähnt, selten. Und folglich: unfassbar teuer. 2016 verkaufte RM Sotheby’s den 39er 2900B Lungo Spider mit der Chassisnummer 412041 (unten) für 19,8 Millionen Dollar.

2019 kam die Touring Berlinetta aus dem Jahre 1939 mit der Chassisnummer 412024 (unten) bei Artcurial auf 16’745’600 Euro.

Es ist auch diese Story Teil unserer Serie 110 Jahre Alfa Romeo.

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