Zurück zum Content

Salon Genf 2020

Dunkle Wolken

Es hängen dunkle, sehr dunkle Wolken über der Geneva International Motor Show, kurz: #gims. Nachdem die wohl wichtigste Auto-Messe der Welt 2019 noch mit einem blauen Auge davon gekommen war, wurden zwar reichlich neue Mittel zur Verfügung gestellt und auch ein neuer Geschäftsführer eingestellt, um den Abwärtstrend, von dem auch alle anderen Ausstellungen betroffen sind, zu stoppen. Oder vielleicht sogar ins Gegenteil zu kehren. Doch aktuell sieht es danach aus, als ob beim Salon Genf 2020 genau das Gegenteil der Fall ist: Der neue Chef, Olivier Rihs, ist bereits wieder auf dem Absprung, wird Genf nach dem Salon 2020 verlassen. Das Budget von mehreren Millionen Franken für Neuerungen und innovative Konzepte wurde schon deutlich überschritten; es musste noch einmal ein siebenstelliger Betrag zusätzlich zur Verfügung gestellt werden.

Was ist bisher daraus entstanden? Eine neue App – die bislang, weniger als drei Monate vor der Eröffnung am 5. März 2020, allerdings noch kaum Inhalte hat. Es gibt zwar neue Formate, #gims Discovery, #gims Tech, den VIP-Day, doch auch da weiss man bisher noch nicht viel mehr als die Bezeichnung; es wurde eine bekannte, sicher nicht ganz günstige Werbe-Agentur engagiert, Jung von Matt/Limmat. Die aussergewöhnlichste Neuerung dürfte sein, dass #gims-Besucher in der Halle 7 während zehn Minuten ein paar Runden mit Fahrzeugen mit alternativem Antrieb drehen dürfen; dafür kann man sich jetzt über die App anmelden. Auch kann man jetzt über diese App bereits Eintrittsbillette bestellen – toll.

Sicher, es wird etwas Zeit brauchen, bis alle diese neuen Konzepte greifen können. Das Problem ist aber ein ganz anderes: #gims laufen die grossen, bekannten Aussteller davon. Die Liste der Abwesenden ist so lang wie bitter: Citroën, Ford*, General Motors, Jaguar/Land Rover*, Lamborghini, Maserati, Mini*, Mitsubishi, Nissan, Opel*, Peugeot, SsangYong, Subaru, Tata, Tesla*, Volvo* (* bedeutet: fehlten schon 2019). Wie diese Lücken gefüllt werden sollen – keine Ahnung, unsere Anfrage nach einem Hallenplan wurde leider nicht beantwortet. Was wir aber auch noch wissen: Hinter mindestens einer grossen Ausstellungsfläche stehen mindestens so grosse Fragezeichen.

Update: Wir haben die Hallenpläne unterdessen erhalten – nicht vom Veranstalter, aber man hat ja so seine Quellen. Und auf diesen Plänen ist dann ersichtlich, dass in den Hallen 1 und 2 die Ausstellungsfläche deutlich verkleinert wurde, dass einige bekannte Hersteller deutlich verkleinert haben, dass es auch noch einige nicht gebuchte Flächen gibt. Gleiches gilt für die Hallen 3, 4, 5 und 6. Wir bleiben dran – und staunen etwas, auf wenig Interesse dieses Drama stösst…

Update 21.2.2020: Traditionell wird in Genf am Montag vor der Eröffnung, jeweils um 15 Uhr, die Preisverleihung von «Car of the Year» veranstaltet. Weil das «live» geschieht, niemand das Resultat im Voraus kennt, ist das eine feine Sache. Nun hat aber die Volkswagen-Gruppe an besagtem Montag von 14 bis 18 Uhr zu einer ganz grossen Vorab-Sause eingeladen, präsentiert seine neuen Modelle und allfällige Studien – also zeitgleich mit «Car of the Year». Ok, der Konzern ist dort «nur» mit dem Porsche Taycan vertreten, vielleicht ist das (deswegen?) einfach ein grober Tritt ans Bein von COTY. Es ist allerdings völlig unverständlich, dass die Auto-Industrie ihrem wichtigsten Preis in den Rücken schiesst – und dass die Organisatoren von Genf, die dank «Car of the Year» doch eine sehr gute Medien-Plattform erhalten, solche «Überschneidungen» nicht verhindern. Aber irgendwie passt das alles zum derzeitigen «groove» in der Branche – schade.

7 Kommentare

  1. roland christen roland christen

    La fin d’une ère…

    Parfois haie mais souvent adorée, source de passions tant positives que négatives, l’automobile se trouve à un tournant majeur de son évolution. Le GIM n’est somme toute que le miroir exacerbé du monde automobile, un monde que je continue d’aimer, certes, mais que je ne je vénère plus. L¨heure’de la passion a sonné.. Bonjour tristesse..comme c’est dommage…

    • Peter Ruch Peter Ruch

      das trifft es ziemlich gut – die Unsicherheit der Hersteller wird zur grossen Unsicherheit bei den Messen. Die Frage ist: wird es je wieder besser? Oder nur schon: anders?

  2. Sven Kübler Sven Kübler

    Vorschlag an die Hersteller: sie drucken inzwischen auch keine Prospekte mehr – die Kunden/Interessenten sollen sich die Autos ja im pdf-Format viereckig gucken – dann könnten sie auch die Autos die sie theoretisch ausstellen würden in einer Art interaktiver Ausstellung präsentieren, auf dass die Augen noch viereckiger werden. So vergrault man Interessenten. Ich will ein Auto sehen, anfassen, vergleichen und dabei nicht zig Kilometer hin- und herfahren zu Händlern (zum Thema Prospekte: ich will lesen, vergleichen, nebeneinander hinlegen; warum muss ein Prospekt des Audi A4 140 Seiten haben, für einen Audi 80 haben mal 20 Seiten gereicht und es war alles gesagt). Die Hersteller sind völlig selber schuld an den Problemen die sie jetzt beklagen. Das war es mit Genf, leider, die schönste angenehmste Automesse der Welt. Wie gut dass ich dort war und viele Bilder und Berichte aus den ganzen Jahrzehnten habe. RIP.

    • Peter Ruch Peter Ruch

      wie wahr!

  3. Robert Robert

    Avec autant d’absents, je n’irai pas pour la première fois depuis 55 ans. Je n’ai pas raté un seul salon depuis que je sais marcher. J’y allais avec mon père, lui aussi passionné d’automobile. Pour moi c’était une fête dont je me réjouissais des mois à l’avance. J’ai des milliers de souvenirs du salon de l’auto de Genève. J’y ai amené ma femme pour notre premier rendez-vous, tous mes 4 garçons y sont allés avec moi chaque année, mes amis passionnés et moi avons partagé des centaines d’heures dans les allées du salon de Genève. Le plus beau salon du monde. Aujourd’hui, il est tout simplement mort de sa belle mort, merci aux réseaux sociaux, merci à internet. Il me reste mes souvenirs heureusement.

  4. Wie die Redaktion richtig schreibt ist sie ein kleines Rädchen. Ich bin auch nur ein kleines Rädchen. Ich kleines Rädchen weiss aber, dass wenn Autorambazamba belebt werden muss, dann kommen die Klassiker ins Spiel. Denn wir repräsentieren Emotionen! Ich war am Salon mit vier klassischen Jaguar und versuchte der Salon Organisation zu zeigen, dass wir Klassiker Spezialisten das Bedürfnis haben vor grossem Publikum auszustellen. Ich wurde kalt ignoriert. Ich schrieb sogar einen Brief. Nichts! Da sagte meine Grossmutter, Inhaberin eines KMU: Hochmut kommt vor dem Fall. Warum soll ich mir übrigens einen neuen Jaguar kaufen wenn ich gerade meinen Neuwagen (das war zwar vor 10 Jahren) aus meiner Sammlung geholt habe für den Frühjahrsservice, er sieht noch fast aus wie am ersten Tage!

  5. Don Automobilio Don Automobilio

    Meister Dönni hat recht. Mit Emotionen holt man die Leute nach Geneva. Es ist wie bei der Uhrenmesse, es sind leider Quadratmeter-Verkäufer am Werk. Also wollen diese auf Teufel komme endlich raus auch m2 verklickern … Studier, staun und studier! Wenn die grossen Marken nicht mehr da sind um „Neuigkeiten“ vorzustellen, dann präsentiert doch die grossartigen „Altigkeiten“ aus der Epoche wo diese mal neu waren. Ein Mega Concours des Marques mit betörendem Grand Prix d’Ellegance. Die Stories von Alvis, Bentley, Cadillac runter zu Z wie Zagato. Damit verdreifachen sich die Standflächen und vervielfachen sich die Besucher (Eintritte!) -Zahlen signifikant. Aber eben, die Oma mit dem KMU oder der Schnössel CEO mit den m2-Augen finden nicht zusammen. Und die Werbeagentur (ohne Garanzien) grinst sich ins Fäustli.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert