Geht doch
Auch wenn es die gusseisernen Porsche-Freunde nicht gerne lesen: Die Verkaufszahlen des Porsche 924 waren gut. So gut, dass der «Hausfrauen-Porsche» mit seinem Motor aus dem VW-Transporter LT dem Stuttgarter Unternehmen das Überleben ermöglichte. Ein Problem gab es allerdings schon mit diesem Motor, einmal abgesehen davon, dass er auch in ein Nutzfahrzeug verbaut wurde: Mit seinen 125 PS war er wirklich nicht das, was den Piloten Tränen der Freude in die Augen trieb. 1979 hatte Zuffenhausen endlich ein Einsehen und spendierte dem 2-Liter-Vierzylinder einen neuen Zylinderkopf mit hemisphärischen Brennräumen – und einem KKK-Turbolader, der die Leistung bei 0,7 bar Ladedruck auf 170 PS brachte. Damit beschleunigte der Porsche 924 Turbo (Typ 931) in weniger als 8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und wurde über 220 km/h schnell. Noch besser konnte es der quasi gleichzeitig auf den Markt gebrachte 924 Carrera GT (Typ 937), von dem 1981 genau 406 Exemplare entstanden sind. Er ist aber nicht nur ziemlich selten, er ist auch ziemlich grob. Schon optisch macht er viel her, die Kotflügelverbreiterungen aus Glasfaserkunststoff sind zusammen mit der Lufthutze ein Hingucker, das Interieur entspricht weitgehend dem des 924 Turbo. Höhepunkt war aber der Zweiliter-Turbo, der mit leichteren Schmiedekolben, gehärteten Nockenwellen, einem überarbeiteten Zylinderkopf, einer von 7.5 auf 8.5:1 erhöhten Verdichtung und mehr Turbodruck (0.75 bar) auf 210 PS gebracht wurde. Auch das Fünfgang-Getriebe wurde verstärkt, auf Wunsch gab es ein Sperrdifferenzial. Ein Beschleunigungswert von 6.9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h machten den damals rund 60 000 D-Mark teuren Typ 937 zu einem wahrhaften Sportgerät. Kein Wunder, dass er zur Basis für die späteren Rennmodelle GTS, GTP und GTR wurde. Und um letztere, die schärfte Variante geht es hier.
Es war klar, dass mit dem 924er auch Rennen gefahren werden mussten, sonst würde den Transaxle-Porsche nie jemand ernst nehmen. Mit der Einführung von Turbo/Carrera GT wurde dann ab 1979 auch eine Basis geschaffen, damit diese ersten wassergekühlten Porsche auch auf der Rennstrecke eine gute Figuar abgeben konnten. In jenem Jahr begann die Entwicklung eines Fahrzeugs, das dem Gruppe-4-Reglement entsprach und folglich auch bei den 24 Stunden von Le Mans antreten konnte. Es gab ein 5-Gang-Klauen-Getriebe, ein Sperrdifferential hinten, die Bremsen aus dem 935er, jede Menge Leichtbau, Trockensumpfschmierung – und etwa 375 PS für ein Gewicht von weniger als einer Tonne. Für die Saison 1981 wurde eine GTR-Version für private Rennteams aufgelegt, es gab offiziell etwas weniger Leistung, doch die 17 gebauten und für 180’000 D-Mark verkauften Geräte waren auf jeden Fall schnell (Höchstgeschwindigkeit bis 290 km/h) und zuverlässig.
Ob das beim Fahrzeug, das wir hier zeigen (Chassisnummer WP0ZZZ93ZBS72010), auch stimmt, wissen wir nicht. Dieser 81er Porsche 924 Carrera GTR ging nach Japan, wurde für mindestens zwei Jahre beim Importeur eingestellt, kam dann zu einem Kunden, der es sich in sein Haus stellte. Und wohl nur ganz selten bewegte. Der Wagen kommt am 22. Mai bei RM Sotheby’s auf Amelia Island unter den Hammer, der Schätzpreis von 375’000 bis 450’000 Dollar scheint uns in Anbetracht dessen, was sonst für Kleinstserien-Porsche bezahlt werden (siehe, zum Beispiel: hier), fast schon als Schnäppchen. Gut, man braucht halt eine Rennstrecke dafür, aber dort wird man sicher unterschätzt mit diesem «Hausfrauen-Porsche».
Mehr Porsche haben wir in unserem Archiv.
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