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Kauft Vorkriegs-Klassiker! Weiterhin.

Eine kurze Betrachtung der Marktlage

Sechs Jahre ist es nun auch wieder her, dass wir schon einmal einen Geschichte mit dem Titel «Kauft Vorkriegs-Klassiker!» verfasst hatten, zu lesen: hier. Und nein, der Markt hat sich seither nicht erholt, ganz im Gegenteil. Und wieso empfehlen wir trotzdem, dass man jetzt Vorkriegsfahrzeuge kaufen soll? Ganz einfach, weil wunderbares Kulturgut auf dem Markt ist – so günstig wie wohl noch nie. Für Investoren und Spekulanten sind die Automobile kein Thema, für Liebhaber aber schon.

Betrachtet man die Liste der Angebote der Auktion von RM Sotheby’s in Monterey Mitte August, dann fallen selbstverständlich zuerst die 10 Mercedes-Benz 500 und 540 K auf, die unter den Hammer kommen (siehe auch: hier). Darunter ist auch der 540 K, der einst dem König von Afghanistan gehörte (Bild oben) – und mit einem unteren Schätzpreis von 9 Millionen Dollar natürlich kein Schnäppchen ist. Doch es gibt da auch ein 500 K Cabriolet, das mit «nur» 600’000 bis 800’000 Dollar bewertet wird – es ist Jahrzehnte her, dass so ein Kompressor-Benz für weniger als eine Million auf dem Markt war.

Doch aufgefallen sind uns zwei andere Fahrzeuge, nehmen wir zuerst ein wunderbares Rolls-Royce Phantom II Continental Drophead Coupé mit einem Aufbau von Freestone & Webb aus dem Jahr 1934. Als Continental verfügt dieser Rolls-Royce über den verkürzten Radstand von 3,66 Meter, natürlich über den bekannten 7,7-Liter-Reihensechszylinder mit etwa 120 PS – und eine Karosserie, die es in dieser Form nur einmal gibt. Es ist dieser Rolls-Royce ein schöner Wagen in einem guten Zustand – und er scheint uns mit einem Schätzpreis von 175’000 bis 225’000 Dollar ein sehr gutes Angebot.

Noch deutlich günstiger ist ein Packard 3-35 Twin Six von 1920, der mit 75’000 bis 125’000 Dollar angeschrieben ist. Wie die Bezeichnung klar macht, handelt es sich um einen Zwölfzylinder, der mit 6,8 Liter Hubraum auf etwa 90 PS kam. Beim hier gezeigten Fahrzeug handelt es sich Transformable Town Car mit einer halboffenen Karosserie von Fleetwood, jenem Karosseriebauer, der später von Cadillac übernommen wurde. Das Fahrzeug hat eine wunderbare Geschichte, wurde wahrscheinlich auf dem New York Salon ausgestellt, kam danach nach Philadelphia, wo es verständlicherweise für viel Aufsehen sorgte. Von dieser ersten Serie der Twin Six baute Packard zwischen 1916 und 1923 über 30’000 Exemplare, sie gelten als sehr zuverlässig.

Der teure Unterhalt gilt als einer der Gründe, weshalb Vorkriegs-Klassiker immer weniger Liebhaber finden. Doch das muss bei beiden hier gezeigten Fahrzeugen nicht sein, wie schon erwähnt, es gab reichlich davon, es gibt also auch noch einen Markt für Ersatzteile. Ausserdem werden solche Fahrzeuge ja nur selten und dann auch nicht im Renntempo bewegt, es geht folglich auch nicht dauernd etwas kaputt. Zudem sind sie mechanisch ziemlich einfach – und eben, zuverlässig. Was man von all den Ferrari, Maserati und Porsche, deren Preise weiterhin durch die Decke gehen, nur teilweise behaupten kann.

Nein, das grosse Geld lässt sich mit solchen Fahrzeugen nicht machen, man muss sie als Langzeit-Projekt sehen, mehr so als: Familien-Mitglieder. Und auch wenn sie unterdessen bei Schönheitskonkurrenzen verschämt in einer Ecke stehen müssen – dem geneigten Betrachter werden viel mehr schöne Details auffallen als etwa an einem Porsche 356 B, der in Monterey um etwa das gleiche Geld angeboten wird wie der Zwölfzylinder-Packard. Ausserdem haben solche Fahrzeuge wie der Phantom II und der Twin Six meist eine viel spannendere Geschichte.

Mehr schöne Geschichten haben wir in unserem Archiv.

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