Der Namensgeber
Von den Strassenrennen von einst kennt man sicher die Mille Miglia, die Targa Florio, vielleicht noch die Carrera Panamericana. Mit der «Tour de France» bringt man wohl aber meist das Fahrrad-Rennen in Verbindung, dabei gab es schon ab 1899 eine solche Veranstaltung auch für Automobile – vier Jahre früher als das erste Rennen für Velofahrer. Schon die erste Austragung war heftig: Zwischen dem 16. und 14. Juli mussten von Paris über Vichy und Nantes zurück nach Paris 2172 Kilometer zurückgelegt werden. Der erste Sieger hiess René de Knyff, er brauchte auf seinen Panhard & Levassor fast zwei Tage.

Die goldene Ära für das Auto-Rennen begann aber eigentlich erst 1951. Die Strecke führte von Nizza nach Nizza, dazwischen lagen aber 5239 Kilometer und mehrere Spezialprüfungen auf Berg- und Rundstrecken. Gewertet wurde das Rennen über eine schwierige Formel, so dass nicht unbedingt das schnellste Team gewann; manchmal wurde auch noch zwischen Sport- und Tourenwagen unterschieden. Hier geht es aber um das Rennen von 1956, das nur einen Sieger kannte: Alfonso de Portago (wir werden ihm noch eine eigene Geschichte widmen).
Start war auch 1956 in Nizza, die Gesamtstrecke betrug 6020 Kilometer in sieben Tagen, Nachtruhe gab es nur zwei Mal. 103 Fahrzeuge starteten, 37 kamen in Paris an. Unterwegs gab es verschiedene Wertungen, etwa ein Bergrennen auf den Mont Ventoux und den Peyresoude, aber auch bis 12 Runden auf den bekannten Rennstrecken in Le Mans, Reims, Rouen und Montlhery. Es war von Anfang an klar, dass der Sieger entweder Ferrari oder Mercedes heissen musste. Die Stuttgarter schickten ein halbes Dutzend 300 SL nach Frankreich, angeführt von Stirling Moss und Jacques Pollet, der 1954 gewonnen hatte. Auch Ferrari war mit sechs Fahrzeugen am Start, alles 250 GT, allerdings in unterschiedlichen Ausführungen. Alfonso de Portago (0557GT) und Jacques Péron (0563GT) fuhren die neusten Produkte mit einem Aufbau von Scaglietti, während Olivier Gendebien, Jean Estager, Maurice Trintignant und Paolo Lena noch die 250 GT Europa bewegten.
Der erfahrene Jacques Pollet führte das Rennen lang an, während Stirling Moss Mühe bekundete, sich mit seinem Flügeltürer anzufreunden; er war erst am Morgen des ersten Renntages zum ersten Mal dringesessen. Doch de Portago drehte langsam auf, er gewann fünf der sechs Rundstrecke-Rennen und hatte nach dem Ausfall von Pollet keine Gegner mehr. Es war dies der Auftakt einer langen Siegesserie für Ferrari, Gendebien gewann 1957, 1958 und 1959, Willy Mairesse dann 1960 und 1961, bis 1964 kamen drei weitere Ferrari-Siege dazu, zuletzt Lucien Bianchi auf einem 250 GTO.
Die Ferrari 250 GT mit der Karosserie von Scaglietti trugen zu Beginn die simple Bezeichnung Berlinetta. Doch nach dem Sieg von de Portago wurden sie als «Tour de France» bekannt – die Rennsiege von Gendebien zementierten diesen Namen. Wir zeigen hier das originale Fahrzeug von de Portago – es war ursprünglich grau.
Chassis-Nummer: 0557GT
Motoren-Nummer: 0557GT
ausgeliefert: 23.04.1956
Original-Farbe: Grau
Besonderes: no louvre
erster Besitzer: Marquis Alfonso de Portago (gewann damit die Tour de France, 17.-23.9.1956, Beifahrer Ed Nelson, Startnummer 73)
weitere Besitzer: Hans Tanner Team (1957, Santa Ana, USA); Keith Schellenberg (1957, Richmond, England); Paul G. Palumbo (1983, England – hellblau lackiert, Streifen); Lorenzo Zambrano (1992, Monterrey, Mexiko; bezahlte 803’000 Dollar bei Brooks-Auktion); RM Sotheby’s, Monterey 2015, verkauft für 13’200’000 Dollar.
Eine schöne Sammlung aller «Tour de France» gibt es: hier. Und mehr gutes Material in unserem Archiv.
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