Gute Idee?
International Harvester, gegründet 1902, war ursprünglich ein Anbieter von Landwirtschaftsgeräten, baute aber schon 1907 sein erstes Fahrzeug. Über die Jahre verlegte man sich immer mehr auch auf «light trucks» und Pick-up, und erfand mit dem Travelall 1953 eigentlich auch noch das vermaledeite SUV-Segment. 1961 stellte International dann den Scout 80 vor, der als direkter Konkurrent zum Jeep CJ gedacht und mindestens so geländetauglich war. 1965 folgte dann der stabilere Scout 800, den es auch mit stärkeren Motoren gab. Und ab 1971 kam dann der Scout II auf den Markt, den es wie seine Vorgänger in den verschiedensten Karosserieformen zu kaufen gab. Und mit teilweise richtig bösen Maschinen mit bis zu 5,7 Liter Hubraum. 1980 war dann Ende.
Und warum machen wir im Zusammenhang mit Volkswagen diesen Ausflug in die amerikanische Automobil-Geschichte? Irgendwie kam Scout zu VW, über die LKW-Sparte Traton und deren amerikanischen Ableger Navistar. Und weil es VW aus verständlichen Gründen in Amerikeit halt nicht so läuft, braucht es da neue Ansätze. Die neu gegründete Scout Motors ist ein wichtiger, sie soll ab 2026 rein elektrisch dem unfassbar erfolgreichen Ford Bronco ans Rad pinkeln. Und den Jeep gleich auch noch. Erste Zeichnungen zeigen einen klassischen, kantigen SUV – und einen Pick-up, ohne den es in den USA nicht geht. Ob er dann Full-Size sein wird wie der höchst erfolgreiche Ford F-150 Lightning, das lässt sich nicht erkennen.

Das Gute ist: Volkswagen hat in den USA gar nichts mehr zu verlieren (ausser Geld). Auch gut ist, dass es insbesondere um die Scout II in den USA einen Hype gibt (wie auch um die alten Ford Bronco – und die Toyota Land Cruiser). Nicht so gut ist: VW hat in den USA kein Werk, das Stromer bauen könnte. Man braucht einen Partner, die Rede ist von Magna (das sind Österreicher) und Foxconn. Die Chinesen, die berühmt sind für ihre Produktion des iPhone von Apple, besitzen in den USA tatsächlich eine Fertigungsstrasse für die E-Autos von Lordstown – bloss kommt da halt seit Jahren nix. Da wäre also sicher Kapazität.

Es ist sicher spannend, wie der Volkswagen-Konzern den amerikanischen Markt angeht. Dass dafür ein «alter» Name reaktiviert werden soll, birgt aber auch ein paar Probleme – und wird viel Geld kosten, gerade die jüngere Kundschaft wird Scout nicht kennen. Auch das Konzept, das Fahrzeug gar nicht erst selber bauen zu wollen, erscheint zumindest fragwürdig; die Margen werden so ja nicht grösser, die in Wolfsburg so hochgelobten Skaleneffekte verschwinden. Dazu kommt, dass 2026 noch in sehr weiter Ferne liegt – bis dann wurden die Karten schon öfter neu gemischt.

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