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Dino 206 GT

In memoriam

Danach zog er seine Sonnenbrille in der Öffentlichkeit nicht mehr aus: Der Tod seines Sohnes Alfredo, genannt Dino (geboren 26.3.1932), im Jahre 1956 war die schlimmste Tragödie im Leben von Enzo Ferrari. Dino, der an Muskeldystrophie litt, war das einzige Kind von Enzo Ferrari und seiner Ehefrau Laura Garello («il Commendatore» hatte aber noch mindestens einen Sohn mehr). Und Dino war ein begabter Ingenieur, ausgebildet in der Schweiz. Er soll 1955 angeregt haben, dass Ferrari einen 1,5-Liter-V6 für die Formel 2 konstruieren sollte. Aussergewöhnlich waren für Ferrari nicht bloss die sechs Zylinder, sondern auch der Gabelwinkel von 65 Grad. Dino Ferrari erlebte die ersten Erfolge seiner dann von Vittorio Jano ausgeführten Konstruktion nicht mehr.

Es gab zwischen 1957 und 1967 eine ganze Reihe von Formel- und sonstigen Rennsportwagen unter der Bezeichnung Dino (etwa die wunderbaren Dino 206 S/SP). Das erste Strassen-Fahrzeug, das dann den Namen des verstorbenen Sohnes tragen durfte, kam aber nicht aus Maranello, sondern war der 1966 vorgestellte Fiat Dino (aber das ist dann nochmals eine andere Geschichte, hier). Doch Enzo Ferrari suchte gleichzeitig nach einer Möglichkeit, einen Konkurrenten zum Porsche 911 ins Modellprogramm zu nehmen – da passte so ein Ferrari Dino 206 GT perfekt. Er selber war nicht überzeugt vom Mittelmotor-Konzept, der «Commendatore» hielt das Fahrverhalten zu gefährlich für private Kunden, doch mit einem schwächeren V6 liess er es zu. Sicher auch in Gedenken an seinen verlorenen Sohn. Dass der Dino nicht das stolze «cavallino rampante» im Emblem tragen durfte, wurde «il drago» (so wurde Enzo Ferrari von seinen Mitarbeitern bezeichnet) heftig angekreidet.

Es war ein feiner Motor, den Vittorio Jano über die Jahre immer weiter entwickelt hatte. Für den Ferrari Dino 206 GT gab es zwei Liter Hubraum, selbstverständlich als V6 im ungewöhnlichen 65-Grad-Winkel; als Leistung wurden 180 PS bei 8000/min angegeben, das maximale Drehmoment lag bei 187 Nm bei 6500/min. Das Gemisch wurde über drei Weber-40-DCN/4-Doppelvergaser verarbeitet, der Dino war der erste Ferrari mit einer elektronischen Zündung (Dinoplex C von Magnetti Marelli) und einer Zahnstangenlenkung. Es muss zum Motor aber noch erzählt sein, dass Ferrari die Maschine eigentlich selber bauen wollte, doch Fiat legte ein Veto ein, zog die Produktion nach Turin ab – und überliess die «Zivilisierung» ausgerechnet Aurelio Lampredi, der im Unfrieden bei Ferrai ausgeschieden war. Und so stimmt es wohl auch nicht, dass der Ferrari-Dino 20 PS mehr hatte als der Fiat-Dino, denn es handelte sich um identische Aggregate, die alle am gleichen Band hergestellt wurden.

Natürlich kam das Design von Pininfarina, verantwortlich zeichneten dort Aldo Brovarone und Leonardo Fioravanti; gebaut wurde der Mittelmotor-Dino dann allerdings bei Scaglietti. Was damit zu erklären ist, dass der Aufbau der 152 (oder 153 – oder 154) gebauten Ferrari Dino 206 GT komplett aus Aluminium bestand – was diese frühen Fahrzeuge heute äusserst begehrenswert macht. Man sieht allerlei Einflüsse von früheren Dino- und Ferrari-Modellen, über die Jahre sind die Ferrari Dino 206 GT auf jeden Fall bestens gealtert, sie gehören sicher zu den hübschesten Mittelmotor-Autos aller Zeiten.

Die Presse war damals mehr als euphorisch. Die AUTOMOBIL REVUE schrieb: «Trotz des bescheidenen Hubraums ist der Dino 206 GT gerade wegen seiner Laufruhe aussergewöhnlich angenehm bei Autobahnfahrten. Das trifft besonders dann zu, wenn – sobald es der Verkehr erlaubt – die Reisegeschwindigkeit beinahe automatisch auf 200 bis 210 km/h ansteigt, ohne dass der Motor sich anzustrengen scheint. Bei hohen Geschwindigkeiten strahlt der Wagen geradezu ein Gefühl von Entspannung und Komfort aus». Auch Paul Frère, immerhin Le-Mans-Sieger und einer der Besten der schreibenden Zunft, war begeistert: «Am meisten Spass macht der Dino auf gut übersichtlichen, kurvenreichen Strassen. Ich kenne nur sehr wenige Autos, an denen man auf diesem Terrain soviel Freude hat. Hier spielt er seine Vorzüge aus: eine fast rennmäßig gute Kurvenlage (in dieser Beziehung bringen anscheinend die neuen, aus dem Radial-Rennreifen entwickelten Michelin X eine ganze Menge), ein fast stur neutrales Kurvenverhalten».

Die nur etwa 900 Kilo schweren Ferrari Dino 206 GT gab es nur in den Jahren 1967 bis 1969, dann wurden sie vom behäbigeren 246 GT abgelöst (von dem es aber dann auch noch eine Targa-Variante gab). Die 206er sind heute viel begehrter (und teurer) als die 246er, was auch daran liegt, dass sie mehr Fahrspass machen, siehe oben. Im Vergleich zum 246 GT war der Radstand noch um sechs Zentimeter kürzer – und das Gewicht um gut 200 Kilo geringer. Eine kleine Ewigkeit lang interessierte sich kaum jemand für den Dino, der kein «echter» Ferrari sein durfte – unterdessen sind die Preise ins Absurde gestiegen. Für das Exemplar (#0136), das wir unten zeigen und das Anfang März 2023 von RM Sotheby’s auf Amelia Island versteigert wurde, wurden mindestens 700’000 Dollar erwartet – und dann 868’500 Dollar bezahlt.

Selbstverständlich eröffnen wir hier eine Sammlung.

Chassis-Nummer: 00136

Auktion: RM Sotheby’s, Amelia Island 2023, verkauft für 868’500 Dollar (wie oben erwähnt)

Chassis-Nummer: 00186

Motoren-Nummer: 135b 0002069 (originaler Motor soll vorhanden sein)

Auktion: RM Sotheby’s, London 2015, verkauft für 347’200 Pfund

Chassis-Nummer: 00238
Motoren-Nummer: 161 (?)

Auktion: RM Sotheby’s, Paris 2017, verkauft für 526’400 Euro

Chassis-Nummer: 00294
Motoren-Nummer: 0005061

Auktion: RM Sotheby’s, London 2023, Schätzpreis 350’000 bis 400’000 Pfund. Wurde ausgeliefert am 14. Januar 1969 in Rosso Dino mit einem Nero-Simipelle-Interieur mit orangen Nähten an den Römer Ferrari-Händler Allegretti, zwei Wochen später verkauft. In seinen ersten 12 Jahren in Italien hatte das Fahrzeug nicht weniger als acht Besitzer, kam dann 1981 in gute Hände, die dem Dino für 35 Jahre Sorge trugen, aber leider irgendwann das Innenleben in komplett schwarz machen liessen.

Chassis-Nummer: 00320 (das ist das Fahrzeug, das wir oben zeigen)
Motoren-Nummer: 0005098

Auktion: RM Sotheby’s, Private Sales (Stand April 2023)

Chassis-Nummer: 00330 (?)

Auktion: RM Sotheby’s, Maranello 2008, verkauft für 115’500 Euro

Chassis-Nummer: 00390
Motoren-Nummer: 0005131

Auktion: RM Sotheby’s, Villa Erba 2017, Schätzpreis 550’000 bis 600’000 Euro, nicht verkauft

Mehr italienische Sportwagen haben wir in unserem Archiv.

1 kommentar

  1. Christian Christian

    Leitl, glaubts es halt – nicht „Il Drago“ sonder „Il Drake“ , aus Wikidingsda Italien:
    Enzo Ferrari (Modena, 20 febbraio 1898 – Modena, 14 agosto 1988) è stato un imprenditore, dirigente sportivo e pilota automobilistico italiano, fondatore della omonima casa automobilistica, la cui sezione sportiva, la Scuderia Ferrari, conquistò in Formula 1, con lui ancora in vita, 9 campionati del mondo piloti e 8 campionati del mondo costruttori.

    Molti furono gli appellativi con cui Enzo Ferrari venne denominato sulla stampa e nell’ambiente sportivo, durante la sua lunga carriera, come „Il Cavaliere“, „Il Commendatore“, „L’Ingegnere“, „Il Mago“, „Il Patriarca“, „Il Grande Vecchio“ o „Il Drake“. Quest’ultimo si riferisce al celebre corsaro Francis Drake e venne coniato dagli avversari inglesi nel secondo dopoguerra, con un misto di accusa e di ammirazione, per la dimostrata capacità e determinazione di Ferrari nel perseguire e cogliere risultati sportivi di portata assai superiore alla sua piccola azienda, operando una gestione „dittatoriale“ del suo team e, a volte, ponendosi al confine dei limiti imposti dai regolamenti tecnici.[1][2] Oder einmal bei den Kollegen von Ruote classiche nachfragen…
    Es ist schlicht eine falsche Übersetzung oder Übersetzung und Interpretationsfehler!
    Der Dino-Artikel ist aber trotzdem sehr gut!
    VG Christian

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