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Auto Shanghai 2023

Es geht doch!

Ob die Auto-Messe in Shanghai (noch bis 27. April) einen grossartigen Besucherandrang erlebt, das wissen wir nicht. Was aber schon vor der Öffnung der Tore ganz klar war: Rund 1000 Aussteller sind mit dabei – und fast alle grossen oder zumindest bekannten Hersteller hatten neue Modelle im Gepäck. Was in Europa (Genf!) und Amerika anscheinend nicht mehr möglich ist – in China funktioniert das prächtig.

Klar, China ist der wichtigste Auto-Markt der Welt, bald schon werden im Reich der Mitte mehr Autos verkauft wie in Europa und Nordamerika zusammen. Klar ist auch, dass die chinesischen Hersteller ihr Heimspiel dafür nutzen, sich im besten Licht zur präsentieren (vernünftiges Presse-Material, anständige Bilder findet man dann aber trotzdem kaum). Doch dass der Volkswagen-Konzern (wo die nach aussen getragene interne Kommunikation unterdessen wohl wichtiger ist als, egal) alle Vorstände einfliegt, dass BMW gleich drei neue Varianten präsentiert, dass Mercedes sich im obersten Segment weiter aufbürstet, dass Stellantis vor Ort ist und Ford und General Motors und die Japaner ja sowieso, das könnte ein Hinweis darauf sein, dass auch die (noch) etablierten Hersteller gemerkt haben, dass eine Auto-Messe durch nichts zu ersetzen ist. Ausser Audi, die hatten auf ihrem mit Abstand wichtigsten Markt nichts dabei ausser ein paar veralteten sowie verkorksten Studien.

Bloss – who cares? Da mag VW seinen ID.7 und Lamborghini sein Rührei zum ersten Mal öffentlich präsentieren – doch ein paar Schritte weiter zeigt BYD den Seagull, modernste E-Technik, so einigermassen nettes Design, vor allem aber ein Preis, für den die europäischen Hersteller noch nicht einmal eine Batterie einkaufen können: plusminus 10’000 Franken/Euro. Yup, nur umgerechnet 75 PS, etwa 300 Kilometer Reichweite in der Basis-Variante, aber es ist jetzt schon sicher, dass das kleine Ding in China SpaceX-«Starship»-mässig abgehen wird. Dies aber mehr als drei Minuten. Man kann für Stellantis, VW & Co. nur hoffen, dass die Nachfrage in China so gross ist, dass dieses Fahrzeug nicht so bald nach Europa kommt.

Wir kriegen hier in Europa sowieso nur einen kleinen Teil mit, was in China passiert. Vieles davon ist lächerlich, optisch weiterhin grauenvoll, total bescheuert, etwa die verschiedenen Versionen des Karlmann King (wir haben keine Bilder, die wir verwenden dürfen, aber Sie können es ja googeln). Aber das ist ein Maybach EQS SUV ja auch, oder? Drei Tonnen Seife – wer kann sowas bewilligen? Und wer im Vorstand hat die 700 Kilometer Reichweite des VW ID.7 abgenickt? Dass solches Gebaren nur Spott und Häme generieren wird, das muss doch jedem klar sein, der in seinem bisherigen Leben nicht bloss Toiletten-Papier oder Fertig-Pizza marketingtechnisch betreut hat.

Wenn man das aktuelle Menu auf der Auto Shanghai so betrachtet, dann ist nicht die Frage, ob die deutschen oder japanischen Hersteller noch eine Chance haben (nein, haben sie nicht, Komma, Punkt, dann noch!), sondern wer in den nächsten drei, vier Jahren das Zepter übernimmt. Tesla, eigentlich gut aufgestellt, müsste sich jetzt extrem beeilen, um das zu schaffen, was aber kaum möglich ist, dafür ist das Angebot der Amerikaner zu dünn.

Wir sehen mehr so: Geely vs. BYD. Geely hat die (weltweit) bekannten Brands (Volvo, Polestar, Smart, Lotus – bald noch Aston Martin?) sowie ein breites Angebot auf dem Heimmarkt – BYD kommt mit unfassbarem Batterie-Know-how, kürzesten Entwicklungszyklen (1 Jahr?) und unterdessen auch ganz anständigem Design. Oben raus können alle, doch in der Masse und vor allem gegen unten auch richtig gutes Material bieten, das schaffen mittelfristig wohl nur noch die Chinesen. Und sollte es heute mit einem Modell nicht klappen, hauen sie morgen halt drei neue, bessere raus. VW kommt mit einem Modell unter 25’000 Euro (ohne aufpreispflichtige Boden-Teppiche) dann irgendwann – wir haben es schon wieder vergessen, die potentiellen Kundinnen wohl auch.

Jetzt müssen die Chinesen bloss noch lernen, ein Prozent vom PR-Bums der achsoberühmten OEM rauszulassen, dann hat die Torte auch noch ihr Kerzchen. Mehr Strom haben wir wir unter: zero. Alles andere: Archiv.

3 Kommentare

  1. Hallo,
    es wäre schön wenn die Fotos eine Beschreibung hätten.
    So weiss man nie genau welches Modell oder Marke das Bild zeigt.
    Man kann nur raten.

    Auch die Fotobezeichnung ist nicht immer aufschlussreich.
    z.B: SRL-image-0-2-1920×1279.jpg

    Wie wäre es wenn diese folgende Punkte beinhaltet: Marke-Modell-Jahrgang-besonderes-Auflösung.jpg

    Ich weiss dies bedeutet mehr Arbeit … die sich aber lohnt … auch wenn man später was sucht im Archiv.

    Beschreibung entweder via Maus over oder unten links oder rechts vom Bild wäre hilfreich. Besten Dank.

    LG Edgar

    • Peter Ruch Peter Ruch

      Und warum genau sollten wir das machen? Sonst gerade noch Wünsche – sollen wir die Bilder vielleicht auch noch ausdrucken, rahmen, bei Ihnen vorbeibringen?

  2. Hallo Peter,
    so weit gehe ich nicht, lach, aber das mit dem Beschriften oder wenigstens die Dateinamen der Bilder so bezeichnen dass man darüber erkennen kann welche Marke und Modell das Bild zeigt wäre auch für dich nützlich. Ich kenne das Problem selber bei meinen Arbeiten. Vor allem dann wenn ich später ein Bild im Archiv suche dann tue ich mich viel leichter und spare viel Zeit.

    LG Edgar

    PS: wir kennen uns vom Militär und haben uns früher immer wieder an den Pressetagen in Genf getroffen.
    Dein Schreibstiel und deine Arbeit finde ich nach wie vor Toll.

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