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Cunningham C-3

Die Hübschen

Eigentlich wollten wir die Cunningham C-3 ja auch in unserem Überblick über alle von Cunningham produzierten Fahrzeuge unterbringen (siehe hier). Doch wir haben zu viel zu gutes Material, es würde den Rahmen sprengen, als erhalten die C-3 eine eigene Geschichte. Und das sind sie ja sowieso wert, sie gehörten zu den ersten amerikanischen Nachkriegs-Sportwagen, sie haben eine spannende Historie – und sie sind einfach schön. Denn da ist ja auch noch: Vignale (wobei, besser: Giovanni Michelotti). Ausserdem weiss man von jedem einzelnen Exemplar, wer es kaufte, welche Farbe es hatte, über welche Besonderheiten es verfügte  – und wer es heute besitzt. Es existieren noch: alle.

Die Entstehungsgeschichte haben wir eigentlich schon erzählt: es gab den C-1 und auch den C-2, die beide Rennwagen waren. Der C-3 war dann einfach das Strassen-Fahrzeug, gleiche Plattform (mit sanft verlängertem Radstand und etwas breiterer Spur), die gleichen Motoren, aber halt etwas zivilisierter. Aber es reichte immer noch für den Sprint auf 60 Meilen in weniger als 7 Sekunden sowie für damalige Verhältnisse atemberaubende 240 km/h Höchstgeschwindigkeit. Innen waren die C-3 auch deutlich luxuriöser, obwohl: es wurden viele Teile von Ford verwendet. Die ersten zwei C-3 wurden selber entworfen in den engen Räumlichkeiten in West Palm Beach (wo man eigentlich nur Rennwagen bauen wollte), doch man merkte schnell, dass die Produktion in den USA zu teuer werden würde, dass jedes Auto mindestens 15’000 Dollar kosten müsste, damit man nur schon die Herstellungskosten gedeckt hätte. Cunningham wandte sich deshalb an seinen Freund Virgil Exner, der zeichnete auch ein hübsches Modell – und machte den Kontakt zu Vignale. Wie genau es funktionieren konnte, dass die Italiener die Herstellungskosten auf unter 9000 Dollar drücken konnten, das bleibt wohl ihr Geheimnis.

Aber der Reihe nach, zuerst die beiden als «Nicht-Vignale» bekannten C-3:

5205 – Roadster: einer der wenigen Cunningham, von den man eigentlich gar nichts weiss, ausser: es gibt ihn. Original-Farbe: Metallic Grey. Erster Besitzer: Russell Kleinginna. Soll sich seit 30 Jahren in der Sammlung von John Rothenberger befinden.

5206X – Coupé: Und schon wird es kompliziert. Das Design stammte von Alexis de Sakhnoffsky, doch gefiel Cunningham gar nicht. Das Fahrzeug wurde trotzdem von Carl Kiekhaefer gekauft, der aber alles andere als zufrieden war mit dem Wagen: er bemängelte ausführlich die Verarbeitung und vor allem das Fahrverhalten. Er tauschte ihn schon bald ein gegen 5206 – was (vielleicht) erklärt, warum es 5206X (das ältere Modell) und 5206 gibt. Original-Farbe: Brewster Green. Aktueller Besitzer: Peter Hosmer.

Und dann noch die restlichen Exemplare, also die Vignale:

5206 – Coupé: quasi der Prototyp der «Vignale»-C-3, wieder an Kiekhaefer ausgeliefert. Original-Farbe: Dunkelblau. Aktueller Besitzer: Joseph Robillard.

5207 – Coupé: wurde an Denver Cornett verkauft. Original-Farbe: Beige/Grün (heute: komplett schwarz). Aktueller Besitzer: Tom Cotter. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor.

5208 – Coupé; ausgeliefert an Alvin R. Jones. Original-Farbe: Blau/Schwarz. Dieses Fahrzeug verfügt auch über etwas Renngeschichte. Wurde 2016 von RM Sotheby’s für 1’210’000 Dollar versteigert. Aktueller Besitzer: Don Bernstein.

5209 – Coupé: 1952 auf der Paris Motor Show ausgestellt, verkauft an John Finkenstaedt. Original-Farbe: Cream/Dunkelblau/Hellblau. Befindet sich seit 1964 im Besitz der Familie Sefried.

5210 – Coupé: war das Demo- und Presse-Fahrzeug, wurde 1953 an Edmund du Pont verkauft. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor. Aktuelle Besitzerin: Karra Canum.

5211 – Coupé: wichtig: kein Aschenbecher. Erster Besitzer: William A.M. Burden. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor. Original-Farbe: komplett schwarz. War lange im Colorado Gateway Auto Museum ausgestellt. Aktueller Besitzer: sucht gerade einen neuen, wird von Broad Arrow Mitte August in Monterey versteigert, Schätzpreis 800’000 bis 1’000’000 Dollar.

5212 – Coupé: der erste Besitzer, Henry Dingley, baute 1956 einen stärkeren Chrysler-Motor ein. Dieses Fahrzeug verfügt auch über etwas Renngeschichte. Original-Farbe: Braun/Schwarz. Aktueller Besitzer: Chuck Schoendorf.

5213/5442 – Coupé: (die umnummerierter Fahrzeuge haben folgenden Hintergrund: man wollte 1954 keine Fahrzeuge mit dem ursprünglichen Jahrgang 1952 verkaufen…) Erster Besitzer war wahrscheinlich R.L. Parish; von der frühen Geschichte dieses Fahrzeugs ist nichts bekannt, erste Spuren finden sich erst 1964, als ihn die Frau eines Zahnarztes gegen einen Baum fuhr. Original-Farbe: Metallic Grey. Aktueller Besitzer: James Taylor (gehörte auch einmal Robert B. Cunningham, dem Sohn von Briggs). Kommt bei RM Sotheby’s in Monterey 2023 zur Versteigerung, Schätzpreis 950’000 bis 1’200’000 Dollar.

5214 – Coupé: wurde an Antonio Chopitea nach Lima, Peru, ausgeliefert; andere Quellen meinen, das Fahrzeug ging nach Brasilien (wo es sich bis 2005 auch befand). Original-Farbe: Beige/Hellgrün. Aktueller Besitzer: Chuck Schoendorf

5215 – Coupé: erster Besitzer: Floyd McRae. Stand danach in der Harrah Collection. Original-Farbe: Metallic Blue. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor. Aktueller Besitzer: James K. Dobbs III.

5219 – Coupé: erster Besitzer: Jack Hinkle. Original-Farbe: Grey/Braun. Aktueller Besitzer: Jay Leno.

5220 – Coupé: erster Besitzer: wahrscheinlich Arthur Stuart. Oder Lawrence S. Reed. Original-Farbe: Grau/Rot. Aktueller Besitzer: Dudley Cunningham.

5222 – Coupé: erster Besitzer: Robert W. Dowling. Original-Farbe: Braun/Braun. Aktueller Besitzer: Tom Coady.

5223 – Coupé: von Cunningham an seine Tochter Lucie Cunningham McKinney verschenkt. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor. Original-Farbe: komplett schwarz. Aktueller Besitzer: Scott Morris.

5224 – Coupé: erster Besitzer: Newell Wood. Original-Farbe: Braun/Schwarz. Wurde später wild umgebaut mit Ferrari- und Jaguar-Teilen; Cunningham kaufte das Fahrzeug dann zurück, heute steht es im originalen Zustand in der Collier-Sammlung (ist allerdings silber/schwarz).

5225 – Cabriolet: war wohl als Coupé geplant, wurde wahrscheinlich erst später zum Cabriolet umgebaut. Erster Besitzer: evtl. Millbanks. Original-Farbe: Hellgrün/Dunkelgrün. Aktueller Besitzer: Rich Atwell.

5226 – Coupé: noch ein Fahrzeug, von dem man wenig bis nichts weiss, erster Besitzer soll Jack M. Hinkle gewesen sein. Original-Farbe: Braun/Schwarz/Blau. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor. Aktueller Besitzer: Donald Murray.

5227 – Coupé: erster Besitzer: William B. David. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor. Original-Farbe: Rot. Stand einmal in der Harrah Collection und gehörte einst Bob Lutz. Der einst sogar die Markenrechte kaufte und 2001 den C7 entwickeln liess (2001). Heute ist seine Frau Denise als Besitzerin eingetragen.

5228 – Coupé: erster Besitzer: Dr. King. Original-Farbe: Grün. Aktueller Besitzer: The Estate of Richard Ullman.

5229 – Cabriolet: war wohl das erste fertige Cabriolet, 1953 auf dem Genfer Salon ausgestellt, auch auf der New York Motor Show gezeigt, danach an Gene Greenspun verkauft. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor. Original-Farbe: Dunkelgrün. Steht im Elliot Museum.

5230 – Cabriolet: einziges Exemplar mit einer Rückbank, verkauft an Nelson A. Rockenfeller. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor. Original-Farbe: Braun. Aktuelle Besitzerin: Ann Lee.

5231 – Cabriolet: erster Besitzer: Ben Johnson. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor. Original-Farbe: Hellgrau/Braun/Dunkelgrau. Aktueller Besitzer: Chuck Schoendorf.

5232/5440 – Coupé: Der erste Besitzer, Abraham M. Sonnabend, hatte eigentlich das Fahrzeug mit der Chassisnummer #5221 bestellt. Doch das Chassis ging auf dem Transport nach Italien verloren. Oder wurde in Italien zerstört. Sonnabend erhielt dann 5232/5440. Original-Farbe: komplett schwarz. Aktueller Besitzer: Dan Rapley.

5233/5441 – Cabriolet: erster Besitzer: Irving Robbins (wurde wahrscheinlich von gegen 5104 (C-2) eingetauscht). Original-Farbe: Rot. Gehörte später u.a. Lucie Cunningham McKinney, der Tochter von Briggs. Verfügt anscheinend immer noch über den originalen Motor.  Aktueller Besitzer: Don Bernstein.

Dieses Fahrzeug kommt am 5. März 2022 bei RM Sotheby’s auf Amelia Island unter den Hammer (Schätzpreis 900’000 bis 1’200’000 Dollar):

5234/5443 – Coupé: erster Besitzer: Fritz Ludington. Original-Farbe: Grau/Braun/Grau. Aktueller Besitzer: James Davies (soll einen 525 PS starken Chrysler-Motor eingebaut haben).

Wir wollen das noch ein bisschen erweitern, denn anscheinend gab es noch ein paar Chassis von den C3, die nie verwendet wurden, 14 an der Zahl. Oben in der Liste findet man ja schon einige Fahrzeuge, die eine neue Chassis-Nummer erhielten, 54xx anstatt 52xx. Doch da waren noch mehr, darunter #5236 und #5237, 1955 ausgeliefert über die Hilltop Trailer Sales in Evansville, Indiana. Anscheinend soll diese nackte Chassis (mit Antrieb) von einem Farmer zuerst als eine Art Traktor verwendet worden sein. Später, viel später erhielt das Fahrzeug dann auch noch eine Karosserie, mehr so im Stil des C-2R, ganz in Alu.

5237 wurde gekauft von Mr. Knudsen. Das Fahrzeug war damals anscheinend nicht fertig, er verkaufte es dann weiter – und irgendwann, in den 80er Jahren, tauchte der Wagen in «neuer» Form wieder auf. Und wurde 1984 von Anatoly Arutunoff, von dem «radical» schon öfter geschrieben hat (etwa hier und hier und hier und hier) gekauft. Jetzt (Mai 2023) steht diese eigenartige Konstruktion bei Bring A Trailer zum Verkauf.

Mehr schöne Klassiker haben wir in unserem Archiv. Und dort gibt es auch ein paar Sammlungen. Und natürlich den Überblick über alle anderen Cunningham.

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