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radical zero: Fahrbericht Dacia Spring

Mehr ist mehr

Gut, da war der Preis. Aber auch dann: So richtig total begeisternd war der rein elektrische Dacia Spring bisher wirklich nicht. Mehr so eine Gehhilfe. Jenes Transportmittel, das man gern zur Verfügung hat, wenn man mit zwei Kisten plattem Mineralwasser und 24 Rollen Toilettenpapier zum Aktionspreis nicht unbedingt im öffentlichen Verkehr gesehen werden will. Da ist man dann schnell zufrieden.

Jetzt haben die Rumänen, nein, die Chinesen, denn das Wägelchen wird ja im Reich der Mitte produziert, deutlich nachgebessert. Vor allem hat der kleine Stromer jetzt deutlich mehr Kraft, 48 kW statt derer 33, nach alter Rechnung 65 PS statt nur 48. Auch wenn das maximale Drehmoment sanft von 125 auf 113 Nm zurückging, ist das ein gewaltiger Gewinn dort draussen im richtigen Leben: Man kommt jetzt tatsächlich vorwärts. Man muss nicht mehr immer auf der letzten Rille unterwegs sein, damit einem die Kies-Laster nicht im Nacken sitzen. Ganz im Gegenteil, wir haben auf unserer Probefahrt sogar zweimal überholt. Nein, nicht Traktoren.

Einfach, damit das auch auf dem Papier (oder im Bildschirm) klar ist: 0 auf 100 km/h geht jetzt in 13,7 Sekunden. Ob die bisherige Version überhaupt auf 100 kam, das wollen wir hier jetzt nicht erörtern. Aber man ist auf der Gasse halt schon irgendwie wohler, wenn man weiss, dass man einer potentiellen Gefahr vielleicht auch einmal entfliehen kann. Andererseits, wie hiess es einst vom Citroën 2CV: Er ist ein sehr sicheres Fahrzeug, denn er ist, wenn ein Unfall passiert, noch gar nicht da. Und nein, zur NCAP-Bewertung des Dacia Spring wollen wir hier nichts schreiben – wir empfinden da gewisse Vorgaben der Crash-Behörde etwa so sinnbefreit wie die aktuellen Handsregeln im Fussball.

Doch da ist noch mehr: Es wirkt jetzt alles irgendwie stabiler, ausgereifter. Gut, wir bewegten die Top-Version, den neuen Extreme, der sogar über so etwas wie Ausstattung verfügt. Und der ist zu einem Preis von 20’790 Franken (in Deutschland: 24’550 Euro) zu haben, also kaum teurer als die bisherige, schwächere Basis-Variante. Selbstverständlich möchte man auch damit jetzt keine extreme Reise unternehmen, nicht unbedingt von Bern nach Zürich und auch wieder zurück, denn da wird es mit der offiziellen WLTP-Reichweite von 220 Kilometer schon eher knapp (die Batterie-Kapazität verbleibt mit 26,8 kWh netto doch an der eher unteren Grenze). Aber für nur in Bern und Umgebung reicht das locker. So oft gibt es ja nicht Aktionen für Toilettenpapier. Zumal die meisten ja noch Vorräte haben aus den Pandemie-Jahren.

Man muss für sich halt die Frage beantworten, für was man sein Transportmittel wirklich braucht. Wenn es der Selbstdarstellung dienen soll, dann empfehlen wir den Dacia Spring eher nicht. Wenn man damit mehr auf der Kurzstrecke unterwegs ist, die Kinderchen zur Kita bringt und dann noch einkaufen fährt und in den Yoga-Kurs, dann reicht der Zwerg-Stromer (3,73 Meter lang, 1,62 Meter breit) locker. Denn die wahren Zauberworte heissen da: Total Cost of Ownership. Da ist der Dacia Spring unter den E-Autos weiterhin, oder besser: jetzt erst recht unschlagbar.

Wir hätten da übrigens ein noch besseres Angebot: Dacia Sandero. Stärkere Fahrzeuge gibt es in unserem Archiv.

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