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Porsche 718 RSK / RS 60 / RS 61

Leichtbau

Mittelmotor, Leichtbau, ein sehr modernes Design sowie leistungsstarke Vierzylinder-Triebwerke kennzeichneten die Philosophie der legendären Porsche Spyder mit den Typenbezeichnungen 550 und 718. Konstruiert für Rundstrecken-, Strassen- und Bergrennen, wurden diese reinrassigen Sportwagen von 1953 bis Mitte der 1960er-Jahre äusserst erfolgreich eingesetzt – sowohl vom Porsche-Werk als auch von vielen Kundenteams. Privatrennfahrer sowie Werkspiloten wie Wolfgang Graf Berghe von Trips, Hans Herrmann, Graham Hill, Ricardo Rodríguez oder Joakim Bonnier holten mit den schnellen und wendigen Renn­sportwagen mehr als 1000 Siege.

Die Geschichte der 718 und 550/550A ist die Geschichte einer schrittweisen Entwicklung – und damit typisch für Porsche in jenen Jahren. Als Nachfolger und Weiterentwicklung des 550 A debütierte 1957 der 718 RSK, von dem bis 1959 34 Exemplare hergestellt wurden. Motorsport und Technik lagen hier bei der Namensgebung eng beieinander, denn während das RS für Rennsport steht, bezieht sich das K auf die neu ent­wickelten vorderen Torsionsstabfedern, die in Form eines auf dem Rücken liegenden großen K angeordnet waren.

Zusätzlich erhielt der 718 einen Rahmen aus naht­losem Stahlrohr und gewann so zusätzliche Festigkeit bei maximalem Leichtbau. Fahrwerk und Trommelbremsen wurden ebenfalls weiter optimiert. Es standen unterschiedliche Aufbauten zur Verfügung, auf schnellen Strecken wurde gern eine mit senkrecht stehenden Heckflügeln verwendet. Ausserdem gab es den so genannten Aerodynamik-Buckel, entweder nur hinter dem Fahrer oder über die ganze Breite des Fahrzeugs. Die Scheibe musste sein, sie wurde vom Reglement verlangt, genau wie auch das Reserverad, das immer mitgeführt werden musste.

Angetrieben wurde der Porsche 718 RSK vom schon aus dem 550 bekannten Fuhrmann-Königswellen-Motor mit 1,5 Liter Hubraum. Doch über die Jahre stieg die Leistung weiter an, 1957 war man bei 142 PS bei 7500/min, ein Jahr später schon bei 148 PS bei 8000/min; im Rennen durften die Motoren aber maximal bis 7600/min gedreht werden. Geschaltet wurde über ein manuelles 5-Gang-Getriebe, dazu kam ein ZF-Sperrdifferential. (Das Fahrzeug, das wir oben zeigen, trägt die Chassis-Nummer 718-006, #31, war also ein Werk-Fahrzeug, es schaffte gleich einen Klassensieg in seinem ersten Rennen, den 12 Stunden von Sebring, am Steuer von Trips/Bonnier. 006 gewann mit Herrmann/Maglioli auch die 1000 Kilometer auf dem Nürburgring 1959 – und wurde 2022 von RM Sotheby’s für 4,3 Millionen Dollar versteigert.)

Der 718 RSK feierte weltweit Erfolge. In Le Mans, am Nürburgring, in Argentinien, im kalifor­nischen Riverside sowie bei zahlreichen Bergrennen, sogar für Gesamtsiege kam er in Frage. Das galt auch für den Porsche 718 RS 60, der für die Rennsaison 1960 auf Basis des 718 RSK entwickelt worden war. Es gab weiterhin den aus nahtlosem Stahlrohr geschweissten Gitterrohrrahmen, die Karosse wurde etwas aerodynamischer gestaltet. Wobei man da schreiben muss: die Karossen, denn den RS 60 gab es mit immer wieder anderen Aufbauten, meistens als Spyder, manchmal auch als Coupé. Fast alle trugen im Laufe ihres Lebens einmal andere Kleider.

Die grössten Unterschiede zum 718 RSK fanden sich in der Motorisierung. Prinzipiell wurde der Hubraum von 1,5 auf 1,6 Liter erhöht (meistens: 1587 cm3, Typ 547, 160 PS), doch es gab da Unterschiede, 718-044 verfügte etwa bei seinem ersten Einsatz, den 24 Stunden von Le Mans, über 1606 cm3 Hubraum, damit er in der Klasse bis 2 Liter starten durfte, in der ein grösserer Tank erlaubt war. Es gab noch mehr Motor-Varianten, als Typ 719 mit 1678 cm3 und bis zu 175 PS. Später erhielten einige Fahrzeuge, wie schon erwähnt, die 2-Liter-Version (immer noch Typ 587), andere gar den 2-Liter-Achtzylinder (Typ 771).

Wahrscheinlich entstanden 18 Exemplare vom Porsche 718 RS 60. 14 Stück davon wurden an Privat-Kunden verkauft (ab Chassis-Nummer 718-051), vier wurden vom Werk eingesetzt (718-041, 718-042, 718-043 und (Bilder oben): 718-044, #136 – 2019 von RM Sotheby’s für 5’120’000 Dollar versteigert. Dazu muss noch dies erzählt sein: Es war eine Demonstration, was Stirling Moss da an der Targa Florio 1961 bot. Zwar hatte Porsche da auch den sanft verbesserten 718 RS 61 am Start, doch Moss erhielt einen deutlich überarbeiteten RS 60, dem ein 2-Liter-Motor (Typ 587/3) eingebaut worden war. Damit war genau das richtige Auto in den richtigen Händen: Mit einer Trainingszeit von 40 Minuten und 28 Sekunden war Moss rund drei Minuten schneller als Graf Berghe von Trips in seinem favorisierten Dino 246SP (es war dies erst der zweite Auftritt des ersten Ferrari mit Mittelmotor). Auch im Rennen zeigte Moss allen den Meister, führte vor der letzten Runde mit mehr als einer Minute Vorsprung, bis er das Fahrzeug acht Kilometer vor der Ziellinie nach einem Differentialschaden am Streckenrand abstellen musste. Die fahrerische Leistung von Stirling Moss im kleinen Porsche gilt bis heute als eine der grossartigsten; von Trips schenkte dem Engländer nach dem Rennen die Siegertrophäe.)

Die Grenzen zum Porsche 718 RS 61 sind einigermassen, nein, sehr fliessend, da geht es eigentlich mehr um ein Verkaufsargument: neues Auto für neue Privatkunden. Oben: Zuerst Original-Bilder eines RS 61. Unten dann 718-066, vom RM Sotheby’s 2014 versteigert für 2’750’000 Dollar.

Selbstverständlich entsteht eine g’scheite Sammlung, von allen:

Porsche 718 RSK:

Chassis-Nummer: 718-006 (siehe oben)

Porsche 718 RS 60:

Chassis-Nummer: 718-044 (siehe oben)

Chasis-Nummer: 718-060

Auktion: Gooding & Co., Monterey 2023, Schätzpreis 5’500’000 bis 6’500’000 Dollar. Ausgeliefert im Juni 1960 an William Wuesthoff, einen Gentleman-Driver aus Milwaukee, der für den Porsche genau 9000 Dollar bezahlte. In vier Jahren bestritt er mit 718-060 17 Rennen – und schaffte 12 Klassen-Siege.

Porsche 718 RS 61:

Chassis-Nummer: 718-066 (siehe oben)

Chassis-Nummer: 718-070 – Story: hier.

Noch mehr Porsche haben wir in unserem Archiv.

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