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related: Sportwagen-Weltmeisterschaft 1953

Alles Gute

Es ist ja gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten über all die Verbände im automobilen Bereich. Schon 1904 wurde die AIACR gegründet, die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus, die dann 1946 in FIA, Fédération Internationale de l’Automobile, umbenannt wurde. Ab 1922 gab es dazu noch die CSI, die Commission Sportive Internationale, die für die sportlichen Belange zuständig war, 1970 in FISA, Fédération Internationale du Sport Automobile, umbenannt wurde – und 1993 in die FIA eingegliedert.

Für die Saison 1950 hatte die FIA die neue Formel-1-Weltmeisterschaft ins Leben gerufen, zuerst nur für die Fahrer. Der Erfolg war gewaltig – und die damals noch ziemlich eigenständige CSI, die mehr dem Breitensport gewandt war, musste etwas unternehmen. Also wurde für 1953 eine Weltmeisterschaft für Sportwagen ausgerichtet – nur für Konstrukteure (den Konstrukteurstitel gab es in der Formel 1 erst ab 1958). Das schien ein grosses Bedürfnis zu sein, denn viele der berühmten Rennen taugten nicht für die Monoposto der Formel 1, waren aber die deutlich grösseren Publikumsattraktionen, etwa die 24 Stunden von Le Mans (seit 1923), die Mille Miglia (seit 1927), die Carrera Panamericana (ab 1950).

Ausgeschrieben wurden in der ersten Saison sieben Rennen, jedes Land durfte nur mit einer Veranstaltung vertreten sein. Das war prinzipiell kein Problem, ausser in Italien, wo die Mille Miglia den Vorzug gegenüber der Targa Florio erhielt. Die Saison begann am 8. März 1953 mit den 12 Stunden von Sebring, ging am 25./26. April mit der Mille Miglia weiter, es folgten die 24 Stunden von Le Mans (13./14. Juni), die 24 Stunden von Spa-Francorchamps (25./26. Juli), das 1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring (20. August), die RAC Tourist Trophy auf dem Dundrod Circuit (25. September) und schliesslich noch die Carrera Panamericana (23. bis 27. November).

Für einen Sieg gab es acht Punkte, dann 6-4-3-2-1; die drei «schlechtesten» Rennen waren Streichresultate. Erster Weltmeister war Ferrari mit 27 Punkten vor Jaguar mit 24 Punkten und Aston Martin mit 16 Punkten. Spannend war das Reglement: Es gab eigentlich keines, es mussten ein paar Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden, das war’s. Keine Hubraumbeschränkung (nach oben), keine Gewichtsbeschränkung (nach unten), keine unterschiedlichen Klassen – wer vorne war, holte Punkte, alle anderen erhielten nicht einmal Trostpreise.

12 Stunden von Sebring 1953
Sebring war ein noch neuer Kurs, er war erst 1950 eingeweiht worden, Teil eines ehemaligen Flughafens und 8,4 Kilometer lang. 1952 hatte ein erstes 12-Stunden-Rennen stattgefunden, es gewannen Kulok/Gray auf einem Frazer Nash (ein Vorkriegs-Fahrzeug…); nur gerade 33 Fahrzeuge waren am Start gewesen, 17 wurden qualifiziert. Doch Anfang März 1953 war alles besser, 81 Fahrzeuge waren gemeldet, 54 gingen an den Start. Klare Favoriten waren die Aston Martin DB3, Besitzer David Brown reiste extra nach Florida, Teamchef John Wyer konnte aus dem Vollen schöpfen, als Fahrerpaarungen nominierte er Peter Collins/Geoffrey Duke (DB3/4) sowie George Abecassis/Reg Parnell (DB3/5). Doch in der 32. Runde schoss Collins einen langsameren Jaguar ab – und sich selber ins Aus. Der zweite Aston Martin kollidierte mit einer Streckenbegrenzung, was ihn einen Scheinwerfer kostete – und in der Nacht stark benachteiligte. So fuhren Phil Walters und John Fitch in ihrem Cunningham C-4R (#5216) einen zwar überraschenden, aber auch lockeren Sieg nach Hause, schafften 173 Runden (also etwas mehr als 1447 Kilometer) mit einem Schnitt von 120,5 km/h. Eine Runde dahinter klassierten sich Abecassis/Parnell auf ihrem Aston Martin DB3, auf dem dritten Rang lag der Jaguar XK120 von Johnston/Wilder. Grossartig war die Leistung von Cunningham/Lloyd, die ihren winzigen Osca MT4 mit 1,3 Liter Hubraum auf den fünften Gesamtrang brachten. Noch weniger Hubraum hatte der DB HBR, mit dem Teambesitzer René Bonnet auf den 11. Gesamtrang fuhr und die Klasse bis 0,7 Liter Hubraum gewann. Zum Vergleich: Der Cunningham C-4R wurde von einem 5,5-Liter-V8 angetrieben.

Mille Miglia 1953
Die Mille Miglia war ein Volksfest, zog Hunderttausende von Zuschauern an die 1512 Kilometer lange Strecke. Selbstverständlich war es für die italienischen Hersteller Pflicht, das beste Material und die besten Fahrer an den Start in Brescia zu bringen: 576 Fahrzeuge waren gemeldet, 487 standen am Start. Ferrari bot eine ganze Armada auf, man wollte, man musste den Vorjahressieg verteidigen (Giovanni Bracco in einem 250S). Gleich vier der neuen Ferrari 340 MM sollten die Kohlen aus dem Feuer holen, Giuseppe Farina (#0268AM), Gianni Marzotto (#0280AM), der Amerikaner Tom Cole (#0284AM) und Luigi Villoresi (#0294AM) trugen die Verantwortung. Bracco und Werkspilot Mike Hawthorn mussten sich mit einem 250 MM zufriedengeben. Doch auch Alfa Romeo hoffte auf ein Comeback, meldete drei 6C30 – und konnte Juan Manuel Fangio zum Start bewegen; die zwei weiteren Piloten waren Consalvo Sanesi und der Deutsche Karl Kling. Lancia war mit drei D20 am Start, hatte Rekordsieger Clemente Biondetti verpflichtet, dazu Felice Bonetto und Piero Taruffi. Aston Martin meldete vier DB3 mit Parnell, Collins, Abecassis und Wisdom, Jaguar kam mit drei C-Type und Stirling Moss, Tony Rolt und Leslie Johnson. Im strömenden Regen machte Sanesi in seinem Alfa zu Beginn alle so richtig nass, kurz vor Rom hatte er aber einen Motorschaden (oder doch einen Unfall?). In Rom lag Karl Kling auf Alfa in Führung, doch wie schon seit 1927 immer, schaffte es auch der Deutsche nicht, seine Führung zu verteidigen. In Florenz führte Fangio fast zwei Minuten vor Marzotto, doch auf den langen Geraden zurück nach Brescia spielte der Italiener die Kraft seines Ferrari und auch seine Streckenkenntnis aus und siegte mit fast 12 Minuten Vorsprung auf den Argentinier. Auf den dritten Platz kam Felice Bonetto im Lancia, die Abstände waren beträchtlich, die Aston Martin chancenlos, die Jaguar schon früh raus. In der 2-Liter-Klasse holten Giletti/Bertocchi auf einem Maserati A6GCS den Sieg (und den beachtlichen 6. Gesamtrang).

Le Mans 1953
Gemeldet waren für das 24-Stunden-Rennen 129 Fahrzeuge, doch starten durften nur 60; 50 davon waren vom Werk gemeldet. Favoriten waren die Jaguar C-Type, sie hatten einen stärkeren 3,4-Liter-Motor erhalten, sie verfügten vor allem über ganz neuen Scheibenbremsen – und wurden von Rolt/Hamilton (#XKC051), Moss/Walker (#XKC053) und Whitehead/Stewart (#XKC052) pilotiert. Auch Aston Martin rechnete sich Chancen aus, brachte den neuen DB3S mit Thompson/Poore, Abecassis/Salvadori und Parnell/Collins an den Start. Auch Alfa Romeo sah sich ganz vorne, gleich fünf überarbeitete 6C 3000 CM wurden gemeldet, an der Spitze thronten Fangio/Marimon. Ferrari meldete drei geschlossene 340 MM mit Villoresi/Ascari (#0318AM), Farina/Hawthorn (#0320AM) und den Gebrüdern Marzotto (#0322AM) – und Cunningham brachte den neuen C-5R in die Sarthe, dies mit den Sebring-Siegern Walters/Fitch. Die französische Ehre retten sollte ein Gordini T24S, doch er fand den Start nicht. Es entwickelte sich ein Schlagabtausch zwischen Moss/Walker und Villoresi/Ascari, bis der Jaguar länger an die Box musste. Als der sehr schnelle Ferrari nach 229 Runden ausfiel, war die Bahn frei für Rolt/Hamilton, die mit vier Runden Vorsprung auf Moss/Walker gewannen, auf den dritten Platz kam der Cunningham. Es war das Jahr der Rekorde, erstmals fuhren die Sieger einen Schnitt von mehr als 100 Meilen, erstmals wurde die Marke von 4000 Kilometern geknackt. Leider verunglückte der Amerikaner Tom Cole, der sich mit Luigi Chinetti einen weiteren Ferrari 340 MM (#0284AM, genau wie der Mille Miglia) teilte, im Morgengrauen tödlich. Porsche setzte zum ersten Mal einen echten Rennwagen ein, den 550.

24 Stunden von Spa-Francorchamps 1953
Zwei 24-Stunden-Rennen von weniger als zwei Monaten, das konnten nicht alle Teams stemmen. Aston Martin trat gar nicht erst an, Jaguar überliess das Feld den Privatteams, Cunningham war zurück in den USA, Lancia sowieso nicht mehr dabei. Alfa Romeo versuchte es wieder, wieder mit Fangio und Sanesi, die allerdings schon nach 22 Runden ausschieden. So wurde das Rennen zum leichten Spiel für die Scuderia Ferrari, die drei neue Ferrari 375 MM nach Belgien gebracht hatte. Zwar schieden Maglioli/Carini (#0318AM) und Villoresi/Ascari (#0320AM) aus, doch Farina/Hawthorn (#0322AM) gewannen mit 18 Runden Vorsprung (rund anderthalb Stunden…) auf Scott Douglas/Gale auf einem Jaguar C-Type der Ecurie Ecosse. Der dritte Rang ging an das belgische Privatteam Roosdorp/Ulmen, ebenfalls auf einen Jaguar C-Type.

1000 Kilometer Nürburgring 1953
Für die Sportwagen-Weltmeisterschaft wurde auf dem Nürburgring ein neues Format erfunden, das 1000-Kilometer-Rennen. Lancia meldete sich mit dem neuen D24 zurück, angeführt von Juan Manuel Fangio (der auch gleich die Pole-Position herausfuhr), Jaguar hatte sich zwar angemeldet, kam dann aber nicht – und Ferrari schickte anstatt vier Fahrzeuge nur den 375 MM (#0286AM) mit Ascari/Farina. Obwohl Stewart/Salvadori mit ihren von der Ecurie Ecosse gemeldeten Jaguar C-Type in der gleichen Runde blieben, war es ein souveräner Sieg für die Scuderia Ferrari. Auf den grossartigen dritten Rang kamen Bechem/Helfrich auf einem Borgward Hansa 1500 PS.

RAC Tourist Trophy 1953
Die Briten sind ja gern anders, deshalb veranstalteten sie den sechsten Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft als Handicap-Rennen. Das versteht dann niemand – und wohl deshalb verzichteten die Kontinental-Europäer auch auf die Teilnahme am Rennen auf dem Dundrod Circuit in Nord-Irland. Die Werk-Teams von Aston Martin und Jaguar waren immerhin dabei, für Jaguar ging es um die letzte Chance in der Weltmeisterschaft, es musste mindestens ein zweiter Platz her. Drei Teams sollten es in den C-Type reissen, Rolt/Hamilton, Moss/Walker, Whitehead/Stewart. Doch auch Aston Martin schickte ein Dreier-Team mit den DB3S ins Rennen, Parnell/Thompson (#DB3S/2), Salvadori/Poore und Collins/Griffith. Wie es dann genau ablief, war auch wegen dichtem Nebel unerklärlich, auf jeden Fall standen am Schluss, nach mehr als neuneinhalb Stunden Fahrzeit, zwei Aston ganz vorne, Collins/Griffith vor Parnell/Thompson, Jaguar schaffte mit Moss/Walker nur den dritten Rang. Das Rennen um die Weltmeisterschaft war eigentlich schon entschieden, dies auch aufgrund einer komplizierten Wertung mit Streichresultaten.

Carrera Panamericana 1953
Aston Martin meldete sich gar nicht erst an, Jaguar schon, aber sparte sich dann die Reisekosten; immerhin Porsche war da mit zwei 550 und mit Kling sowie Herrmann. Ferrari musste folglich auch nicht offiziell mittun, man hatte den Weltmeistertitel auf sicher, doch Maranello schickte trotzdem vier 375 MM über den grossen Teich, welche von der Scuderia Gustalla gemeldet wurden. Auch etwas Personal wurde abbefohlen: Maglioli/Cassani (#0358AM), Chinetti/de Portago (#0286AM), Ricci/Salviati (#0320AM) und Mancini/di Lapigio (#0322AM). (Und dann gab es da noch eine Ungereimtheit: Gustalla meldete auch noch die beiden italienischen Fahrer Antonio Stagnoli und Giuseppe Scotuzzi auf einem Chrysler New Yorker. Doch die beiden fuhren offensichtlich auch einen Ferrari 375 MM (#0318AM) – und hatten zwischen Tuxtla und Oaxaca einen tödlichen Unfall.) Doch das war alles Nebensache, denn dominiert wurde das 3077 Kilometer lange Rennen von Lancia und seinen D24, es gewann Fangio/Bronzoni vor Taruffi/Maggio und Castellotti/Luoni (auf einem D23). Dahinter kamen dann schon bald gefühlt 10 einigermassen serienmässige Lincoln Capri.

«radical» will in einer neuen, grossen Serie mit dem Namen «related» die Geschichten erzählen, die Rennen, die Fahrzeuge, die Fahrer in den Mittelpunkt stellen. Und dabei Zusammenhänge herstellen. Sie dürfen gespannt sein, das dürfte interessant werden. Also, «related», bisher:

Cars:

Personalities:

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