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Porsche 718 Cayman GT4 RS Carrera Panamericana

Der komplett Lächerliche

Man schreibt das Jahr 1955, Start zur Carrera Panamericana. Gleich von Beginn weg des über 3000 Kilometer langen Rennens setzt sich der Porsche 550 des erst kürzlich verstobenen Alberto Ascari in Führung, knallt alles darnieder, was da sonst noch am Start ist, V12-Ferrari, elaborierte Lanica, fragile Alfa, bodenständige Aston Martin und Jaguar. Am Schluss gewinnt der Porsche mit unfassbaren 16 Stunden Vorsprung, dies gemessen von TAG Heuer, dem Schweizer Uhren-Unternehmen, das die Hunderstelsekunde im Rennsport eingeführt hat.

Ok, Bullshit. 1955 gab es keine Carrera Panamericana, Ascari war tatsächlich schon tot. Porsche gewann an diesem mexikanischen Strassenrennen mit Ausnahme von 1953, als ein 550er in seiner Klasse siegen konnte, nie auch nur annähernd einen Blumentopf. Jener Klassensieg von 1953 war auch lächerlich, 32. Gesamtrang, fast sechs Stunden Rückstand auf den Sieger (Juan Manuel Fangio auf einem Lancia D24), weit, wirklich weit vor dem Porsche waren solch berühmte Rennwagen klassiert wie der Lincoln Capri, der De Soto Diplomat, ein Vorkriegs-Talbot T26GS. 1954 schafften die 550er immerhin den dritten und vierten Gesamtrang, Hans Herrmann stand auf dem Podium, ganz knapp vor Privatfahrer Jaroslav Juhan, hatte aber auch fast zwei Stunden Rückstand auf Umberto Maglioli in seinem Ferrari 375 Plus. Eine Weltreise im Rennsport, auch bei der Carrera Panamericana – fast 20 km/h im Schnitt pro Rennstunde.

Jetzt gibt es aber das Sondermodell Porsche 718 Cayman GT4 RS Carrera Panamericana x TAG Heuer. In Erinnerung an den glorreichen zeitlichen Rückstand. In passender Zusammenarbeit mit Zeitmesser TAG Heuer. Zwei Stück wird es geben, #152 und #154. Eines wird für einen guten Zweck versteigert, das andere wohl für 7,98 Euro bei Aldi verschachert. Porsche ist nur noch lächerlich, man darf jetzt also auch Sondermodelle für den fünften Rang in Le Mans 1967 oder den 30. Platz bei der Mille Miglia 1953 erwarten. 77 Stück des kleingeschriebenen rennsport-GT3-RS R hatten wir ja erst kürzlich.

Tatsächlich spannende Fahrzeuge gibt es im Archiv.

8 Kommentare

  1. Matthias Matthias

    Ein Nachteil grosser Konzerne ist, dass man oft zu wenig miteinander redet. Dass die Abteilungen sich argwöhnisch gegenseitig beobachten, auf dass dass ihnen niemand die hart erkämpften Privilegien wegschnappt. (Bitte glauben Sie mir, ich spreche aus Erfahrung). Und gross ist die Freude, sollte das doch einmal gelingen! Der verunglückte Panamericana-Cayman zeigt, dass dieses Problem auch in Zuffenhausen existiert. Da werden einerseits Millionen in das Porsche-Museum investiert, um zu beweisen, dass die Marke auch in der Lage war, richtige Sportwagen zu bauen. Andererseits kommen dann aus dem Büro des Marketings solche irren Querschläger wie der „rennsport“ und der oben gezeigte Cayman, die jedem Traditionshüter der Marke die Haare erst zu Berge stehen und dann ausfallen lassen. Inzwischen scheint es bei Porsche keine Hemmungen mehr zu geben, alles zu Geld zu machen, was die Firmenhistorie hergibt. Aber Tradition ist kein nachwachsender Rohstoff, das muss die mit Wind- und Solarenergie aufgewachsene Manager-Generation wohl erst noch lernen. Ich verspreche jedenfalls, keine Kommentare zu diesem Thema mehr zu schreiben – auch wenn uns in den kommenden Monaten noch weitere solche Autos begegnen.

    • Peter Ruch Peter Ruch

      doch, bitte, mehr solche Kommentare – sonst fühlen wir uns hier so allein )

  2. Manfred Manfred

    @ Matthias: Ich bin da ganz bei Ihnen. Das aktuelle Marketing Geschwurbel geht mir auf den Keks. Ob man da neue, junge Kunden mit einfangen möchte, erschließt sich mir (kleine Porsche Sammlung) nicht. Die Zeitschriften aus dem Hause Porsche und auch die vom hiesigen Händler sprechen mich mit ihrer abgehobenen, den Luxus über betonenden Sprache überhaupt nicht an. Geht Freunden ähnlich. Wie wohltuend ist da die JUBI AG (964), die mit sachlichen Informationen und einem bodenständigen Jahrestreffen in schönen Gegenden oder Orten die markentreuen Enthusiasten zusammenführt.

  3. Für mich ist das Thema Porsche durch.
    Wie die allermeisten Automarken.

    Wenn ich in meine Garage gehe, dann stehen dort ein 23 Jahre alter Porsche in der Hausfarbe Dunkelgrün, zwei luftgekühlte Volkswagen und drei Jaguare, von denen der jüngste bald 20 wird.
    Die meisten dieser Autos kamen als Neuwagen in meine Familie.

    Welche zynischen Marketingauswüchse Porsche mittlerweile mit erheblicher Schlagzahl auf den Markt wirft, ist unerheblich, sind doch auch die ganz normalen Serienmodelle viel zu groß, zu wuchtig, zu stark und zu aggressiv.
    Und was aus der einstigen Traummarke Jaguar geworden ist, bedarf keiner weiteren Erwähnung.

    Tempi Passati,
    Wahrscheinlich bin ich zu alt, aber mein Interesse an neuen Autos tendiert gegen Null, mein modernstes Fahrzeug ist ein relativ neuer Fiat 500 als Stadtwagen und für weite Strecken bei Eis und Schnee ein 17 Jahre alter, geerbter Audi A6, nicht sexy, aber schnell, schwarz und sparsam.
    Und mit kindischen Sondermodellen mit aufgeklebten Phantasieabziehbildern mag ich mich sicher nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen, ebensowenig wie mit schwarzen Felgen, bunten Sneakers und Camp David-Hemden.
    Allerdings habe ich auch noch nie etwas geleast und fahre meine Fahrzeuge in der Regel mit farblich passenden Handschuhen…

  4. elias mohrik elias mohrik

    Na ja.. ein Produkt ist heute 80% Marketinggelabere.
    20% Rotstift, damit der Vorstand ( 10.000 Mitglieder) und
    die Börsenhaie gut abgreifen. da bleiben 10%… für das Produkt.

    99 % aller Fahrzeuge die 2023 vorgestellt wurden sind ABFALL
    und ur peinlich ( wenn man den Marketing-schwachsin anguckt,
    da eiert in einem dicken desigmässig endhässlichem Hochsitz
    der 4 Ringe trägt, eine glückliche Werbebunte..etz..)
    Mein 911-t 2018 ist das Finale. der geht bis 2025..und egal.
    Dann haben wir noch, dass Porsche leider an Vauwehh hängt.
    Und die können nichts. Vauwehh ist Restmüll, das mit noch mehr
    Marketing an die Idioten der Welt verkauft wird.
    Ein Vw ist Dacia und das kostet 8900,- ende.
    2024 wird es so weiter gehen. Mann soll für Müll und Augenkrebs
    35-nein 45 nein 60.000 Euro zahlen?
    Ja geht`s noch? Eine Mülltonne , kostet beim Hornbach 249,90.-

    Das Thema ist vorbei. Und der Dreck aus China, diese TSCHI TSCHI PINK
    Kübel, sicher nicht! Guten Tag.

    • Max Müller Max Müller

      Man hätte ja zu gerne die alternative Geschichte erlebt, in der Porsche VW übernommen hätte.

      Zu schade dass die Subprimekrise das verhindert hat, Der Plan Wiedekings war ja auch wirklich genial, und der beste Short squeeze der Geschichte.

  5. Matthias Matthias

    Hallo Elias, dein scharfer Kommentar stimmt nachdenklich, es spricht viel Frustration daraus. Ich kann mir aber vorstellen, dass viele ehemals treue Freunde der Zuffenhausener Prestigemarke so ähnlich denken, auch wenn als Ausdruck der massiven Enttäuschung nicht so heftige Worte fallen wie bei dir. Die Entwicklung von Porsche mag besonders intensive Reaktionen hervorrufen, weil der Kurs des Unternehmens und dessen Modellpolitik für Aussenstehende nicht mehr nachvollziehbar ist. Es ist schwer, um den Eindruck herumzukommen, Zeugen eines finalen Ausverkaufs zu werden. Es ist ein bisschen wie bei lieben Freunden. Es schmerzt immer, wenn sich eng vertraute Menschen in eine Richtung entwickeln, die bei uns Kopfschütteln, ja Entsetzen auslöst – und bei Unternehmens“persönlichkeiten“ ist das nicht anders.

    Ich denke, hier ist Gelassenheit gefragt. Solange die Zahlen stimmen, wird es nämlich in der Porsche-Beletage keinen Kurswechsel geben. Es gilt auch: Niemand von den potenziellen Kunden muss das Spiel mitmachen. Wer heute einen leichtfüssigen Sportwagen mit Verbrenner kaufen möchte, der die Intensität des Fahrerlebnissen von alten Porsches bietet, wird (zunächst noch) bei Alpine, Alfa 4C, Abarth und Lotus fündig.

    Bei den als Sammlerfahrzeugen angeschriebenen, absurden Versionen des Elfers und Caymans muss man tief ausatmen und daran denken: Es wurde auf dem internationalen Markt schon für viel merkwürdige Autos viel mehr Geld verlangt und auch bezahlt. Das ist in keiner Weise ein Porsche-typisches Problem, obwohl diese Marke derzeit wegen der fragwürdigen Kreationen die Lage in besonders spaktakulärer Weise offenbart.

    Ich bin gespannt, ob und wie es Sportwagenhersteller schaffen werden, ihre DNA in den Zeiten der Elektromobilität zu retten. Die Krux, die uns Porsche derzeit vor Augen führt, betrifft alle Hersteller von emotionsbeladenen Marken. Es wurden schon zahlreiche Marken mit einer reichen Tradition „versenkt“ – es wird leider Zeit zu befürchten, dass Porsche eine der nächsten davon wird. Auch dann, wenn die E-Autos in allen Modellreihen zuverlässig laufen sollten: Welcher Porsche-Kunde bezahlt einen happigen Mehrpreis, wenn das Image des Namens nicht klar positioniert ist? Und dazu gehört eben: Tradition!

  6. Thorsten Thorsten

    Schade, daß man sowas mit dem 718 GT4 RS macht! Es gab vom 718 GT4 auch schon die Sports Cup Edition, die ich nicht verstand.
    Ebenso, wie diese Heritage Pakete, bei denen ohnehin schon seltene, teure Auto, wie der 911 S/T noch exclusiver gemacht werden sollen.
    Aber zum Glück ist Geschmack am Ende nicht käuflich!

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