Glamour
Nur 50 Kilo
Kurzmeldung: Der Porsche 911 (992.2.) kommt – zumindest als GTS – zum ersten Mal elektrifiziert, als doch ziemlich milder Hybrid. Und er wiegt trotz deutlichem Leistungszuwachs nur gerade 50 Kilo mehr. Da kann man jetzt mal durchatmen. Um dann gleich wieder die Stirn zu runzeln: Der Drehzahlmesser bleibt zwar schön mittig, aber er ist nicht mehr analog. Mehr muss man eigentlich gar nicht wissen, das reicht für das Gespräch am 19. Loch auf dem Golfplatz. Ein guter Diskussionspunkt, falls es nötig wird am Stammtisch: Die Kiemen vorne – nicht so schön oder gar grauenhaft?





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Aber Halo
Der aktuelle SL von Mercedes ist, wie noch so manch ein anderes aktuelles Modell der Stuttgarter, ein Rohrkrepierer, verkauft sich wirklich gar nicht (was nicht wirklich wundert: 4 Zylinder für mehr als 150’000 Franken!). Aber er darf jetzt als Basis für die erste Variante einer neuen Daimler-Sonderserie dienen: Mythos. Damit soll an grosse Erfolge der Marke erinnert werden, in diesem Fall den Sieg eines Benzen vor 100 Jahren bei der Targa Florio. Wir haben nachgeschaut, stimmt tatsächlich, 1922 und 1924 gewann Mercedes das Rennen auf Sizilien, war uns bisher unbekannt. Wie auch immer, dem SL werden Dach und Seitenscheiben entfernt, dafür kriegt er Halo, den Heiligenschein aus der Formel 1, samt Mittelsteg und Zeux hinten, und die Bezeichnung PureSpeed. Schöner macht ihn das nicht, aber das ist beim fiesfeisten SL eh nicht so das Thema. Richtig grauslig wird es beim aufgesprayten AMG-Schriftzug vorne, Aldi Ost lässt grüssen. Nur gute Freunde des Hauses können sich als Hüter des guten Geschmacks qualifizieren, sie werden dann aus Affalterbach direkt angeschrieben. 250 Stück soll es geben, als Begrüssungsgeschenk dürfen die zukünftigen Kunden wählen zwischen einem schon getragenen Intim-Piercing von Lewis H. oder einem bereits eingeschwitzten Muskel-Shirt von Gordon W.. Mercedes geht es übrigens auch sonst nicht gut, die Zahlen sind im Keller, die Gewinnmarge ebenfalls, der Börsenkurs in der Folge auch – da muss der ehemalige Controler und heutige CEO wohl nochmals über die Bücher.





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Over the Top
Man kann die Hersteller ja irgendwie auch verstehen: Selbstverständlich haben sie Freud an der «dog mom», die hübsch aufgebretzelt und sonnenbebrillt als «handbag addict» vor der Neuheit posiert und ebendiese ihren 131’000 Insta-Followern als «einfach alles perfekt» preist. Zwar kann nur sie selber sehen, wie viele ihrer Fans das so toll finden wie sie sich selbst, doch wenn man die paar wenigen Kommentare dazu so liest, dann ist ihr Outfit anscheinend grossartig. Ihr Dusch-Video, in dem sie insta-konform-nackig einen Kosmetik-Artikel in den Himmel lobt, wurde aber deutlich öfter kommentiert (11x anstatt nur 9x), vielleicht sollte sie die Dinge beim nächsten Mal kombinieren, dann schafft sie wahrscheinlich das volle Dutzend. Ach ja, beim «einfachallesperfekt», vor dem die Dame sich darstellt, handelt es sich übrigens um das BMW Skytop Concept auf Basis der eh schon ziemlich adipösen 8er-Reihe.



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«Eure Armut kotzt mich an»
Um ehrlich zu sein, wir haben das ein bisschen verpasst, eine echte Neuheit ist das nicht mehr, erst die traurige, komplett verfehlte Selbstdarstellung von Porsche am «Fuori Concorso» hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass die Stuttgarter in Sachen Kunden-Abzocke ein ganz neues Level erreicht haben. «Chromaflair» heisst ein schon seit 2017 angebotener Sonder-Lack, der unterdessen so weiterentwickelt wurde, dass es richtig absurd wird: Da stand oberhalb des Lago di Como ein schon zweijähriger, also gebrauchter 911 Turbo S, der auf Sonderwunsch einen Aufguss von «Urban Bamboo Chromaflair» im Wert von 86’400 Dolores erhalten hatte. Also, das ist nicht der Preis für den Gebrauchtwagen, nur für die Farbe. Drei mundgeblasene (wie sonst?) Streifen machten den «Paint to Sample Plus»-Wahnsinn zwar nicht hübscher, aber sicher sechsstellig. Der Aufkleber «Eure Armut kotzt mich an» wurde für die Ausstellung entfernt. (Sorry, wir waren derart sprachlos, als wir dieses Auto gesehen haben, dass wir ganz vergessen haben, ein Bild zu machen. Aber man findet es auf dem offiziellen Insta-Kanal von Porsche.)
Mehr Neuheiten haben wir in unserem Archiv.
Das Konzept ist doch leidlich gelungen. Mir ist aber schleierhaft wieso kein Hersteller mehr auf die beiden Lufteinlassknödel vorne verzichten mag, braucht man die wirklich?
da waren früher die nebelleuchten. aber jetzt kann ja LED bis zum mond, mindestens. ich weiss, ich find das ding schwerfällig.
Jetzt wo sie es sagen fällt mir das erst auf, dass Nebelleuchten wohl obsolet geworden sind, gerade nachdem sie mit den Leuchtmitteln dezent sein könnten.
Schwergefällig trifft es dann wohl eher. Gut, nicht das beste BMW Design, aber auch nicht das schlechteste.
Hallo Peter,
ich weiss jetzt nicht ob das bei dir auch so ist aber bei mir erscheint kein Bild wenn ich auf eines der drei Bilder klicke.
Je nach Bild erscheint der URL dazu https://radical-mag.com/2024/05/27/neuheiten-22-2024/#jp-carousel-133284 aber kein Bild. Das heisst ich sehe eine weisse Fläche.
Mache ich dann einen Refresh des URL sehe ich kurzfristig das Bild das dann mit Weiss überlagert wird. Dieses Ergebnis habe ich beim Edge und beim Chrom.
LG Edgar
hmm, keine Ahnung, was los ist – wir hatten das Problem selber auch schon, doch ein paar Minuten später war alles wieder gut. Wir arbeiten auf Safari und Firefox, da geht es (Stand jetzt). Und: Sorry.
Geht bei mir im Firefox auch nicht
Edge hab ich nicht, aber Chrome funktioniert. Es tut mir wirklich leid, ich wüsste nicht, was ich tun könnte.
Ja, die Knödel zum Belüften der Räder und hinten der Bürzel damit der Koffer nicht abhebt… Aha, da schau, na ja – gähn, na ich leg mich wieder hin! Aber teuer ist die Krax`n sicher – und damit is alles wieder gut. Kleines Wortspiel am Rande, früher hatte man Influenza heute Influencer – beides sind wohl Krankheiten. Aber die Internetkrankeitende kann mit dem Kübel mächtig einen auf Wichtig machen!
Der Kleber stammt ursprünglich vom Österreichischen Aktionskünstler Flatz, der wenn ich es richtig weiß, eine zeitlang Auftragskünstler fast im Renaissance-Sinn für die Porsche AG war. Mehrere Porsche mit und umgestaltet hat und unter anderem für das IOC Meeting in Stuttgart auf dem Königsplatz eine Absperrung aus schwarzen und weißen Porsche 964 inszeniert hat (200?!). Neben Inszenierungen beim steirischen Herbst und Teilnahme bei der documenta ist der Künstler immer an seine physischen Grenzen gegangen wie er eben auch das Aushaltbare in der Gesellschaft ausgelotet hat. Eine zeitlang standen die von iim gestalteten Porsche in seinem Münchner Studio. Porsche 964 Speedster und ein 964 Turbo mit dem anderen Kleber: Fressen. Ficken. Fernsehen. Grosse Gesten
ganz herzlichen Dank – was gelernt!
Kann es sein, dass die Europäer sich grad dem annähern, wo die Amerikaner 1980 ungefähr waren? Mercedes scheint die Cadillacisierung grad massiv voranzutreiben. Von „top of the world“ ist dort auch bald nimmer viel über.
Das ganze Gehabe erinnert mich fatal an die Big There, die auch geglaubt haben, sie sind unverwundbar und können sich alles erlauben. Gab wenige Jahre vor deren Crash in der Österreichischen Autorevue einen sehr hellsichtigen Kommentar von Herbert Völker(?) dazu, der die Frage aufwarf, wie lang das noch gut gehen kann…