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Porsche 935

Das schönste Geschenk

Porsche machte sich das schönste Geschenk zum 70. Geburtstag gleich selber – mit einer Neuauflage des legendären Porsche 935. Und es war nicht einfach ein schönes Konzept, nein, das Gerät kam tatsächlich, 77 Stück wurden gebaut, man konnte es kaufen, sofern man  701’948 Euro (plus länderspezifischer MwSt.) flüssig hatte.

Das Ding war aber auch: grob. Basis war der damalige GT2 RS, der ja schon mal nichts war für Nasenbohrer, also: 3,8-Liter-BiTurbo, 700 PS. Diese dürfen 1380 Kilo bewegen, geschaltet wird über das bekannte 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Auch sonst ist alles gleich, Bremsen, Fahrwerk, all die modernen Assistenz-Systeme. Doch darum geht es weniger als um das Design: Weil die Designer und Ingenieure sich nicht an irgendwelche Reglemente halten mussten (der 935 wird keine Strassenzulassung erhalten), konnten sie aus dem Vollen schöpfen, schöne Retro-Zitate verbinden mit modernster Technik.

Fleissig wurden grosse Teile der 911er-Karosse durch Kohlefaser-Verbundstoff-Teile ersetzt – und der Wagen mit dem stromlinienförmigen Heck auf 4,87 Meter gestreckt. Hinten gibt es die wohl grösste Frittentheke ever: 1,91 Meter breit, 40 Zentimeter tief. Es wird nicht nur der legendäre 935/78 zitiert, die Heckleuchten erinnern an den 919 Hybrid, die Rückspiegel stammen vom aktuellen LeMans-Sieger 911 RSR, die Auspuffendrohre zitieren den 908 aus dem Jahr 1968. Auch innen gibt es reichlich Geschichte: der Schalthebel ist in Schichtholz-Optik gestaltet, also ähnlich wie beim 917. Den Beifahrersitz gibt es übrigens nur als Option.

Nun ist das ja auch schon ein paar Jahre her – und weil wohl mehr Investoren als echte Fans zugegriffen hatten, damals, kommen sie unterdessen reichlich auf den Markt. Was für uns eine gute Gelegenheit ist, einen Blick auf die unterschiedlichen Konfigurationen und vor allem auf die Preisentwicklung zu werfen.

Chassis-Nummer: WP0ZZZ99ZKS199102

Auktion: RM Sotheby’s, Petitjean Collection 2020, verkauft für 1,32 Millionen Euro, mit folgenden Informationen: «Delivered in Agate Gray and wrapped in an optional Martini trim wrap, this is the second 935 completed by the factory. Since its delivery, the car has remained in storage in its owner’s collection and has not been driven, remaining virtually as-new throughout for its second owner».

Chassis-Nummer: WP0ZZZ99ZKS199110

Auktion: RM Sotheby’s, Tegernsee 2024, Schätzpreis 1,1 bis 1,5 Millionen Euro, mit folgenden Informationen: «Originally completed in Agate Grey Metallic, it was supplied to its first—and, so far, only—owner via Porsche Zentrum München Süd, equipped with an impressive list of optional extras including an electronically controlled locking differential, ceramic composite brakes, uprated cooling system, Sport Chrono package, and dual-zone automatic climate control. Significantly, chassis 199110 is one of only a handful of such cars ever to have been used in competition, for it was one of just three 935s present at the Porsche Motorsport GT2 Supersportscar Weekend at Circuit de Spa-Francorchamps in July 2019. Prepared by Herberth Motorsport, and duly finished in the livery of sponsors Carrera Toys and Revell, it finished 8th overall—and 2nd in the 935 class—in both 30-minute races».

Chassis-Nummer: WP0ZZZ99ZKS199150

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2023, verkauft für 1,6 Millionen Dollar, mit folgenden Informationen: «The example offered here, number 50 of 77, is finished in the iconic Gulf Oil livery. Among its notable features are 18-inch center-locking Cup wheels, carbon-ceramic brakes, the Sports Chrono Package, cruise control, and dual-zone climate control. Maintained as part of collector Todd Blue’s significant Porsche collection, it remains in practically new condition, having accrued negligible mileage. Mr. Blue only ever drove the car for approximately four parade laps around Road Atlanta».

Chassis-Nummer: WP0ZZZ99ZKS199170

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2024, Schätzpreis 1,6 bis 1,8 Millionen Dollar, mit folgenden Informationen: «The example offered here, the 70th of the 935s built, was finished by the factory in Agate Grey Metallic. It was then wrapped in a predominantly white and blue color scheme with red pinstriping as an homage to the period sponsorship by performance parts supplier Sachs. Recorded with a 10 September 2019 production date, this example was sold to the storied White Collection via Porsche Motorsports North America of Carson, California and delivered new to Atlanta, Georgia. Subsequently acquired by the Miami-based consigning owner, remarkably this Porsche 935 still shows what is believed to be its delivery mileage only. In addition to the heritage livery, this example features a black leatherette-upholstered stripped-out race interior and fan-style wheels, plus is accompanied by a host of accessories that cost the first owner $44,300, according to the purchase agreement».

Mehr Porsche haben wir in unserem Archiv – das unten ist einer der legendären 935…

2 Kommentare

  1. Matthias Matthias

    Peinlich, peinlich, peinlich. In den Strassenverkehr darf man sich mit diesem Retro-Mobil nicht stürzen, auf der Rennstrecke passt dieses rollende Erinnerungsstück nirgends hin. Heisser Tipp an die nimmermüden Marketingbrüder und -schwestern bei Porsche: Am besten gleich ohne Motor, Getriebe und Bremsen anbieten, dafür in einer staubgeschützten und UV-dichten Plexiglas-Vitrine.

    Da kann der Scheich von Hamdelabdelwassweissich das Auto als weiteres Exemplar in seinem Museum einparken, als wertvollen Neuzugang in der Kategorie „Kompett sinnfreie Autos aus der Endphase der Porsche-Geschichte“. Direkt neben dem 911 GT3 R Rennsport und weiteren seltsamen Gefährten wie dem Boxster in den Panamericana-Looser-Beklebung.

    Inzwischen wundert mich nichts mehr. Porsche schafft sich mit derart irritierenden Autos selbst ab. Ausverkauf der Tradition, die Vergangenheit ausquetschen, bis die Kuh totgemolken ist. Fortsetzung folgt…

    Allmählich wird diese Masche zur Realsatire. Kürzlich las ich auf der Porsche-Verkaufsplattform „Elfer-Spott“ (sorry, da ist wohl ein Tippfehler drin), dass es textile Bodenbeläge mit den Mustern bekannter Porsche-Sitzbezüge gibt. „elferFloor, charismatische Böden mit Porsche-inspirierter DNA“ liest man da. Nein, nein. Kein Witz! Da wird Tradition im wahrsten Sinne mit Füssen getreten.

    Ich kann gar nicht so viel fre****, wie ich kot*** könnte, wenn ich das lese. Ich fürchte, da kommt noch mehr.

    Ich warte nun gespannt auf die „911 Heritage Sweet Home Edition“ mit Katzen-Fressnäpfen, Schuhlöffeln und Regenschirmkübeln aus verzinktem Karosserieblech in originalen Werkslackierungen, gerne mitgrün, sternrubin oder maritimblau, gegen einen Aufpreis von 50.- Euro wasserfest handsigniert wahlweise von Walter Röhrl, Harm Lagaay oder Wendelin Wiedeking. Ausserdem Vorhänge aus dem Alcantara-Stoff der Dachhimmel-Bespannung aktueller Modelle. Sollte ich beim nächsten Besuch im Porsche-Museum ähnliches entdecken, melde ich mich hier, versprochen!

  2. Richard Appleby Richard Appleby

    Dem Kommentar ist nichts hinzuzufügen. Amen…

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