Zum ersten Mal: Rotkäppchen
Die Vierzylinder von Ferrari haben wir schon ausführlich besprochen, 500 Mondial, 625 TF, 735S, 750 Monza, 857 Sport Spider, auch zum Konstrukteur Aurelio Lampredi wurde schon geschrieben. Das lief gut, gerade in der Klasse bis 2 Liter Hubraum waren die Mondial bestens unterwegs – bis Maserati auch seinen Anteil am Kuchen haben wollte, die 200er und dann vor allem die A6GCS die 500er in die Schranken wiesen. Unterdessen, wir schreiben noch das Jahr 1955, hatte aber Vittorio Jano von Lancia zu Ferrari gewechselt – und er kümmerte sich unter anderem um die weitere Entwicklung der Vierzylinder, aus dem 500 Mondial wurde im April 1956 der 500 TR.
Eigentlich waren die 500 TR ein technischer Rückschritt. Zwar verbesserte Jano den 2-Liter-Vierzylinder, machte ihn standfester – und verpasste ihm erstmals die rot schrumpflackierten Ventildeckel, Testa Rossa, Rotkäppchen. Doch sonst baute er zurück, kein Transaxle mehr, keine DeDion-Hinterachse, sondern alles wieder starr. Das hatte aber den Vorteil, dass der 500 TR deutlich tiefer baute als der Mondial, Scaglietti und Touring konnten ihn mit aerodynamischeren Aufbauten versehen. Es gab die Rotkäppchen als 500 TR (Radstand 2,25 Meter, 16 Exemplare) und ab 1957 dann als 500 TRC (Radstand 2,5 Meter, 19 Exemplare); das Werk verwendete nur den kurzen Radstand. Sie können sich sicher vorstellen, was jetzt unten folgt.
Ferrari 500 TR:
Chassis-Nummer: 0610 MDTR
Motoren-Nummer: 0610 MDTR
Auktion: RM Sotheby’s, Villa Erba 2023, verkauft für 3’717’500 Euro. Erster Besitzer war Prinz Gaetano Starrabba di Giardinelli, 1957 wurde er nach Schweden verkauft, kam dann über Frankreich nach Italien – und 2011 nach Schweden in die Aurora Collection. Dort wurde er gut gepflegt, aber kaum je gefahren.
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Chassis-Nummer: 0654 MDTR
Motoren-Nummer: 0654 MDTR
Auktion: Gooding & Co., Pebble Beach 2024, Schätzpreis 4 bis 5 Millionen Dollar. Erster Besitzer war Robert Tappan, der das Fahrzeug unter anderem in Le Mans 1956 mit François Picard und Roberto Manzon einsetzte. Der Ferrari war seit 1969 in Besitz von Joseph Castello.
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Ferrari 500 TRC:
Chassis-Nummer: 0670 MDTR
Motoren-Nummer: 0670 MDTR
Auktion: RM Sotheby’s, Villa d’Este 2011, verkauft für 2,8 Millionen Euro. Erster Besitzer war der Sizilianer Bernardo Cammarata. Insgesamt fünf Mal fuhr #0670 MDTR die Targa Florio. Zu den Besitzern gehörte Ferrari-Sammler-Prominenz wie Giulio Dubbini, Corrado Cuppelini und Nick Colonna.
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Chassis-Nummer: 0706 MDTR
Motoren-Nummer: 0706 MDTR
Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2022, verkauft für 7’815’000 Dollar. Wurde vom Werk an den Franzosen François Picard ausgeliehen, der sich ein paar Klassensiege holte, 1957 mit Richie Ginther in Le Mans startete, aber nicht ins Ziel kam. Nächster Besitzer war der Amerikaner Mike Garber, der das Fahrzeug zumeist mit dem begabten Schweizer Gaston «Gus» Andrey einsetzte, der damit auch zwei SCCA-Meisterschaften gewann. Später kollabierte der Motor, wurde zuerst durch einen 289er-Ford-V8 ersetzt, später durch einen neuen 2-Liter-Ferrari-Vierzylinder (als 0582 LM gestempelt). Oscar Davis konnte 2014 Chassis und den überholten Original-Motor wieder zusammenbringen.
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