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Fahrbericht BMW 520d Touring

Mitten im Leben

Im ganzen Gedöns um Elektroautos und andere Chinesen geht gern unter, dass es ja auch noch richtige Automobile gibt. Sogar Kombinationskraftwagen, nicht bloss SUV. Und auch noch Diesel. Gut, den Selbstzündern geht es gar nicht mehr gut, Volkswagen und folgsame Politikerinnen, die CO2-Emissionen und Feinstaub nicht voneinander unterscheiden können, haben den Langstrecken-Sparern ein verfrühtes Grab geschaufelt. Was so dumm wie schade ist. Aber wir wollen nicht lamentieren oder politisieren (was ja wohl dasselbe ist), die guten Zeiten, als wir mit einer Tankfüllung von daheim nach Sant’Agata und zurück brennen konnten, kann man buchstäblich rauchen. Aber dann ist es halt wie bei Asterix: Ganz Gallien?

BMW hat die achte Generation der 5er, G60, im vergangenen Herbst auf den Markt gebracht, seit einigen Monaten ist auch der Kombinationskraftwagen erhältlich, G61. Der Münchner ist wieder einmal grösser und auch schwerer geworden, aber das gehört bei einem gestandenen Bayer einfach zum Lauf des Lebens, die Fülle wächst proportional zum Wohlstand. Vorne gibt es vielleicht etwas gar viele Kanten, das Heck erhielt soetwas wie einen Diamantschliff, aber HandaufsHerz: Man ist halt schon für alle Gelegenheiten gut angezogen mit so einem 5er. Auch wenn er unterdessen 5,06 Meter lang ist, als 520d Touring stolze 1910 Kilo wiegt und er im Vergleich zum 15 Zentimeter kürzeren VW Passat einen doch eher mickrigen Kofferraum hat, 570 vs. 690 Liter.

Übermotorisiert ist so ein 520d auch nicht. Der 2-Liter-Vierzylinder kommt als 48-V-Mildhybrid auf 197 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm zwischen 1500 und 2750/min. Damit will er zwar in sportlichen 7,5 Sekunden von 0 auf 100 und maximal 220 km/h rennen, doch vor allem die Sprintzeit erscheint uns eher optimistisch. Wobei: Man fährt den Selbstzünder halt auch gar nicht so, er wird nicht getreten, sondern gestreichelt. Man surft auf der Drehmomentwolke, nutzt den Schwung, denkt voraus, gleitet souverän. Und das kann auch das Basis-Modell vortrefflich, er ist ausgesprochen komfortabel, er ist angenehm ruhig, die 8-Gang-Automatik schaltet quasi unmerklich – er ist so vieles, was ein gutes Automobil ausmacht. Richtig gute Lenkung, wunderbar dosierbare Bremsen, genau so, wie wir das haben wollen, also kein indifferentes Wischiwaschi wie bei den meisten E-Fahrzeugen. Beim Fahrwerk bleibt ein BMW ein BMW, den haut man auch heftig in die Biegung, da zuckt er mit keiner Wimper – so ein 5er ist halt auch für deutlich heftigere Motorisierungen ausgelegt.

Zwar konnten wir den BMW 520d Touring nicht eine ganz Tankfüllung weit fahren, aber so gepflegt über Land und ein bisschen durch die Stadt und dann noch kurz auf die deutsche Autobahn, das ergab schon ein gutes Bild mitten aus dem Leben. Gemäss WLTP soll der Selbstzünder zwischen 5,3 und 5,9 Litern verbrauchen, nach unserem Ausflug standen wir bei 5,1. Und sind überzeugt, dass auch ein 4 vorne möglich ist, denn die wahrhaft sparsame Fahrweise gehört jetzt nicht zu unseren Stärken. Der Tank fasst 60 Liter, man kann sich das mit der Reichweite ja selber ausrechnen. Und auch den Zeitgewinn gegenüber einem Stromer, der alle 250 Kilometer für ein halbes Stündchen an den Stecker will.

Klar kostet so ein 5er-Touring auch als kleiner Diesel ohne Allrad richtig viel Geld, 73’340 Franken sind es mindestens (in Deutschland sind es übrigens 61’750 Euro…). Und dazu kommt ja dann immer auch noch ein grobes Aufgeld bei den zusätzlichen Ausstattungen. Man könnte dafür vielleicht etwas edlere Materialien erwarten, andererseits ist der Bayer schon sehr sauber verarbeitet. Die Sitze sind richtig gut, die Sitzposition ist es auch (hinten könnte es noch etwas grosszügiger sein) – und wer weiss, wie das läuft mit der Bedienung in einem BMW, der wird damit auch keine Probleme haben. Cooles, dynamisches Head-up-Display übrigens, es gibt schon auch Gimmicks, die Sinn machen.

Und damit kommen wir dann auch endlich zum Punkt: Wir fühlten uns im BMW 520d so wohl wie in schon lange keinem Automobil mehr. Der fährt einfach. Er (und man) bleibt locker, souverän, kaum je ein blödes Gepiepse (und wenn, dann lässt sich das ganz einfach unterbinden), irgendwo in weiter Ferne nagelt die Maschine, die Strasse ist sein Daheim, das Ziel das Ziel. Es braucht kein Karaoke, kein Pre-Menstruations-Massage-Programm im Sitz, man kann bestens leben ohne sieben übereinander gestapelte Bildschirme und dumme Anmache aus dem Bordcomputer. Auch wenn das alles viel Geld kostet und man im Moment vielleicht lieber einen M5 Touring haben möchte – genau so, wie dieser 520d Touring ist, ist er eine Anschaffung für die nächsten 10, 20 Jahre. Besser wird es wahrscheinlich nicht mehr.

Wir fuhren diesen BMW 520d Touring im Rahmen einer Veranstaltung von #gcoty. Mehr Fahrberichte haben wir in unserem Archiv.

10 Kommentare

  1. Geka Geka

    Hmm, gerade vom Italienurlaub zu zweit mit einer Zoe zurückgekommen.
    1800km, Autobahn 120. Verbrauch umgerechnet 1,5l Diesel / 100km.
    Ich bin den Vorgänger BMW in gleicher Konfiguration gefahren. Federt bein bissl geschmeidiger als Zoe, Raumangebot ein bissl besser, ein Witz für die Länge, Antriebskomfort vom 5er klarerweise schlechter. Assistenzsysteme nerven mich generell, solange ich mein Hirn unterm fahren nicht wegschalten darf, ist das nutzloses Zeug für mich.
    Ganz einfach nüchtern betrachtet, wenn man keinen Propeller vor dem Kopf hat, ist der Mehrwert für mich gering.
    Wenn ich die 22000.- meiner damals neu gekauften Zoe extrapoliere, dürfte dieser Basis 5er nicht mehr als 30-35k kosten (was große Autovermieter vermutlich auch zahlen).
    Aber natürlich gratuliere ich BMW für das Talent, Leuten per überzogenen Preisen, übermäßig viel Geld aus den Taschen zu ziehen.

    • Ich bin nun definitiv kein BMW Fan und finde die Zoe auch nicht schlecht. Aber einen 5er mit der Zoe zu vergleichen ist etwa so sinnbefreit wie einen 60er Jahre Cadillac bei Bergrennen einzusetzen.

      • Peter Ruch Peter Ruch

        die Cadillac fuhren in den 50er Jahren bei der carrera Panamericana und in Le Mans. Und das gar nicht einmal schlecht. Aber ja, Zoe vs 5er-Diesel ist jetzt wahrlich etwas an den Haaren herbeigezogen. Wobei das mit dem Preis natürlich stimmt.

    • Rolf Rolf

      Ja, man kann mit jedem Auto überall hin fahren.
      Generationen von 30 PS VW Bussen haben die Welt erkundet.
      Im Urlaub hat man Zeit und kann die Fahrt genießen, auch langsamer.
      Ist man aber beruflich im Jahr 80.000 km auf Langstrecken über 400 km unterwegs, dann merkt man den Unterschied gewaltig in welcher Fahrzeugklasse man unterwegs ist. Bei hohen Geschwindigkeiten sowieso.
      Ansonsten bin ich durchaus Ihrer Meinung nicht abgeneigt und wir fahren heute auch kleine Autos, weil wir die großen einfach nicht mehr brauchen und auf das Prestige verzichten können.

  2. Rolf Rolf

    Innerhalb von 11 Jahren habe ich fünf 5er gefahren, jeden um die 150.000 km.
    523i Schalter Limousine, 525i Automatik Limousine, 530d Touring (alle E39), dann den E60/61 ebenfalls als 530d, einmal Limousine, einmal Touring.

    Die E39 waren sehr gut verarbeitet und sehr komfortabel.
    Der Norm-Kofferraum des Touring mit 410 Litern eigentlich ein Witz, aber ohne Abdeckung hatte der schon Fläche.
    Vor allem das separat zu öffnende Heckfenster ist in der Praxis angenehm.

    Die E60/61 waren unglaublich kraftvoll und schnell, aber viel schlechter verarbeitet und sehr hart gefedert (lag auch an der ersten Generation der Runflat-Reifen).

    Sagenhafte und zuverlässige Autos.
    Man fühlt sich auch nicht so verloren wie in der E-Klasse, wenn man allein unterwegs ist.

    Die Macht des 3-Liter-6-Zylinder-Turbodiesel war einfach ein Genuss.
    Leider gibt es 6-Zylinder nicht mehr unter 300 PS bei BMW und leider mittlerweile zu absurden Preisen.

    Verbrauch beim 530d E39 mit schwerem Fuss war allerdings 9,8 Liter Diesel, bei E60 dann 8,5 Liter.

    Letztere waren so hart gefedert, dass ich dann zur Erholung zwei Jahre einen Phaeton fahren musste …….

    PS: Schade, dass innen kein Auto mehr markentypisch aussieht. Alle sehen aus, als hätte man sich in die Tablet-Abteilung des Mediamarkt verlaufen.

  3. maxi moll maxi moll

    ein Cockpit zum schbeiben

    schöner Test. wäre nicht dieses Dings.. LG 🙂

  4. Bestimmt ein exzellentes Auto, wie eigentlich alle BMW‘s.
    Wenn nur die Designer nicht immer ihre neuen Kurvenlineale benutzt hätten, das Design ist einfach nicht sauber und klar.
    Dennoch: Gut das es solche Autos für die weiten Strecken zwischen Berlin und Bozen noch gibt, auf Langstrecken geht nichts über einen großen, schnellen Diesel, wenn ich nur möglichst entspannt und zügig ankommen will, nehme ich unseren 18 Jahre alten A6 3.0 TDI, eine Tankfüllung reicht bei Tempi bis 180 km/h für die Strecke Berlin – Travemünde – Hamburg – Berlin, so geht Langstrecke und das Tanken dauert fünf Minuten.
    Und in der Stadt dann gerne wieder Fiat 500.

  5. Christian Christian

    Hallo Herr Ruch,
    tatsächlich wieder ein guter und objektiver Bericht. Sicherlich wird mit diesem Fahrzeug das Optimum des derzeit technisch möglichen erreicht. Trotzdem bleibe ich dabei, dass auch bei BMW nicht erkannt wird, was für Verbrenner-KFZ in der nächsten Zukunft gebraucht werden. Das Fahrzeug ist zu groß, und zu schwer obwohl Sie einen guten Verbauchswert erzielt haben. Die Punkte Größe und Gewicht sind m. E. nach die Parameter an welchen die Ingenieure schwer arbeiten müssen. Es ist eben auch Ingenieurskunst, bei gleibleibenden Aussenmaßen den nutzbaren Innenraum zu vergrößern und das Gewicht zu senken. Die Größe eines E34 wäre in dieser Klasse doch eigentlich ausreichend? Das Gewicht eines „mittelklassemodells müßte doch auch eher in der Region von 1500kg sein und damit wäre ja auch keine sooo hohe PS-Zahl notwendig. Beim Drehmoment frage ich mich sowieso, wieso hier in Bereiche von LKW vorgestossen wird? Für Leute, die oft mit Anhänger und vollgeladenem Auto fahren bestimmt schön, für „Normalbetrieb“ aber wohl zuviel und dann eben Nice to have! Mit weniger PS und Drehmoment würden bei heutiger Motorentechnik wohl noch bessere Verbauchswerte herauskommen, auch wenn man keine Wunder erwarten darf. Aber 1 – 1,5 Liter/100 km weniger wären schon ein Sprung! Und zuletzt würde ein „geschmeidiger“ BMW der nicht weiter „protzt“dem Image des Autos an sich gut tun. Beim Design schweigt der Chronist – hier gilt der asiatische Geschmack und nicht mehr der zurückhaltende europäisch, aus der Klassik geprägte Geschmack.
    Und ja, der Preis. Gutes darf schon teuer sein – heute „kauft“ fast keiner mehr so eine Karre, sondern mietet. Je höher der Verkaufspreis umso höher die Miete und somit der Gewinn für das Unternehmen.
    Ich hatte vor Jahren das Vergnügen, das BMW-WErk in Dingolfing zu besuchen, dort mit dem Produktionsleiter zu plaudern und habe mir ein Bild gemacht. Die Herstellung so eines Gefährts ist in der Regel mit den Anzahlung abgegolten, die Miete ist dann fast Reingewinn für die Firma – und das jeden Monat!

    • Max Max

      >Die Punkte Größe und Gewicht sind m. E. nach die Parameter an welchen die >Ingenieure schwer arbeiten müssen.

      Zustimmung, von 2019 auf 2025 150 Kilo draufzupacken, das muss man erst mal schaffen.

  6. Rolf Rolf

    Was beim Diesel immer vergessen wird ist AdBlue.
    Nervig und teuer.
    Ich musste mal ein paar Monate einen AdBlue Diesel fahren.
    Glücklich vollgetankt, Freude auf die nächsten 800 km und schwupps, nach 50 km leuchtet die AdBlue-Warnleuchte. Toll, nächste Tankstelle ……

    Moderne Turbo-Benziner verbrauchen im Normalbetrieb kaum mehr und laufen ruhiger. Nur bei extremer Leistungsausnutzung (wann noch und wo?), schlägt der Diesel halt nur 50 % mehr Verbrauch drauf, der Benziner-Sauger 100 % und der Turbo-Benziner kann den Verbrauch schon mal verdreifachen.

    In vier Tagen mit einem Leihwagen T-Roc mit dem kleinen Turbo-Benziner bin ich 2.200 km durch Dänemark und Schweden gefahren und der Verbrauch lag bei 5,1 Liter.
    Unser Diesel-Clubman wäre da nicht viel drunter gekommen. Und in Schweden ist Diesel teurer als Benzin.

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