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Duesenberg – ein Überblick

Das Beste vom Besten, damals

Man schrieb das Jahr 1885, als die Gebrüder Friedrich (geboren 1876, später: Fred) und August (geboren 1879, später: Augie) Düsenberg mit ihrer Mutter und vier weiteren Geschwistern aus dem deutschen Kirchheide in die USA auswanderten. Fred, der umtriebigste unter den Geschwistern, gründete 1897 ein Unternehmen, das Fahrräder herstellte, die er bald schon auch motorisierte. Ab 1902 bastelte er an Autos, 1903 musste er Konkurs anmelden, arbeitet dann zusammen mit Augie für die Mason Motor Company. 1913 gründeten die Gebrüder Duesenberg, wie sie sich unterdessen schrieben, in Saint Paul, Minnesote, die Duesenberg Motor Company, 1914 fuhr ein erster Duesenberg-Rennwagen bei den 500 Meilen von Indianapolis auf den 10. Rang, 1919 verkauften Fred und Augie ihre erste Fabrik, zogen nach Indianapolis, wo sie 1920 die Duesenberg Automobile & Motors Company aus dem Boden stampften. Ihr erstes Automobil war dann das Model A, das über einen 4,3-Liter-Reihenachtzylinder verfügte – und erstmals über hydraulische Bremsen rundum. Der Vierventiler mit obenliegender Nockenwelle war für die damalige Zeit ausgesprochen fortschrittlich, auch zuverlässig, mit seinen rund 90 PS auch leistungsstark. Doch die Produktion in Indianapolis kam nicht so recht ins Rollen, bis 1927 konnten nur etwa 650 Exemplare verkauft werden. Was aber daran gelegen haben könnte, dass der Preis von 6500 Dollar exorbitant war. (Bilder unten: Ein Model A von 1922, ein Touring von Millspaugh & Irish.)

Besser lief es auf den Rennstrecken. 1921 gewann Jimmy Murphy als erster Amerikaner auf einem amerikanischen Fahrzeug den Grossen Preis von Frankreich. Und bei den 500 Meilen von Indianapolis gewann Duesenberg in den Jahren 1922, 1924, 1925 und 1927. 1926 legten Fred und Augie die sportlichere Version des Model A auf, genannt Model X, längerer Radstand, nun 100 PS. (Bilder unten: Ein Model X von 1927, ein Dual-Cowl Phaeton von Locke.)

Doch dann kam alles anders, es folgt der Auftritt einer der aussergewöhnlichsten Persönlichkeiten in der Automobil-Geschichte: Errett Lobban Cord. Geboren am 20. Juli 1894 in Warrensburg, Missouri, begann «E.L.» seine Karriere als Mechaniker, Autoverkäufer und Rennfahrer. Er zog nach Los Angeles, kaufte dort Gebrauchtwagen, frisierte sie, verkaufte sie mit Gewinn. Er zog weiter nach Chicago, dann Milwaukee, und es heisst, er hätte seiner Grossmutter seine Grossmutter verkaufen können. Seine Fähigkeiten sprachen sich herum, 1924 wurde er von der Auburn Automobile Company in Auburn, Indiana, angestellt, einem Hersteller, der seit 1903 Autos baute, sehr erfolgreich, im 1. Weltkrieg aber seine Tore hatte schliessen müssen, weil es kein Material mehr zu verbauen gab. Auburn wurde 1919 von einer Investorengruppe aus Chicago aufgekauft, die das Unternehmen dann 1925 an E.L. Cord verschacherte. Der gründete dann 1929 die Cord Corporation als Holding, denn unterdessen war nicht nur Auburn in seinem Besitz, sondern auch Duesenberg (seit dem 26. Oktober 1926, danach als Duesenberg, Inc. bezeichnet) und Lycoming. Diese Holding wuchs weiter, bis 1937 kontrollierte Cord über 150 Firmen, darunter auch die spätere American Airlines. Fred und Augie Duesenberg blieben ihrem ehemaligen Unternehmen erhalten, doch die treibende Kraft war eindeutig E.L. Cord. Und der «bestellte» bei Fred 1928 ein Automobil, das alle anderen Automobile übertreffen sollte: Das Model J. (Bilder unten: Der Prototyp Model A/Y von 1927, ein Phaeton von McFarlan, der die Design-Vorlage für das Model J werden sollte.)

Aus den erfolgreichen Rennmotoren entwickelte Fred Duesenberg nun einen 6,9-Liter-Reihenachtzylinder, wieder mit vier Ventilen pro Zylinder, nun aber zwei obenliegenden Nockenwellen. Diese Maschine kam auf atemberaubende 265 PS – und war allen anderen Motoren jener Jahre meilenweit überlegen. Geschaltet wurde zuerst über ein voll-synchronisiertes 4-Gang-Getriebe, doch das erwies sich als zu schwach für die Leistung des J und wurde bald durch ein unsynchronisiertes 3-Gang-Getriebe ersetzt (einer der wenigen Schwachpunkte des Duesenberg). Es gab ein kurzes Chassis mit 3,62 Meter Radstand – und folglich auch ein langes, dies dann mit 3,9 Meter Radstand. Das nackte Chassis (natürlich mit Motor) kostete 8500 Dollar (ein Arzt verdiente damals in den USA im Schnitt 3000 Dollar – im Jahr), dazu kamen dann noch die Aufbauten. Und da hatten die Kunden nun die Wahl zwischen den von Duesenberg-Chefdesigner Gordon Buehrig gezeichneten Entwürfen, die dann von «La Grande» umgesetzt wurden – oder dann halt einem Karrosseriewerkstätte der eigenen Wahl. (Bilder unten: Ein Model J von 1929, Convertible Sedan von Murphy. Ja, da kommen dann noch mehr Model J.)

Doch da war dann noch mehr: SJ. Das «S» steht für «superchared» – und das waren dann 320 PS. Eingeführt wurde diese Höllenmaschine im Mai 1932 noch von Fred Duesenberg, der wenige Monate danach an einer Lungenentzündung verstarb (26. Juli 1932). Zu erkennen sind diese SJ an den seitlichen Auspuffrohren, üblicherweise vier davon auf der rechten Seite. Doch es gab auch andere Anordnungen – und die Kunden konnten das auch für ganz brave Model J bestellen. Der SJ war aber schon ein Vieh, er rannte in 8 Sekunden auf 80 Meilen – und war je nach Aufbau bis zu 225 km/h schnell. Wahrscheinlich entstanden 481 Duesenberg Model J, davon waren wahrscheinlich 36 SJ. Es heisst, dass noch 378 dieser Duesenberg erhalten sind. (Bilder unten: Ein SJ von 1935, ein Convertible Coupé von Walker-LaGrande. Ja, da kommen dann noch mehr SJ.)

Schon 1934 war E.L. Cord nach England gezogen, er hatte, anscheinend, Angst davor, entführt zu werden. Doch es konnte durchaus auch daran gelegen haben, dass nicht alle seiner Geschäfte ganz lupenrein waren, denn als er 1936 wieder in die USA zurückkehrte, wurde er wegen Aktienkurs-Manipulation angeklagt. 1937 verkaufte er sein Konglomerat an die Avaiation Corporation, das war dann auch das Ende der Marken Auburn, Duesenberg und Cord. Cord selber machte in Kalifornien erneut ein Vermögen als Immobilienhändler, ihm gehörten später die ersten Radio- und Fernsehstationen, und danach gelang ihm auch noch eine eindrucksvolle Karriere als Politiker. Errett Lobban Cord starb am 2. Januar 1974 in Reno, Nevada, an seine grossartigen Automobile erinnert heute noch das wunderbare Auburn Cord Duesenberg Museum in Auburn. Der Letzte gebaut Duesenberg entstand aber 1940, der deutsche Künstler Rudolf Bauer engagierte Augie, um noch ein letztes SJ Cabriolet (#2405, Bild unten) auf die Strasse zu bringen.

Mehr spannende Klassiker haben wir in unserem Archiv.

1 kommentar

  1. maxi moll maxi moll

    G A T S B Y 🙂 🙂

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