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Mercedes-Benz 300 SL

Vertrauensverlust

Es ist so richtig bitter. Da war im vergangenen Jahr der Skandal um mögliche 300-SL-Fälschungen bei Kienle, siehe: hier. Längst hat sich das alles noch ausgeweitet, auch andere bekannte Restauratoren, Händler, Gutachter, Kennerinnen sind wohl involviert; es gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung, für alle, wie immer. Aber: der Markt ist erschüttert. Allein für die Auktionen an der Monterey Car Week mit August 2024 hatten wir 15 Flügeltürer oder Roadster gezählt, die unter den Hammer kamen. Alle waren sie sehr teuer, teilweise deutlich über den langjährigen Durchschnitt – ein deutliches Zeichen dafür, dass Sammler und Investoren Angst haben, dass der Markt zusammenbricht. Es ist aber auch wirklich eine Tragödie, man kann sich schon fragen, wem man noch trauen kann. Den Einlieferern und den Auktionshäusern wohl eher auch nicht. Ändern könnte das nur der Stern selber, aber da hat man wohl andere Probleme.

Nein, wir machen hier keine Sammlung, die 300 SL interessieren uns nicht. Aber vielleicht können wir – kommentarlos – einen kleinen Marktüberblick schaffen. Das machen wir jetzt so, dass wir die jüngsten Angebote hier oben zeigen. Wenn das so weitergeht in diesem Tempo, dann haben wir in zwei Jahren alle Exemplare einmal hier gesehen.

Broad Arrow, The Academy of Art University Collection

Chassis-Nummer: 198.040.5500429 (1955), Schätzpreis 1,2 bis 1,5 Millionen Dollar.

Mecum, Kissimmee 2025

Chassis-Nummer: 198.040.7500020 (1957)

Chassis-Nummer: 198.042.7500233 (1957)

Chassis-Nummer: 198.040.5500263 (1955)

Chassis-Nummer: 198.042.109500027 (1959)

RM Sotheby’s, Arizona 2025

Chassis-Nummer: 198.042-10-003027 (1962), PCH Collection, Schätzpreis 1,3 bis 1,6 Millionen Dollar.

Chassis-Nummer: 198.042.8500241 (1958), Schätzpreis 1,1 bis 1,3 Millionen Dollar.

Chassis-Nummer: 198.040.6500100 (1956), Schätzpreis 1,6 bis 2 Millionen Dollar.

Das war das Angebot in Monterey, August 2024:

Chassis-Nummer: 198.040.5500048 (1955)

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2024, 1,4 bis 1,65 Millionen Dollar.

Chassis-Nummer: 198.040.5500120 (1955)

Auktion: Broad Arrow, Monterey 2024, 1,5 bis 1,8 Millionen Dollar.

Chassis-Nummer: 5500263 (1955)

Auktion: Mecum, Monterey 2024, noch kein Schätzpreis.

Chassis-Nummer: 198.040.5500656 (1955)

Auktion: Gooding & Co., Pebble Beach 2024, noch kein Schätzpreis.

Chassis-Nummer: 7500061 (1957)

Auktion: Mecum, Monterey 2024, noch kein Schätzpreis.

Chassis-Nummer: 198.042.7500315 (1957)

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2024, 1,2 bis 1,6 Millionen Dollar.

Chassis-Nummer: 198.042.7500364 (1957)

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2024, 2,6 bis 3,2 Millionen Dollar.

Chassis-Nummer: 7500523 (1957)

Auktion: Mecum, Monterey 2024, noch kein Schätzpreis.

Chassis-Nummer: 7500563 (1957)

Auktion: Mecum, Monterey 2024, noch kein Schätzpreis.

Chassis-Nummer: 198.042.7500628 (1957)

Auktion: Broad Arrow, Monterey 2024, 1,1 bis 1,3 Millionen Dollar.

Chassis-Nummer: 198.042.7500680 (1957)

Auktion: Broad Arrow, Monterey 2024, 1,2 bis 1,3 Millionen Dollar.

Chassis-Nummer: 198.042.10002760 (1961)

Auktion: Gooding & Co., Pebble Beach 2024, noch kein Schätzpreis.

Chassis-Nummer: 198.042.10003161 (1963)

Auktion: Broad Arrow, Monterey 2024, 1,5 bis 2 Millionen Dollar.

Chassis-Nummer: 198.042.10003252 (1963)

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2024, 1,6 bis 1,8 Millionen Dollar.

Mehr schöne Automobile haben wir im Archiv.

8 Kommentare

  1. Max Max

    Auch ausserhalb der Auktionen kommt anscheinend Schwung in den Markt, bei mobile sind alleine 11 zum sofortigen mitnehmen gelistet,

  2. Christian Christian

    Wie immer bei Spekulationen – es kommt der Moment, in dem die Blase platzt.
    Und sind wir doch einmal ehrlich, so mache „Preisvorstellung“ war doch schon viel früher absurd. Soviel Geld ist doch eigentlich kein Auto wirklich wert!
    Ich sehe es nüchtern. Da haben ein paar Leute richtig cash gemacht, andere Leutchens wollten unbedingt für „koste es was es wolle“ so eine Kiste, dann wurden noch ein paar Legenden gestrickt, natürlich musste alles Besser als neu und original sein (Reliquienhandel im Mittelalter???) und alle haben brav mitgemacht. Und weil das ja alles so teuer und original ist, ist man niemals damit gefahren.
    War wohl nicht das erste Mal und wird sich sicher wiederholen. Villeicht mit Uhren?

    • Rolf Rolf

      Mit Uhren hatten wir das in kleinerem Maße in den Corona-Jahren.
      Da wurden vor allem Rolex (bestimmte Modelle), weil da kann man ja nichts falsch machen, Audemars Royal Oak und die Stahl-Patek Nautilus zu perversen Preisen gehandelt.
      Auch diese Blase ist geplatzt und jetzt werden viele, zumindest Rolex, wie Sauerbier wöchentlich billiger angeboten.
      Womöglich müssen sie zum Listenpreis verramscht werden demnächst.

  3. Rolf Rolf

    Tja, so ein Auto ist halt irgendwie komplizierter als ein Van Gogh (oder so), den es nur einmal gibt und der relativ leicht zertifiziert werden kann.

    Ich habe es nie verstanden (vielleicht weil ich kein Milliardär bin), dass man sich ein Auto für ein vollkommen überzogenes Geld kauft und dann damit nicht fährt, weil es ja so wertvoll ist.
    Das gilt mittlerweile auch leider für Miura, Daytona, Ghibli Spider usw..

    Autos und Motorräder sind zum fahren da!!!!
    Da finde ich so ungefragte Modelle wie einen Mondial T (oder einen 412i oder einen 456er) für schlappe 60.000 € (oder auch ein bisschen mehr, je nach Modell und Zustand), mit dem man sich dann auch raus traut, viel interessanter.

    • Rolf, daß Sie kein Milliardär sind, enttäuscht mich jetzt schon etwas, aber nun gut, irgendetwas ist ja immer…

      Aber Sie haben völlig Recht, diese Nichtbenutzung besonderer Autos konnte ich noch nie verstehen, so wie ich das Sammeln von Autos sowieso irgendwie auf eine Stufe mit dem Sammeln von Briefmarken stelle, einfach ein bißchen spießig, im Gegensatz zum Sammeln von Kunst, das ist eine andere Ebene.
      Und gerade beim 300SL bietet es sich ja an, ihn wirklich zu benutzen, denn das kann man, jedenfalls wenn er gut in Schuß ist.

      Denn:
      Ein Auto, daß man nicht fährt, das ist das viele Geld nicht wert!

  4. Christian Christian

    Genau, in Zeiten wie diesen (O-Ton MurksUschi „Wir wollen keine Verhältnisse wie in Kuba“ und Verbote von alten Autos, sollte man tunlichst jetzt viel fahren! Später, wenn man dann nicht mehr darf, ist genug Zeit um sich das ehemalige Fahrzeug als Stehzeug anzusehen. Wert hat`s ja dann auch keinen mehr.

  5. Klaus Leuschel Klaus Leuschel

    Die Chassis-Nummer: 198.040.5500048 (1955) erinnert mich an meine frühesten Kindheitserinnerungen an einen Traumwagen (war der bei einem Grenzübertritt konfisziert worden?). Das Besondere daran: diese Jahre (bis 1958) habe ich in Leipzig gelebt und da war ein Flügeltürer noch weit exotischer als in Hannover oder Hamburg. Das Schüsselchen stand häufig vor dem Nachbargrundstück meiner Tante und die Erwachsenen flüsterten nur, wenn sie über den Eigentümer redeten. Was wohl aus dem (dem 300 SL, nicht dem „Schieber“ aus dem KoKo-Umfeld) geworden ist?

  6. Ich kann die Faszination des 300SL durchaus nachvollziehen, er war tatsächlich damals Top of the Top, Robert Walker fuhr ihn, obwohl er aus Deutschland kam, ebenso Louis Malle, Gunther Sachs, Sophia Loren und viele andere.

    Er war höllisch schnell, spektakulär anzusehen, auf eine seltsame Art nicht unelegant, ähnlich wie ein Paar polierte Reitstiefel, und ist heutzutage einer der Klassiker, mit dem man immer noch sehr zügig problemlos quer durch Europa fahren kann.

    Aber er war nie ein Auto, was ich wirklich hätte haben wollen, auch damals nicht, als er noch einigermaßen bezahlbar war.

    Zu sehr Wagner Walkürenritt auf vier Rädern, zu sehr noch die Gene der Lieblingsmarke des Führers spürbar, zu teutonisch, irgendwie immer noch etwas faschistoid.
    Eher zu Hause auf den Autobahnen zwischen Berchtesgaden und Berlin, vor dem Haus der Deutschen Kunst und vor Arno Brekers Gerling-Zentrale, nicht auf den Champs, dem Berkley Square, vor dem Hôtel de Paris oder dem Baur au Lac.

    Und so waren auch in Deutschland die Leute, die ihn fuhren und irgendwie ist es so geblieben, auf den entsprechenden Veranstaltungen sitzen schon meistens diejenigen im 300SL, mit denen man dann abends nicht an der Bar den Gin and Tonic trinken mag.

    Insofern: Vielen Dank für die schöne Zusammenstellung, aber das erhebliche Sinken der Preise der Aston Martin DB‘s, Jaguar E-Types oder der überirdischen Lussos wäre mir ob des Unvermögens meiner Vorfahren und der übergroßen Sparsamkeit meiner lieben Frau deutlich wichtiger…

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