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Maserati Mexico

Kleiner Grosser

Warum trägt der Maserati Mexico den Namen eines mittelamerikanischen Landes? Eine mögliche Geschichte ist die, dass ein wichtiger mexikanischer Kunde 1961 einen 5000 GT mit einer Allemano-Karosserie gekauft hatte, dessen Vorbesitzer der mexikanische Präsident Adolfo López Mateos war. Der Mexikaner nun brachte das Fahrzeug nach Modena, um ihn nach einem Unfall reparieren zu lassen. Während seines Besuchs im historischen Werk in der Viale Ciro Menotti sah der Kunde aber einen Prototypen, der von Vignale (nach Zeichnungen von Giovanni Michelotti) eingekleidet worden war. Er war vom Design des Prototyps so beeindruckt, dass er absolut darauf bestand, diesen zu kaufen. Und tatsächlich wurde die Karosserie auf das Fahrwerk seines 5000 GT gebaut. Die Aneinanderreihung dieser Zufälle, so wird behauptet, habe dazu geführt, dass das neue Modell fortan den Namen «Mexico» trug. (Bild unten: der erste «Mexico» von 1961.)

Eine andere Version geht so: Vignale hatte 1965 auf seinem Stand am Salon von Turin einen 5000 GT mit einer neuen 2+2-sitzigen Karosserie (die von Virginio Vario gezeichnet worden war). Der Wagen gefiel den damaligen mexikanischen Präsidenten Adolfo López Mateos so gut, dass er ihn gleich kaufte. Und weil John Surtees kurz darauf auch noch den Grossen Preis von Mexico in einem Cooper-Maserati T81 gewann, sah man das in Modena als gutes Zeichen und gab dem Serien-Modell fortan die Bezeichnung «Mexico». Unter der Haube des ersten «Mexico» (der aber wahrscheinlich noch gar nicht so hiess…) befand sich also tatsächlich der ganz böse 4,9-Liter-V8, wie er sehr ähnlich auch im berühmten Rennwagen 450S verwendet worden war. Doch die Serien-Produkte erhielten dann den 4,7-Liter, der für den ersten Quattroporte I entwickelt worden war, 290 PS, vier Weber-Doppelvergaser. Später kam auch noch ein kleinerer 4,2-Liter-V8 dazu, mit 260 PS. (Bilder unten: Der Mexico, der 1966 in Paris ausgestellt war.)

Und irgendwann, also schon 1967, noch ein Einzelstück von Frua mit einem 3,7-Liter-Sechszylinder (Bilder unten).

Der Maserati Mexico überzeugte durch Stil und Ausstattung. So gab es etwa Ledersitze, elektrische Fensterheber, Armaturenbrett aus Holz, Klimaanlage und Scheibenbremsen mit Servo-Unterstützung vorne in der Standardausführung. Automatikgetriebe, Servolenkung und Radio waren optional erhältlich. Die Innenausstattung wurde als «Lounge im italienischen Stil» bezeichnet. Somit stand sie für italienische Individualität in Verbindung mit der Ingenieurskunst aus dem Hause Maserati – eine wunderbare Mischung, die auch heute noch zu gefallen weiss. 175 Maserati Mexico wurden mit dem 4,7-Liter-Motor ausgeliefert, 305 mit dem 4,2-Liter-V8, der Frua mit dem Sechszylinder – von vier Stück weiss man es nicht so genau. (Bilder unten: AM112/1 026, 2024 von RM Sotheby’s in Monterey für 86’800 Dollar versteigert.)

Natürlich kommen da noch mehr – mehr Maserati haben wir im Archiv.

11 Kommentare

  1. Christian Christian

    Sehr schön – ein Grandturismo! Ich glaube, der Spruch in Italien, „wenn Du wer sein willst fährst du Ferrari oder Lamborghini, wenn Du jemand bist fährst Du Maserati“ hat seinen Ursprung wohl in Autos wie dem Mexico.
    Und schaut Euch mal das Reserverad an! Borrani-Speichenfelge, nix Notrad oder Füllpampe+Spielzeugkompressor für die nächsten maximal 25 km….
    Das Faziniert mich immer wieder, die vollwertigen Ersatzräder – nicht dass man das dauernd brauchen würde, aber es hat Stil. Können, nicht wollen oder „dicke Hose“!
    Meine Maserati Wunschliste:
    Ghibli Coupe 4.9 SS
    Mexico
    Ghibli II
    Mistral als Cabrio
    3200GT (der mit den Bummerangleuchten hinten)
    Quattroporte IV – siehe Ghibli II oben
    (Reihenfolge ändert sich je nach Gemütslage!)

    • Rolf Rolf

      Ich kenne den Spruch so:
      Angeber fahren Ferrari, Gentlemen fahren Maserati.

  2. Delande Delande

    Halo Christian!
    Ja, das mit den Ersatzrädern ist schon interessant:: In den ersten Sportwagen nach WW2 füllten die einfach den gesamten Kofferraum aus – gitb eine Menge Bilder dazu hier auf radical.
    Anfangs waren die Räder noch schmal und bei den Ferrari und englischen Sportwagen konnten sie noch unter das Kofferabteil geschoben werden. Aber mit zunehmenden Radgrößen wurde das problematisch und ich glaube es war Porsche, die in den siebziger Jahren erstmals kein Rad in den Fahrdimensionen unterbrachten und dann ein Faltrad lieferten – und dabei offen liessen, was man denn mit dem platten Rad im Falle einer Panne machen sollte – auf dem Beifahrersitz transportieren?
    MfG
    Delande

    • Rolf Rolf

      Ein richtiger Porsche-Fahrer wirft das Ding in den Straßengraben. 😉

  3. 1963 wurden in Baden Baden die Olympischen Spiele 1968 an México City vergeben, könnte die Namensgebung dieses für mich schönsten Maseratis überhaupt etwas damit zu tun haben, so wie der Alfa Romeo Montreal ja auch diesen Namen trug, weil er auf der Expo ‚67 ebenda präsentiert wurde?

    In der Nähe der Kunsthochschule, an der ich in den achtziger Jahren studierte, stand immer ein Maserati México in Anthrazit-Metallic mit cognacfarbenem Interieur und etwas kitschigen, vergoldeten Chromteilen, es war der erste México, den ich gesehen habe und der Wagen hat mich damals nachhaltig beeindruckt in seiner Schlichtheit und Eleganz.
    Einige Jahre später las ich dann in der Kölner „Autozeitung“ einen Artikel über genau diesen Wagen, angeblich hatte er – ohne die vergoldeten Anbauteile – ursprünglich dem Schah von Persien gehört.
    Ich muß mal in meinem Elternhaus auf die Suche nach dieser Zeitschrift gehen…

  4. Rolf Rolf

    Der Frua hat ja schon ein wenig das Mistral-Gesicht.

    Bei den Designern wird meist von Gandini und Giugaro gesprochen, ab und zu noch von Fioravanti.
    Frua und auch Tom Tjaarda hätten häufigere Erwähnung verdient.
    Ersterer hat einen sehr feinen Strich und Tjaarda eine Menge Kreativität.

    • Christian Christian

      Und für mich nicht zu unterschätzen Franco Scaglione (Bertone) und Giovanni Michelotti…
      .. und Claus Luthe!

      • Rolf Rolf

        Ja, in einen „Luthe“ habe ich mich mal schockverliebt.
        Ich fuhr jeden Tag über den Petuelring zur Arbeit und da sah man sowohl Prototypen als auch die allerneuesten Modelle, oft bevor sie im Laden standen.

        Und dann stand er vor der Ampel links neben mir, leicht nach vorn versetzt – der E36.

        Ich MUSSTE ihn haben und ich hatte ihn dann mehrfach.

      • Peter Ruch Peter Ruch

        Spada. Ein ganz feiner Mensch, dazu.

        • Christian Christian

          Aldo Brovarone – auch ein ganz feiner Mensch. Ohne den hätte es wohl keinen Dino Spider und Dino 206gt/246gt gegeben…

  5. Alexander Alexander

    Was soll ich sagen. Ich weiss nicht warum, aber der Mexico hat mich fasziniert. Vor ca 7 Jahren habe ich eine „Leiche“ für nicht wenig Geld gekauft. Der Plan, ihn restaurieren zu lassen, wollte mich nicht loslassen. Wie immer kostet es wesentlich mehr Zeit und Geld als man Ansatzweise geglaubt hat. Betrübt mich das, eigentlich nicht. Vielleicht ist es dann der schönste (aber auch kostenintensivste) am Markt. Naja, alleine die Karosserie hat über 1000 Stunden veranschlagt. Notwendige Ersatzteile zu bekommen, war ein Abenteuer, da hat oft nur Anfertigen geholfen, inklusive Frontscheibe. Nächstes Jahr soll es soweit sein. Bin schon sehr gespannt.

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