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Fahrbericht Skoda Karoq

Punktlandung

Und so begab es sich, dass es Skoda wieder einmal auf den Punkt brachte. Zwar hatten die Tschechen bis im vergangenen Jahr zwar SUV wollen, aber aus konzernstrategischen Gründen nicht SUV dürfen, doch dann landeten sie mit dem Kodiaq gleich mal einen Volltreffer, unter all den vielen SUV des Volkswagen-Konzerns sicher das beste Angebot. Und jetzt tun sie es schon wieder, eine Stufe darunter, bei den kompakten SUV – und schon wieder gibt es wohl kein einziges Argument, das im Vergleich von Audi Q2, Seat Arona (vielleicht noch eine Stufe kleiner – Fahrbericht folgt) und VW T-Toc (Fahrbericht hier) gegen den kleinen Tschechen spricht. Gut, vielleicht ist er optisch etwas langweilig, vielleicht ist er, zumindest von vorne, auch zu nah am Kodiaq, aber sonst: es stimmt halt eigentlich alles, Preis, Leistung, Raum. Ärgern muss sich der Karoq eigentlich nur über seine Positionierung – aber darüber schreiben wir dann weiter unten.

Es fällt uns mittlerweile schwer, noch neue Worte und Werte zu finden für diesen Wust an MQB-SUV. Es gibt ja in jedem Segment alles 4fach, und die Unterschiede sind marginal. So gering wie zwischen dem Seat Arona und dem Skoda Karoq und dem VW T-Roc waren sie aber noch nie, von aussen sehen sie zwar unterschiedlich aus, doch innen kann man den einem von andern und jenem einzig noch am Lenkrad unterscheiden. Man hat wohl andere Probleme im Konzern als die Feinabstimmung der einzelnen Produkte, und da wundert man sich schon ein wenig. Denn, nehmen wir mal an, es gefällt dem Kunden das Innenleben des Karoq nicht so, dann braucht er sich auch keinen Arona und keinen T-Roc anzuschauen, es wird ihm nämlich ebenfalls nicht gefallen. Es ist also nur noch reines Marketing, das die Fahrzeuge unterscheidbar machen soll – von Werten spricht man wohl nicht mehr. Warum man dann aber mehr bezahlen soll, bloss weil VW auf dem Badge steht, das haben wir ja schon bei Kodiaq/Tiguan nicht verstehen wollen.

Wir können gar nicht anders als uns dauernd wiederholen: das ist alles gut und recht. Hübsch gestaltet, jetzt sogar mit Farbakzenten, trotzdem übersichtlich und bestens verarbeitet. Das Bediensystem ist bekannt, alles ist am gleichen Ort wie immer, und das ist besser als bei den meisten Konkurrenten, logischer, benutzerfreundlicher. Es gibt null haptische und ergonomische Unterschiede, auch nicht zu den Fahrzeugen ein Segment höher, der Karoq hat einfach ein bisschen mehr Raum rundum (oder weniger, wenn man ihn mit Kodiaq und Co. vergleicht). Und ein paar clevere Detaillösungen mehr als die interne Konkurrenz, aber auch das kennen wir schon zur Genüge, die Spiele mit dem Eiskratzer im Tankdeckel und so reissen nun auch niemanden mehr vom guten, komfortablen Sitz. Ansonsten ist alles auf der Höhe der Zeit, Connectivity, Infotainment, Baukasten-Kopie; interessant unter den Assis ist der Anhängerrangierassistent. Ansonsten: «Liebling, ich hab den Kodiaq geschrumpft» hätten wir auch als Titel schreiben können. Und deshalb folgen nun ein paar Zahlen.

Der Skoda Karoq ist 4,38 Meter lang, 1,84 Meter breit und 1,61 Meter hoch; der Radstand beträgt 2,64 Meter, das Kofferraumvolumen reicht von 521 bis 1630 Liter. Der Skoda Kodiaq ist 4,70 Meter lang, 1,88 Meter breit und 1,68 Meter hoch; der Radstand beträgt 2,79 Meter, das Kofferraumvolumen reicht von 720 bis 2065 Liter. Der Seat Arona ist 4,14 Meter lang, 1,74 Meter breit und 1,54 Meter hoch; der Radstand beträgt 2,57 Meter, das Kofferraumvolumen wird mit 400 Litern angegeben. Der VW T-Toc ist 4,23 Meter lang, 1,82 Meter breit und 1,57 Meter hoch; der Radstand beträgt 2,60 Meter, das Kofferraumvolumen reicht von 445 bis 1290 Liter. Man lernt daraus: die Skoda sind immer etwas grösser, die Seat etwas filigraner – und die VW suchen das goldene Mittelmass. Preise, hmm, wie immer schwierig zu vergleichen, weil sich die Ausstattungen nicht entsprechen, aber den Karoq gibt es ab 25’590 Franken (als Fronttriebler…), den Kodiaq ab 32’200 Franken, den Arona schon ab 17’450 Franken und vom T-Toc wissen wir es leider weiterhin nicht.

Auch beim Fahrverhalten könnten wir hier «copy-paste» machen etwa vom Fahrbericht des VW T-Toc. Wobei, das stimmt nicht ganz: der Karoq machte uns einen etwas weicheren Eindruck, die gesunde deutsche Härte hat der Tscheche nur, wenn man bei der aufpreispflichtigen adaptiven Fahrwerksregelung DCC auf Sport drückt – was aber völlig unnötig ist, denn dann wird der Wagen bockig (wir fuhren die Top-Variante, 150 PS als Diesel, 4×4, fully loaded – und dann leider 1,6 Tonnen schwer!). Es sei ganz normal «Normal» empfohlen, im «Comfort»-Modus ist alles etwas schwammig. Es muss dazu aber auch geschrieben sein: dieses teure Zeugs braucht man bei diesem Wagen irgendwie nicht, das passt auch gar nicht zum Charakter des Skoda, der sich eigentlich bestens als kompaktes, emsiges Arbeitstierchen eignen würde. Aber das Marketing pumpt ihn halt durch jede Menge Lifestyle auf, auch preislich, deshalb müssen all die teuren Assi-Systeme, die eh erhältlich sind, halt schon sein.

Antriebe? Alles so wie immer, in der Schweiz zum Verkaufsstart zwei Benziner (115 und 150 PS) und ein Diesel (auch 150 PS) – da hebt Skoda den Wagen auf ein Niveau, das doch eigentlich gar nicht sein müsste. Denn vielleicht sollte man sich eine Basis-Basis-Variante überlegen (die es in anderen Ländern gibt, sogar das Dreizylinderchen mit 85 PS wird angeboten), ein schwächerer Diesel (auch die gibt es ja, 85 PS, aber der 110-Pferder wäre wohl optimal), 4×4 und sonst nicht viel, da besteht nämlich eine gewaltige Marktlücke, nicht nur bei den Bergbauern. Und dafür würde sich der Karoq, der ja auch den Yeti ersetzen muss, bestens eignen. Doch das ist wohl zu wenig cool – und es bleibt zu wenig Marge. Es muss sich weisen, aber es könnte durchaus sein, dass der Karoq mit der Übermotorisierung und der Überausstattung an den Marktbedürfnissen vorbei positioniert ist – und vom schickeren T-Toc ausgebremst wird. Oder, fast noch schlimmer: plötzlich übernimmt dann Seat die Rolle des besten Angebots innerhalb des Volkswagen-Konzerns – der Ateca verkauft sich in der Schweiz besser als der Kodiaq…

Mehr Skoda haben wir in unserem Archiv.

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  1. […] entscheidenden Unterschied, ob man einen Wagen ein paar Stunden bewegen kann (das heisst dann: Fahrbericht) oder ob ein paar Tage, im Alltag (das nennen wir dann: Test). Wahrscheinlich ist man als […]

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