Zurück zum Content

Mercedes 300 SEL 6.3

Grosse Sause

Im März 1968 präsentiert Daimler-Benz auf dem Genfer Automobilsalon ein Automobil, das sich bei näherer  Betrachtung als eine Kombination aus dem 1965 eingeführten Typ 300 SEL der Baureihe 109 und der Repräsentationslimousine des Typs 600 entpuppt. Von letzterer stammt der 6,3-Liter-V8-Motor samt Automatik-Getriebe, dessen 250 PS den neuen Benz gute 220 Stundenkilometer schnell macht und ihn in 7,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen lässt. Mit diesen hochsportlichen Fahrleistungen wird er zu einer der schnellsten Serienlimousinen der Welt, die sich auch mit schnellen Sportwagen wie dem Porsche 911 S oder dem Jaguar E-Type 4.2 messen kann. Auf seine Leistung weist nur die dezente Ziffernkombination 6.3 auf der rechten Kofferraumdeckelseite hin, die von zahlreichen Kunden als «Wegfallposition» geordert wird. Was diesen Wagen so interessant und für viele Käufer mit dem nötigen Kleingeld so begehrenswert macht – er kostet 1968 knapp 40’000 DM – sind seine Unauffälligkeit, sein Komfort und die ruhige Art und Weise, mit der er seine Passagiere zu fernen Zielen trägt.

Die Rollbalg-Luftfederung mit Bremsnickabstützung des Basistyps 300 SEL findet auch im 6.3 entsprechend Verwendung. Sie sorgt für ein stabiles Fahrverhalten und hohen Komfort und beinhaltet zudem eine Niveauregulierung. Die Bremsanlage ist der Urgewalt seines Triebwerkes angepasst und hat vorn wie hinten innenbelüftete Scheiben. Die Serienausstattung dieses dezenten Hochleistungswagens gilt zur damaligen Zeit als ungewöhnlich komplett: Elektrische Fensterheber an allen Türen, Unterdruck-Zentralverriegelung, Drehzahlmesser. Er hat als erster Mercedes-Benz flache und breite Niederquerschnitts-Gürtelreifen der so genannten «Serie 70». Die Frontansicht des 300 SEL 6.3 schmücken die erstmalig verwendeten Halogen-Doppelscheinwerfer, kombiniert mit Blinkern, Parkleuchten sowie zusätzlichen Weitstrahlern.

Dass sich dieser Wagen auch für sportliche Einsätze eignet, beweist einer seiner Schöpfer, Erich Waxenberger, als er im November 1969 das Sechs-Stunden-Rennen von Macao gewinnt. Für den «Renntrimm» seines 6.3 fallen die Stossstangen und der Chromschmuck weg. 1971 gelingt es der damals noch kleinen, auf Mercedes-Benz spezialisierten Tuningfirma AMG, aus einem auf 6,8 Liter aufgebohrten Motor, verbunden mit sehr effizienten Veredelungsmassnahmen, eine Leistung von 428 PS ( herauszuholen. AMG schickt den Boliden, mit passenden Rennreifen bestückt, in das 24-Stunden-Tourenwagenrennen von Spa-Francorchamps, an dessen Ende nur ein Werks-Ford Capri vor ihm liegt.

Bei gross angelegten Leserumfragen renommierter Automobil-Fachzeitschriften in den USA belegt der 6.3 in der Kategorie Luxuswagen den ersten Platz vor Cadillac und Rolls-Royce und wird als «the greatest sedan in the world» betitelt. Die exklusive Hochleistungslimousine wird bis September 1972 in 6526 Exemplaren gebaut. Innerhalb der Nachfolge-Baureihe 116 ist ein grossvolumiges V8-Modell trotz des grossen Markterfolgs des 6.3 zunächst nicht in Sicht, vor allem wegen der Ölkrise von 1973. Erst im Mai 1975 wird als würdiger Nachfolger der 450 SEL 6.9 präsentiert, der an den Erfolg seines Vorgängers mühelos anknüpft (ja, den bschreiben wir dann auch noch…).

Mehrcedes haben wir in unserem Archiv.

Gib als erster einen Kommentar ab

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert