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Maserati MC12

Der Bessere

In der Geschichte von Maserati ging es häufiger Ab als Auf. Gegründet 1914, mussten die Gebrüder Maserati 1937 an Adolfo Orsi verkaufen – und 1940 von Bologna nach Modena umziehen, was ein sehr heftiger Tiefschlag war. 1968 übernahm Citroën, man weiss heute noch nicht so genau, was die Franzosen zu diesem Schritt trieb. Ab August 1975 gehörte Maserati Alejandro de Tomaso, nach einigen Wirren (etwa mit Chrysler) und ewig langen Verhandlungen übernahm dann Fiat 1993 die volle Kontrolle. Dann wird es kompliziert: Im Juli 1997 verkaufte Fiat 50 Prozent von Maserati an dessen ewigen Konkurrenten Ferrari, 1999 übernahm Ferrari komplett. 2005 gab Ferrari wieder ab, es entstand die Abarth-Alfa Romeo-Maserati-Gruppe innerhalb des Fiat-Konzerns. 2021 wurde dann aus FCA und PSA Stellantis gegründet, Maserati ist endlich wieder einigermassen selbständig.

Aber warum schreiben wir das alles? In Italien sind manche Entscheidungsfindungen nicht immer von Logik geprägt. Als der Maserati MC12 im Jahr 2004 aufgelegt wurde, da wusste man bei Ferrari schon, dass Maserati nicht mehr lange im eigenen Haus verbleiben würde. Trotzdem gab Maranello das Beste, was man in jenen Tagen anzubieten hatte, also den Ferrari Enzo, an Modena weiter. Wobei, man kann es auch so sehen: 2004 lief die Produktion des Enzo bei Ferrari sowieso aus, 400 Stück waren gebaut und verkauft worden, man konnte der Stieftochter gut noch ein paar Übrigbleibsel verschachern. In der eigenen Überheblichkeit erwartete man wohl nicht, dass Maserati etwas schaffen könnte, was dem Enzo zur Konkurrenz gereichen würde.

Doch genau das geschah. Aus unerfindlichen Gründen überliess Ferrari Maserati ein Feld, dass sicher auch gut in den eigenen Palmares gepasst hätte: die FIA GT Championship. Zwischen 2005 und 2010 fuhr der Maserati MC12 sechs Team-Weltmeisterschaften ein, holte sechs Fahrer-Titel, gewann 40 von 94 Rennen, bei den er antrat. Aber vielleicht fast noch wichtiger: Der Maserati MC12 wurde zu einem der beliebtesten Protagonisten bei den modernen Racing Video Games, Forza, Gran Turismo – für eine jüngere Generation von «petrolheads» ist er «das Ding», viel mehr als der Enzo oder andere Supersportwagen aus den Nuller-Jahren.

Also, Basis war der Enzo. Das einzige Bauteil, das bei beiden Fahrzeugen gleich blieb, war die Frontscheibe. Das Design basierte auf einer Idee von Giorgetto Giugiaro und wurde von Frank Stephenson, Erfinder des Heckflügels am Ford Escort RS Cosworth, des BMW X5, des neuen Mini und damals Chefdesigner bei Ferrari/Maserati, in die endgültige Form gebracht. Und was das für eine Form war: 5,14 Meter lang (Enzo: 4,7 Meter), 2,1 Meter breit (Enzo: 2,04 Meter), 1,21 Meter hoch (Enzo: 1,15 Meter). Und obwohl der Maserati doch deutlich grösser war, wog er mit 1500 Kilo nur gerade 20 Kilo mehr als der Ferrari. Beide Fahrzeuge verfügten über den gleichen Radstand von 2,8 Metern. Aber der Maserati sieht halt ganz einfach besser aus. Punkt. Allerdings hat der MC12 keine Heckscheibe, was Jeremy Clarkson bewog, das Fahrzeug als untauglich zu bezeichnen (unterdessen weiss man ja auch, was man von Clarkson halten muss).

Mittig längs eingebaut arbeitet der gleiche 6-Liter-V12 (Ferrari F140, im Maserati als Ferrari/Maserati M144A bezeichnet), selbstverständlich frei saugend. Im Maserati musste er leicht gedrosselt werden, 630 statt 660 PS, auch das maximale Drehmoment war leicht geringer, 652 anstatt 657 Nm bei 5500/min. Der Maserati schaffte es in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, gegen oben war erst bei 330 km/h Schluss. Geschaltet wurde sowohl beim MC12 wie auch beim Enzo über ein automatisiertes 6-Gang-Getriebe. Bremsen von Brembo, Reifen von Pirelli, «P Zero Corsa», die man allerdings heute kaum mehr kriegt. Das könnte der Grund sein, weshalb so viele MC12 kaum Kilometer auf dem Tacho haben. Obwohl sie wunderbar sind auf der Gasse, etwas unübersichtlich und sehr, sehr lang, aber im Fahrverhalten ausgesprochen gutmütig. Das Fahrwerk wurde entwickelt von Andrea Bertolini (der dann auch diverse Male Weltmeister wurde auf den MC12) – und Michael Schumacher.

Und innen wunderbar luxuriös, mit viel Liebe zum Detail gemacht. Was Maserati immer ausgezeichnet hat. Es gab allerdings kein Radio, was immer wieder kritisiert wurde. Und was völlig lächerlich ist, wenn man einen 6-Liter-V12 direkt am Ohr hat. Für die Innenauskleidung wurde reichlich blaues Leder, Karbon und «BrighTex», einem Stoff, den selbst die Mode-Industrie als zu teuer abtat. Selbstverständlich gibt es auch die ovale Uhr, die Maserati im neuen Grecale nun leider abgeschafft hat. Der Neupreis lag bei 600’000 Euro, damit war der Maserati MC12 10 Prozent günstiger als der Ferrari Enzo.

2004 wurden 25 Exemplare des Maserati MC12 gebaut. Und dann 2005 noch einmal 25 Exemplare, mit einer rund 15 Zentimeter kürzeren Nase. Dazu kamen noch 12 Renn-Fahrzeuge (als GT1 bezeichnet) und schliesslich, 2006, noch einmal 15 Versione Corse mit der Rennmaschine aus dem GT1 (also 755 PS), die zwar gegen ein Entgelt von einer Million Euro an Privatpersonen verkauft wurden, aber nicht auf öffentlichen Strasse bewegt werden durften (ähnlich wie das Enzo-Derivat FXX). Pininfarina kleidete zudem einen MC12 GT1 als Birdcage 75th ein.

Selbstverständlich machen wir eine Sammlung. Und wir wagen die Prognose, dass die MC12 wertvoller werden werden als die Enzo. Gut, sie sind deutlich seltener, aber sie sind halt auch ein gutes Stück cooler. Und anscheinend: zuverlässiger.

Maserati MC12:

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000012081

Kommt in einer «sealed auction» beim RM Sotheby’s unter den Hammer (Anfang Februar 2024, no reserve. War lange im Besitz von Maserati, 6700 Kilometer.

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000012098

Auktion: RM Sotheby’s, London 2012, Schätzpreis 680’000 bis 780’000 Pfund, nicht verkauft.

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000012099

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2006, verkauft für 1’072’500 Dollar

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000012100

Motoren-Nummer: 000032

Auktion: RM Sotheby’s, Duemila Ruote 2016, verkauft für 3’024’000 Euro, angeboten mit folgendem Text: «Delivered to its first owner in Verona in December 2004, this MC12 is a truly exceptional example. Having travelled just under 6,000 kilometres from new, it remains in excellent condition throughout. Prior to sale, the MC12 was sent to Motor Service Srl, the official Ferrari and Maserati dealership in Modena, Italy, and was serviced to ensure that it remains ready to return to the road. It is also worthwhile to note that an aftermarket rear view camera has been installed, providing much-needed assistance in parking and low-speed manoeuvres in close quarters. Much rarer than an Enzo and arguably more striking, the MC12 is an automobile that demands attention and respect wherever it goes. It is undoubtedly the most significant Maserati produced in the 21st century and an automobile that will only become more desirable over time».

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000012106

Angeboten (November 2023) über Mechatronik mit folgendem Text: «Bei dem hier angebotenen Maserati MC12 handelt es sich um das Exemplar, mit der vermutlich weltweit geringsten Laufleistung von lediglich 230 Kilometern seit der Auslieferung im Jahr 2005. Diese findet am 10. März 2005 durch die Loris Kessel Auto SA mit Ihrem Sitz in Grancia, in der Nähe von Lugano, im italienischen Teil der Schweiz statt. Der Erstbesitzer, welcher nur wenige Kilometer entfernt in Lugano sesshaft ist, stellt den Wagen in seiner privaten Sammlung aus, ohne diesen jemals selbst zu fahren. Erst im Jahr 2014, nach über 9 Jahren im Erstbesitz, erfolgt der erste Besitzerwechsel. Noch immer mit dem Werkskilometerstand von lediglich 169 KM. In Folge wird das Fahrzeug via Luftfracht nach Tokyo/Japan zu seinem neuen Besitzer transportiert, wo es im November 2014 ankommt. Bereits zum damaligen Zeitpunkt ist ein MC12 mit Werkskilometern nahezu unmöglich zu finden und so verwundert es nicht, dass der auch der neue Eigentümer es nicht anstrebt den Wagen zu fahren, sondern diesen lediglich in seiner Sammlung einlagert. Kapp 4 Jahre später wechselt unser MC12 erneut den Besitzer. Die Reise führt nach Hong Kong, wo der Wagen im August 2016, bei einem namenhaften Sammler angelangt. Im Oktober 2018, lässt der Eigentümer den MC12 bei Auto Italia, dem Maserati Experten in Hong Kong, einem großen Kundendienst unterziehen, um sicher zu stellen, dass der Wagen jederzeit einsatzbereit ist. Die Laufleistung zum Zeitpunkt des Kundendienstes am 4. Oktober 2018 beträgt 179 Kilometer. Nach 7 Jahren im Besitz des Sammler aus Hong Kong, gelangt der Wagen im Frühjahr 2023 zurück nach Europa und schlussendlich in unser Unternehmen, wo der Wagen einer ausgiebigen technischen Durchsicht unterzogen wird. Hierbei zeigt sich, dass der Wagen keinerlei Standschäden mit sich trägt, trotz der Tatsache, dass er im Laufe von über 18 Jahren, nicht weiter als 230 Kilometer bewegt wurde. Noch immer sind die ersten Reifen vom Tag der Auslieferung des MC12 montiert».

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000016975

Motoren-Nummer: 000066

Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2015, verkauft für 2’090’000 Dollar. Erster Besitzer war Benny Caiola – 2015 hatte das Fahrzeug erst 767 Kilometer…

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000016977

Motoren-Nummer: 000090

Auktion: RM Sotheby’s, Portola 2016, verkauft für 1’430’000 Dollar (Bilder oben). Und dann: RM Sotheby’s, «Dare to Dream», Schätzpreis 3’250’000 bis 3’750’000 Dollar.

Maserati MC12 GT1:

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000022797

Auktion: RM Sotheby’s, Maranello 2008, Schätzpreis 1’100’000 bis 1’500’000 Euro, nicht verkauft

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000024053

Auktion: RM Sotheby’s, London 2019, verkauft für 2’050’000 Pfund.

Maserati MC12 Corse:

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000029626

Auktion: Bonhams, Scottsdale 2023, verkauft für 3’811’000 Dollar (!). Schon Mitte August 2023 kommt dieses Fahrzeug aber wieder unter den Hammer, jetzt bei Gooding & Co. – und der Schätzpreis liegt bei «nur» 2,5 bis 3 Millionen Dollar (Bilder unten, ©Mathieu Heurtault)

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000029628

Wurde verkauft über Girardo & Co.. «The Maserati MC12 Corsa offered here, chassis 005, was the only car delivered in silver, with a fabulous bordeaux Alcantara interior to complement.»

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000029631

Wurde verkauft über Girardo & Co.. «Offered here is the eighth of only twelve MC12 Versione Corsas built. This car was assembled by Maserati in early 2007 and finished in Orange with a black interior, just as it is presented today. With its dark grey wheels, exposed carbon fibre rear wing and mounts and black Maserati sun strip, this car has a purposeful appearance. This car was bought new by Michael Bareither of Germany, who was not only a valued Maserati client, but also Ferrari having bought new a Ferrari FXX. Despite clearly being a fan of track-focused cars, Bareither used the car very little.»

Und schon geht es wieder weiter: RM Sotheby’s, Paris 2024, Schätzpreis 2’800’000 bis 3’500’000 Euro.

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000033558

Wurde verkauft über Girardo & Co.. «The ninth of the twelve cars produced, this is the third MC12 Versione Corsa we have been privileged to rehome. While all twelve Versione Corsas were originally painted Victory Blue, customers could, at a cost, opt to have their cars repainted in a small number of different shades. The original US-based owner of this 2007 car opted for Fuji White, the same hue as the launch-specification MC12 Stradale, contrasting dark-grey wheels and a gorgeous Bordeaux Alcantara interior. Since being delivered, this MC12 has been carefully stored and not turned a wheel in anger.»

Chassis-Nummer: ZAMDF44B000033561

Auktion: RM Sotheby’s, Maranello 2009, verkauft für 770’000 Euro.

Weitere feine Automobile finden sich in unserem Archiv.

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