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Fahrbericht Toyota Prius (2023)

Ein neuer Ansatz

Bald ist es 30 Jahre her, dass Toyota mit dem Prius eine automobile Revolution auf den Weg gebracht hat. Unterdessen sind die Japaner bei der fünften Generation angelangt – und jetzt wird alles anders. Nicht nur, dass der Toyota Prius deutlich stärker wird. Zum ersten Mal überhaupt ist der Hybrid-Pionier jetzt auch optisch ein Hingucker.

Der neue Toyota Prius ist zwar 4,5 Zentimeter kürzer als sein Vorgänger und auch zwei Zentimeter flacher. Dafür ist er in der Breite um etwas mehr als zwei Zentimeter gewachsen. Und der Radstand wurde um fünf Zentimeter verlängert. Die Dachlinie steigt jetzt weiter nach hinten an, und in Kombination mit der stark geneigten Windschutzscheibe ergibt sich ein sehr keilförmiges Äusseres, das zudem noch sehr aerodynamisch wirkt. Optisch wird die Keilform durch die im Vergleich zur Vorgängergeneration deutlich reduzierten Fensterflächen noch betont. Aber wie predigt doch Toyota-Chef Akio Toyoda immer wieder: «No more boring cars».

Auch innen ist alles anders. Und erstaunlicherweise durchaus konservativer in der Gestaltung als auch schon. Es gibt nun ein grosses Kombiinstrument in der oberen Mitte des Armaturenbretts, das die Pilotin über den Lenkradkranz sehen kann, ähnlich wie bei einigen französischen Marken. Auch das Armaturenbrett ist nun konventioneller gestaltet, wobei der Schalthebel in die Mittelkonsole verlegt wurde. Vom Fahrersitz aus betrachtet, sieht das insgesamt gut aus. Ein Grossteil der Funktionen des Fahrzeugs wird über den grossen Touchscreen bedient, die wichtigsten Funktionen werden jedoch nach wie vor entweder über das Lenkrad oder die traditionellen Bedienelemente auf dem Armaturenbrett und in der Mittelkonsole gesteuert; der Touchscreen ist mit 12,3 Zoll in den besten Ausstattungsvarianten nun tatsächlich übersichtlich genug. Auch die Grafik auf dem Bildschirm und das gesamte Betriebssystem haben einen entscheidenden Sprung nach vorne gemacht.

Dank des verlängerten Radstandes ist die Beinfreiheit auf der Rückbank hervorragend. Ein kleiner Minuspunkt ist allerdings die Tatsache, dass die Kopffreiheit für Erwachsene schnell knapp wird. Bei einer Körpergrösse von über 180 cm müssen die hinteren Passagiere Kompromisse bei der Sitzposition und der Haltung des Nackens eingehen. Für die kleineren Familienmitglieder ist das nicht wirklich ein Problem, aber der Prius war bislang auch bei Taxi- und Uber-Fahrern sehr beliebt. Der Kofferraum ist über die mächtige Heckklappe leicht zugänglich, und der Raum selbst ist ausreichend, aber nur wenig tief; im Vergleich zu seinem Vorgänger ist das Volumen etwas geschrumpft. Aber die Qualitätsanmutung hat sich durchweg verbessert, die Materialien sehen gut aus und fühlen sich gut an, der Innenraum wirkt deutlich gediegener.

Auch die Fahrposition ist besser als früher, der Fahrer sitzt nicht mehr so hoch wie früher. Das Fahrgefühl ist deutlich besser, man fühlt sich viel näher an der Strasse. Durch den niedrigeren Schwerpunkt und die breitere Karosserie ist der Prius angenehmer, etwas sportlicher zu bewegen. Und bleibt dabei angenehm komfortabel. Viel zu diesem positiven Fahrerlebnis trägt selbstverständlich die Stille bei, die im Prius zumindest im E-Modus herrscht.

Unter der Motorhaube des Prius arbeitet jetzt ein grösserer 2-Liter-Benzinmotor mit 152 PS Leistung. Er ist mit einem noch leistungsstärkeren, 163 PS starken Elektromotor gekoppelt. Die kombinierte Leistung dieser beiden Motoren beträgt stolze 223 PS. Das ist fast das Doppelte der 122 PS der vorherigen Generation. Natürlich könnte man sich fragen, ob dies nicht gegen den Öko-Geist verstösst, denn weniger wäre mehr als genug. Sicherlich, aber die zusätzliche Leistung bedeutet auch, dass man den Benziner nicht mehr so stark belasten muss wie früher. Dies verbessert den Komfort im Innenraum, da der Verbrennungsmotor nicht mehr so viel Lärm macht wie auch schon. Auch das Überholen geht schneller, was an sich schon ein guter Sicherheitsaspekt ist.

In der neuen Version wurde die Batterie-Kapazität auf 13,6 kWh erhöht; der kompaktere Akku ist jetzt übrigens unter den Rücksitzen verbaut. Toyota ist der Überzeugung, dass eine Reichweite von 69 Kilometern rein elektrisch möglich ist – nach einer ersten Testfahrt erachten wir dies als problemlos möglich. Trotz deutlich höherer Leistung liegt der vorläufige WLTP-Wert liegt bei 19 g/km. Das sind drei Gramm weniger als bei der vorherigen Generation des Plug-ins. Und genau das ist ein wichtiges Stichwort: Nach Europa liefert Toyota den neuen Prius vorerst nur als Plug-in. Für viele Kunden war die einfache Handhabung des Hybrid-Fahrzeugs immer ein Kaufsargument. Sie setzten sich einfach ins Auto und fuhren los, den Rest erledigte die Technik. Jetzt muss der Prius aktiv aufgeladen werden, das bedeutet für die grosse Mehrheit der bislang fünf Millionen Prius-Käuferinnen ein auch aktives Umdenken.

Der neue Toyota Prius darf im Sommer in der Schweiz erwartet werden, die Preise stehen noch nicht fest. Reine Stromer gibt es auf radical zero, alles andere im Archiv. Text/Fotos: Vesa Eskola

1 kommentar

  1. J.G. J.G.

    Schickes Auto, chapeau! Zwei Gedanken dazu:
    – Laut Wikipedia ist der Prius trotz Plug-In und größerer Batterie kein Schwergewicht (bis 1515 kg) – interessant wäre also neben der externen Lademöglichkeit, wie hoch der Verbrauch ist, wenn man ihn wie bisher fährt, ohne die Batterie zu laden.
    – Der Trend zu mikriger Kopffreiheit im Fond ist bei vielen aerodynamischen Autos zu beobachten (Tesla Model 3, aber zB auch Mercedes W205). Am kuriosesten erscheint mir diesbezüglich das Tesla Model Y, bei dem der hintere Dachbalken als Kopfstütze dient. Wieso kauft man sich ein SUV, wenn man hinten nur Kinder hinsetzen kann?

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