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Dino 206 S

Der Sohn

Der Tod seines Sohnes Alfredo, genannt Dino, geboren 1932, im Jahre 1956 war die schlimmste Tragödie im Leben von Enzo Ferrari – danach zog er seine Sonnenbrille in der Öffentlichkeit nicht mehr aus. Dino, der an Muskeldystrophie litt, war das einzige Kind von Enzo Ferrari und seiner Ehefrau Laura Garello. Und er war ein aussergewöhnlich begabter Ingenieur, ausgebildet in der Schweiz, und hatte 1955 angeregt, dass Ferrari einen 1,5-Liter-V6 für die Formel 2 konstruieren sollte. (Wir zeigen hier zuerst einmal ein ziemlich ungewöhnliches Exemplar, #028, ausgeliefert im Juni 1966 an Eduardo Lualdi Gabardi, einem der besten Ferrari-Kunden in den 50er und 60er Jahren. Lualdi setzte das Fahrzeug hauptsächlich bei Bergrennen ein, bei 22 davon soll er mindestens den Klassensieg geholt haben. Später wurde das Fahrzeug vom Abarth-Spezialisten Guglielmetti im Stil eines Ferrari 312 P (B) modifiziert, erhielt einen 2,4-Liter-Motor mit etwa 285 PS – und wurde 2014 von RM Sotheby’s für 2’072’000 Euro versteigert. «Typischere» Dino 206 S gibt es weiter unten.)

Unter Leitung von Vittorio Jano entstand dann einer der aussergwöhnlichsten Motoren der Ferrari-Geschichte mit einem Winkel von 65 Grad. Später wurde der Hubraum auf 2 Liter aufgebohrt, dann auf 2,2 Liter (damit wurde Mike Hawthorn im Dino 246F1 im Jahre 1958 Formel-1-Weltmeister), 2,4 Liter und schliesslich auch noch auf 2,5 Liter. Über die Jahre wurden immer wieder verschiedene Versionen verwendet, mit zwei oder vier Ventilen oder dann auch mit Einspritzung – und die Bezeichnung «Dino» in grossen Ehren gehalten.

Der Ferrari Dino 206 S (den man nicht mit dem 206 S von 1958, von dem nur ein Exemplar entstand, verwechseln darf) wurde im Jahre 1966 für Sportwagen-und Berg-Rennen entwickelt. Er war der direkte Nachfolger des 206 P – und der kleinere Bruder des Ferrari 330 P3. Angetrieben wurde er von der 2-Liter-Version des Dino-V6 mit zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderreihe und einer indirekten Lucas-Einspritzung (in Ausnahmen: drei Weber-Doppelvergaser 40 DCN2), die in jenen Jahren etwa 220 PS bei 9000/min entwickelte – was den weniger als 600 Kilo schweren Dino bis zu 270 km/h schnell machte.

Eigentlich hatte Ferrari 50 Stück des 206 S mit einer Karosserie von Piero Drogo (in Ausnahmen: Fantuzzi) bauen wollen, die an Privatteams hätten verkauft werden sollen, doch es wurden dann nur 18 Exemplare. Schuld daran waren einerseits Streiks bei den Zulieferern – und auch, dass der 206 S den hohen Erwartungen nicht ganz entsprechen konnte. Zwar wurde der Wagen in verschiedenen Ausführungen bis 1973 eingesetzt, doch die ganz grossen Erfolge blieben aus, zwei zweite Ränge bei der Targa Florio und den 1000 Kilometern am Nürburgring 1966 blieben die besten Resultate. Und doch: der Einfluss des 206 S auf das Design des ersten Strassen-Fahrzeugs, das den Namen «Dino» tragen durfte, den ab 1967 gebauten Dino 206 GT, ist unübersehbar. Und deshalb zeigen wir hier nun: #032. Denn, eben: Zwei Exemplare von Pininfarina, drei Coupé – und 13 Stück mit dem von Piero Drogo entworfenen Spyder-Aufbau (das, was wir unten sehen):

Dieses Exemplar wird ebenfalls von RM Sotheby’s versteigert, eine so genannte «sealed»-Auktion, also, man kann «geheim» bieten, the winner takes it home. Dauert vom 15. bis 17. Januar 2023. Das Fahrzeug wurde ursprünglich an Corrado Ferlaino ausgeliefert, dem später lange das Fussball-Team von Napoli gehörte – jener Mann, der Diego Maradona nach Neapel brachte.

Aber dann haben wir auch noch: #006. Wahrscheinlich das dritte gebaute Exemplar, bestellt vom englischen Ferrari-Importeur, Ronnie J. Hoare, im ersten Rennen gelenkt von Mike Parkes. Zwischen 1970 und 2012 war #006 beim gleichen Besitzer, wurde dann von RM Sotheby’s für 2’520’000 Euro versteigert.

Mehr Ferrari haben wir in unserem Archiv. Auf www.radical-classics.com gibt es alle Artikel, die wir bisher zu unserer Serie #70jahreferrari veröffentlicht haben.

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