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Armutszeugnis oder: alles Google

Das Geschwätz von gestern

Tesla halt wieder: Die Amerikaner verfügen in ihren Fahrzeugen über einen eigenen Zentral-Computer, den sie zudem noch mit eigener Software bedienen. Damit haben sie nicht nur ihre Autos im Griff, sie sind vor allem nicht abhängig von Zuliefern. Sie haben die Macht über ihre Daten, sie haben ihren Autos eine eigene Sprache beigebracht, die alle Steuergeräte jederzeit verstehen, sie steuern die Up-Dates nach ihrem Gutdünken. Es ist dieses zentrale Nervensystem, neben der eigenen Lade-Infrastruktur und den tiefen Produktionskosten, wahrscheinlich der grösste Wettbewerbsvorteil von Tesla.

Das haben auch die Wettbewerber erkannt, schon vor Jahren. Und die Wende hin zur E-Mobilität schien auch der richtige Zeitpunkt dafür zu sein, eine eigene Software zu entwickeln, die Stromer künftig mit einem zentralen Hirn, also genau wie Tesla, auszurüsten. Milliarden wurden investiert, Volkswagen gründete Cariad, Mercedes den Electric Software Hub in Sindelfingen, unfassbare Beträge wurden gesprochen. Doch mittlerweile macht es den Eindruck, als ob der Ansatz zur eigenen Entwicklung aber sowas von krachend gescheitert ist. Zu gross sind die Herausforderungen, zu hoch die Kosten, zu dürftig ist das eigene Know-how – es wird ab sofort so viel gespart, dass sich die Projekte über kurz oder allenfalls noch kürzer gleich selber exekutieren.

Jetzt müssen anscheinend Kooperationen mit Techkonzernen – also jenem einem, grossen – der Heilsbringer werden. Renault hat sich schon früh voll und ganz in die Arme von Google geworfen, Volvo ebenfalls – und unterdessen folgen auch die zwei Hersteller, die am meisten Geld in eigene Pläne versenkt und lautesten von Unabhängigkeit geplappert haben, Mercedes und Volkswagen. Auch in Stuttgart und Wolfsburg darf es Google sein – und leider kann man diesen Schritt als nichts anderes als ein ganz bitteres Armutszeugnis bezeichnen.

Denn es bedeutet ja nichts anderes, als dass man auch weiterhin ein paar Dutzend Steuergeräte, die sich untereinander nicht dringend verstehen wollen, in die Autos einbauen muss – und die Kontrolle darüber künftig dem Alphabet-Konzern überlassen will. Anstatt vorwärts macht man einen riesigen Schritt zurück, verschenkt sämtliche Kontrollmechanismen nach Amerika – und ist wahrscheinlich auch noch glücklich damit, weil man ein paar Euro sparen kann und sich nicht mit einem Thema beschäftigen muss, von dem man ja eh nichts versteht. Einverstanden, man konnte auch nie die richtigen Nerds nach Wolfsburg oder Sindelfingen locken, denen gefällt es anscheinend besser in Kalifornien oder dann zumindest in Zürich. Oder sie bleiben gleich in Indien.

Man darf davon wohl ausgehen, dass Google die passende Software und die technischen Anpassungen gratis und franko frei Wolfsburg, Stuttgart, Göteborg, Paris liefert. Man will nichts dafür, als amerikanischer Technologie-Konzern ist man ja auch berühmt dafür, dass Geld oder gar Macht nie im Zentrum der eigenen Interessen steht. Gut, vielleicht ein paar Daten. Aber mit denen konnten Mercedes & Co. ja schon bisher nichts anfangen, obwohl seit Jahren fleissig gesammelt wird; da stört es ja dann auch nicht, wenn man die nicht mehr hat, ganz im Gegenteil, da kann man auch noch Geld sparen. Dass gerade die deutschen Hersteller sich vor noch nicht allzu langer Zeit zu ganzheitlichen Mobilitätsdienstleistern und riesigen Daten-Banken wandeln wollten, «big data» als die Währung der Zukunft bezeichneten – was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?

Man fragt sich aber schon, was sich die zukünftigen Google-Partner dabei denken. Es ist ja nicht so, dass Alphabet einfach ein paar hübsche Karten ins Navi einspeist und dies noch nett mit aktuellen Restaurant-Kritiken verlinkt – nein, zukünftig liefern sie sämtliche «Intelligenz» des Automobils. Mit Ausnahme vielleicht des Regensensors oder der Reifendruck-Kontrolle, mit solchem Mist wollen sich die Amerikaner wohl nicht abgeben. Über alles andere werden sie die Macht haben, also auch über die Geschwindigkeit der weiteren Entwicklungen, Up-dates, Fahrdaten, etc.. Wenn sich in Mountain View die Software-Entwickler mit den Schauspielerinnen und Drehbuchautoren in Hollywood solidarisieren, dann ist dann halt Funkpause. Einverstanden, nicht sehr wahrscheinlich, es geht nur darum aufzuzeigen, wie allumfassend die zukünftige Abhängigkeit sein wird.

Man könnte nun argumentieren, das ist gut so, wenn sich die Autohersteller wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können, einfach Dingers bauen mit vier Rädern dran, die Menschen und Waren von A nach B bringen. Kann sein. Und ja, gerade für Volkswagen ist auf jeden Fall gut, wenn sie endlich wieder über eine Software verfügen, die tatsächlich funktioniert. Dann kann man auch wieder Geld zum Beispiel ins Design oder die Qualitätssicherung oder die Diäten der Betriebsräte investieren. Aber ob die Shareholder zufrieden sein werden mit einem profanen Produzenten von Blechkisten? Wie sieht das der Kunde, wenn allerorten das gleiche Lied gespielt wird, alles aussieht wie auf der Google-Suchseite (also gar nicht)? Und, Kinder, wir stehen da ja erst am Anfang, der Chatbot von Alphabet soll ziemlich gut sein.

Übrigens: Die meisten chinesischen Hersteller verfolgen einen ähnlichen Weg wie Tesla, BYD kann das schon selber (die kaufen eh nichts ein ausser den Scheiben). Von den deutschen Herstellern hat einzig BMW noch nicht aufgegeben, soll sogar auf gutem Weg sein. Zum Abschluss ein kleines Schmankerl: Koenigsegg, wahrlich keiner der ganz grossen Produzenten und ohne Aussicht auf Milliardengewinne, sammelt auch die Fahrdaten all seiner Autos. Und schickt dann den Kunden «over the air» ein massgeschneidertes Fahrwerksprogramm, das perfekt auf den Fahrstil des Besitzers von Wagen X abgestimmt ist. Mal schauen, ob Google das dann beim Renault Clio auch bringt.

1 kommentar

  1. Anton Anton

    Und wollen wir das?

    Hallo. ich arbeite in Bereich IT und so weiter.
    Mein Fahrzeug ist ein handgeschalteter Porsche 991er..2015. Sauger.
    Es gibt KEIN RADIO KEIN NAVI KEINE ANTENNE.

    Und der Wagen wird mich die nächsten 15, 20 Jahre, klopfen wir auf Holz und
    ich wünsche Ihnen und Mir Gesundheit, radical mag ist meine Medizin, mein
    Wellness und the only one, die über blieb, in der leeren belanglosen Wüste der
    Marketingschreyer und Tesleindenbaumlenker..etz.

    Wenn die deutsche Autoindustrie ihrer Kernkompetenz durch Überheblichkeit und
    Nebenrichtgen, wie diesen Vollnonsens digitale Datensammlung des betreffenden
    Nicht-auto-hersteller ( Das Fahrwerk im Tesla ist Müll, ein Bauernauto, das keinen Stil hat und von jeder Ente, 2CV in Rasse und Klasse geschlagen wird, aber den Jüngern und Sekttierenden (( fast Syent..gy) ständig und 24 7 rein gedrückt wird, damit diese, die einen Arzt und Pfarrer benötigen, weil sie mit betreutem Denken und lenken zum nächsten WC geführt werden, überfordert wären.

    Ich arbeite gerade an einer 3d Lidar Ki Software.

    Privat halte ich mich von dem 100 Km fern. Wie gesagt Leibeigen und Sklaven wird es immer geben.
    Und nein. Mein Landrover 1073.. wurde restauriert und hat einen Williams 100 Kw
    Elektromotor einen Graphit-akku von Samsung.
    Und sonnst nichts.

    Danke und guten Gruß, aus dem bergisch grünem Salzburg. Anton.

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