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Eric Broadley und seine Lola (1)

Der Vorläufer

Es ist wieder einmal Zeit für etwas Geschichte. Das Erklären von Zusammenhängen. Denn manchmal gehen die kleinen Anfänge von grossen Geschichten gerne verloren. Deshalb richten wir den Blick zurück, ins Jahr 1963. Und auf den Lola Mk 6 GT. Ohne den es den Ford GT40 wahrscheinlich nie gegeben hätte.

Eric Broadley war einer dieser wunderbaren Engländer, welche so wunderbare Auto-Geschichte schrieben. 1958 hatte er Lola gegründet und einige wirklich gute Rennwagen gebaut, aber Lola hatte nie Geld, denn alles, was man da verdiente, wurde gleich in die Entwicklung neuer Geräte gesteckt. Deshalb war die Entscheidung, quasi aus dem Nichts einen Mittelmotor-GT-Renner zu bauen, ziemlich mutig. Zwar gab es Anfang der 60er Jahre schon Porsche und Dino und so in dieser Mittelmotor-Transaxle-Konstellation, doch Broadley hatte grössere Pläne als die nur eher kleinvolumigen und folglich eher drehmomentschwachen Motoren, die Porsche und (Ferrari) verbauten. So ein V8 musste es mindestens sein, dachte sich Broadley.

Eigentlich ging dann alles von einem Getriebe aus, dem Type 37 von Colotti. Das Ferrari auch schon verwendet hatte, für seine Frontmotor-Transaxle-V12. Lola hatte ein Alu-Monocoque, dies Colotti und einen V8 aus dem Ford Fairlane. Darüber stülpte man dann eine Kunststoff-Karosse, die John Frayling gezeichnet hatte – und die irgendwie zum Prototyp aller Mittelmotor-Sportwagen-Designs wurde, Lamborghini Miura hin, DeTomaso Mangusta her (als Ausnahme sei doch der Bonnet Djet erwähnt…). Erstmals gezeigt wurde das Fahrzeug, Lola Mk 6 GT genannt, im Januar 1963 auf der Olympia Racing Car Show. Noch ohne Antrieb. Im Juni 1963 waren dann zwei Exemplare bei den 24 Stunden von Le Mans gemeldet, wobei das eine gute Stück, Chassisnummer LGT-1, sich vom Ende des Feldes nach 151 Runden auf den 9. Rang hervorgearbeitet hatte, am Steuer Dickie Attwood und David Hobbs. Das war es dann auch, nach einem Unfall schied Attwood aus. Aber er sagte später, dass es schon ein besonderes Gefühl gewesen sei, ein Fahrzeug fahren zu dürfen, das eine Revolution bedeutete.

Und dann kam: Ford. Diese Geschichte haben wir schon sehr, sehr ausführlich erzählt, wie Henry Ford II. wieder ein Renn-Programm ins Leben rief, wie er Ferrari kaufen wollte, warum er unbedingt in Le Mans gewinnen wollte. Das alles kann man nachlesen hier: Zusammenhänge. Aber zurück zum Lola. Ford baute sich im englischen Slough ein eigenes Entwicklungsteam auf – und kaufte mal als erstes den Lola Mk 6 GT. Also: jenes Fahrzeug, das in Le Mans am Start sowie jenen Prototypen, der in London ausgestellt worden war. Und Eric Broadley gleich noch dazu. 18 Monate später war der Lola-Gründer dann zwar schon wieder weg, weil er doch lieber selbständig arbeitete; mit dem Geld von Ford startete er das Abenteuer Indy 500 und konnte 1966 schon seinen ersten und einzigen Sieg feiern, Graham Hill sass am Steuer des Lola T90.

Aber es fehlt hier ja noch der dritte Lola Mk 6 GT, jener mit der Chassisnummer LGT-2. Da war dann ein gewisser John Mecum, der sich im Januar 1963 auf seiner Hochzeitsreise durch Europa befand, den Lola in London sah – und gleich kaufte. LGT-2 kam dann auch nach Le Mans, verliess aber den Renn-Transporter nie. Augie Papst fuhr dieses Fahrzeug dann im August 1963 in Brands Hatch, kam aber nur vier Runden weit – und sagte danach, er hab zum ersten Mal Angst um sein Leben verspürt am Lenkrad eines Rennwagens. Das Fahrverhalten muss eher schwierig gewesen sein, Mittelmotor und viel Kraft, das war damals noch eine schwierige Kombination. Ford wollte dann auch LGT-2 kaufen. Mecum war eigentlich damit einverstanden, doch die Ford-Bosse sprachen nie direkt mit ihm – und beleidigten auch noch seine Heimat Texas. Never mess with Texas, das hätte man in Detroit eigentlich wissen müssen, Mecum war beleidigt, brachte den Lola zurück zu Broadley – und liess sich einen von Traco auf Vordermann gebrachten Chevrolet-V8 einbauen. Damit war der Wagen nicht nur bedeutend schneller, sondern auch leichter zu fahren – und Papst gewann prompt auch die Tourist Trophy auf den Bahamas im Dezember 1963. Doch das sollte der einzige grosse Sieg von LGT-2 bleiben. Zwar wurde das Fahrzeug 1964 bei Lola noch einmal auf den neusten Stand gebracht, doch technische Probleme standen Papst immer wieder im Weg.

LGT-2 wäre einmal zu kaufen gewesen. Das höchste Gebot lag bei 1,2 Millionen Dollar, der Zuschlag erfolgte nicht. Sprich: er schwirrt noch irgendwo durch die Welt des Historic Racing. Weiterhin mit dem 5,7-Liter-Chevrolet-V8, der etwa 530 PS schafft. Und halt dieser schönen Geschichte, dass Ford ihn nie kaufen konnte. Mehr schöne Exoten gibt es immer in unserem Archiv. Und jetzt auch noch in einer neuen Serie um die besten Geschichten um die schönsten Rennwagen, die mit den Scarab begann und mit dem Chevron weiterging.

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