Die ganz grossen Pläne
Vom Stanley H. «Wacky» Arnolt hatten wir es schon, zum Beispiel mit seinen Arnolt-Bristol. Vom Aston Martin DB2/4 hatten wir es auch schon, hier, und von Bertone haben wir es ja immer wieder. Hier kommt nun alles zusammen – aber leider kam es nicht gut, das Bertone-Coupé auf Basis des Aston Martin DB2/4 blieb ein Einzelstück.
«Wacky» Arnolt verkaufte zuerst einmal Schiffsmotoren in Warsaw, Indiana. Er muss ein guter Verkäufer gewesen sein, denn er machte damit ein Vermögen. Er verlegte sich dann auf den Verkauf von Sportwagen, am liebsten solchen aus England. Schon 1952 dachte er grösser, beauftragte Bertone, ihm einige MG TD einzukleiden, die dann als Arnolt-MG bekannt wurden. 200 Stück waren geplant, knapp über 100 wurden es. Es kam der Arnolt-Bristol dazu, ein einziger Bentley (der aussah wie ein zu grosser MG) – und dann noch sieben Aston Martin DB2/4.
Die ersten drei Exemplare (LML50/502, LML50/505 und LML50/507) wurden von Franco Scaglione gezeichnet – und sahen den Arnolt-Bristol sehr ähnlich. Dazu kamen zwei Cabriolets, die Giovanni Michelotti zeichnete, LML50/504 und LML50/506: zu LML50/503 gibt es keine gesicherten Unterlagen, LML50/762 schliesslich war das persönliche Fahrzeug von «Wacky», wurde als «Indiana Spider» bezeichnet und nach seinen Vorstellung von Scaglione entworfen (Bilder unten).
Bleibt das einzige Coupé, LML50/765. Man geht davon aus, dass dieses Fahrzeug für Henri Pigozzi, den Gründer von Simca, bestellt wurde – die Heckleuchten, zum Beispiel, stammen von einem Simca. Wie der Amerikaner Arnolt dazu kam, dem in Europa bestens bekannten Franzosen Pigozzi ein englisches Auto mit italienischer Karosserie zu verkaufen, ist ein bisschen rätselhaft. Und warum das Coupé dann 1957 und 1958 auf dem Bertone-Stand auf der Motor Show in Turin stand, ist auch nicht ganz genau geklärt. Vielleicht wollte Bertone Aston Martin überzeugen, den angekündigten DB4 bei Bertone einkleiden zu lassen, bloss war es dafür ein bisschen spät. Und Erfolg hatten die Italiener bekanntlich auch keinen. Dafür wollte Aston Martin Arnolt auch keine Chassis mehr liefern.
Das Aston Martin DB2/4 Coupé Bertone kam 1976 in die USA, ging durch viele Hände, wurde des Öfteren restauriert, zuletzt ab 2019 für über 800’000 Dollar. Da wurde dann vielleicht auch etwas zu viel des Guten getan. Das Einzelstück kommt am 8.12.2023 beim RM Sotheby’s in New York unter den Hammer, erwartet werden 1,2 bis 1,6 Millionen Dollar.
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Streng genommen handelt es sich bei dem hier vorgestellten Aston Martin DB2/4 Coupé um das vorletzte Blechkleid mit dem Bertone Emblem. Ob die Karosserie von Franco Scaglione oder wem auch immer gezeichnet wurde, sie waren alle „Design
Bertone“. Unter diesem Vorzeichen wäre das wohl 1960 angelieferte „rolling chassis“ (?), auf dem dann der Aston Martin DB4 GT „Jet“ (erneut als Einzelstück) aufgebaut wurde, der letzte mit Bertone „Badge“.
Streng genommen handelt es sich aber nur bedingt um ein Bertone Design. Der „Jet“ war das Werk (der Erstling?) eines gewissen Giorgetto Giugaro. Vor seinem Verkauf im Jahr 2013 (verträumte 3’249’500 GBP inkl. Aufgeld) trug er ein CH-Kontrollschild.