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related: Ferrari 625 TF

Die Speziellen

Ach, wir wünschten uns: Zeit. Es ist wieder eine dieser Ferrari-Geschichten, die gerade in der Frühzeit der Marke doch leicht verworren sind, wir nicht so recht wissen, was man nun glauben soll, kann – und bei denen der gesunde Menschenverstand dann gern einmal das Gefühl hat, hmm. Es beginnt schon bei dieser heftigen Vielfalt der Vierzylinder-Motoren von Ferrari: wir hatten schon den 2-Liter, 500 Mondial, und auch den den 3-Liter, 750 Monza. Doch dann gab es auch noch den 625 TF, den wir hier beschreiben wollen, also 2,5 Liter Hubraum, und den sehr eigenartigen 735 S, 2,9 Liter Hubraum. Vom 500 Mondial gab es immerhin plusminus 28 Exemplare, von 750 Monza gar 33 Stück – beim 625 TF und 735 S ist das dann eher unklar, je zwei oder drei Exemplare, insgesamt oder zusammen oder auch ganz anders.

Also, sowohl die 625 TF wie auch die 735 S darf man noch zum Jahrgang 1953 zählen. Bei unseren «related»-Stories darf der 625 TF mittun, weil er 1954 bei den 1000 Kilometern von Buenos Aires eingesetzt wurde, dem ersten Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1954; zum 735 S kommen wir ja dann noch. Es gab drei Chassis-Nummer für die 625 TF (TF steht für Targa Florio), #0302TF, #0304TF und #0306TF (Bild oben). Und da fassen wir uns jetzt gleich kurz: #0306TF existierte wahrscheinlich nur bis Mitte 1954, dann kamen gewisse Teile zu #0304TF – wie und weshalb, das wissen wir auch nicht. #0302TF wurde gemäss Angaben von Giulio Vignale schon 1953 bei einem Feuer komplett zerstört, es kann aber durchaus sein, dass dieses Fahrzeug als #0404MD oder #0406MD auferstand. Ab 1955 gibt es aber sowieso keine gesicherten Angaben mehr zu diesem Fahrzeug, das optisch sehr aussergewöhnlich war, eine Berlinetta von Vignale (Bilder unten).

Bleibt noch #0304TF. Dieses Fahrzeug wurde 2018 von Bonhams in Monaco zur Versteigerung gebracht, Schätzpreis 4,5 bis 5 Millionen Euro. Doch im Zusammenhang mit der Auktion wurde auch die Geschichte dieses Fahrzeugs erzählt – und liess halt ein paar Fragen offen. Wir wollen das einmal zusammenfassen, mit den entsprechenden Fragezeichen. Es beginnt schon vor der Fertigstellung wohl irgendwann im Frühsommer 1953, denn anscheinend erhielt dieses Fahrzeug zuerst eine Karosserie von Carrozzeria Autodromo Modena (gern als CAM abgekürzt). Man geht davon aus, dass CAM zuerst einen Ferrari 166 MM/53 einkleidete (0272MM), der auf einen eigenhändigen Entwurf des grossartigen Ingenieurs Aurelio Lampredi zurückgegangen sein soll; auch ein 735 S (0428M) soll ursprünglich über einen Autodromo-Aufbau verfügt haben. Enzo Ferrari empfand die Entwürfe aber als unpassend, weshalb #0304TF dann zu Vignale geschickt wurde. Und Ende Juni 1953 als Spider (siehe optisch auch: 340 MM) sein erstes Rennen bestritt, den VI. GP dell’Autodromo Monza, mit dem späteren Weltmeister Mike Hawthorn am Steuer. Dann soll er auch schon über den 2,9-Liter-Motor verfügt haben, war dann also ein 735 S.

Mitte Juli fuhr dann Umberto Maglioli den 625 TF bei der Coppa d’Oro delle Dolomiti (anscheinend wie als 2,5-Liter). Und war sehr zufrieden mit dem Vierzylinder: «Es war ein sehr agiles Fahrzeug mit einem sehr guten Handling». Paolo Marzotto, der Sieger jenes Rennens auf einem Ferrari 250 MM, durfte den 625 TF auch zur Probe fahren – und war begeistert: «Das Fahrzeug ist leicht, agil und hat extrem viel Drehmoment». Doch Enzo Ferrari schien nicht so überzeugt, der Wagen wurde noch vor Ende der Saison nach Argentinien verschachert, an Luis Milan. Der mit Beifahrer Elpidio Tortone bei den 1000 Kilometern von Buenos Airies am 24. Januar 1954 prompt den 5. Rang im Gesamtklassement erreichte. Milan fuhr dann diverse Rennen in Argentinien, verkaufte den Ferrari Ende 1955 an José Froilan Gonzalez, dann kam #0304MT 1956 nach Brasilien und wurde anscheinend bis 1963 bei Rennen eingesetzt. Und soll dann irgendwann einen Lincoln-V12 (gebaut bis 1948…) erhalten haben.

Das ist dann halt eines der vielen Fragezeichen – warum sollte jemand dem Ferrari einen veralteten, lahmen Lincoln-Motor einbauen wollen? Und wie kam der Wagen wieder zurück nach Italien, wo er 1974 auf einem Abbruch in der Nähe von Neapel entdeckt werden konnte? Und wie kam er 1976 wieder zu einem 625er-Motor, von dem vielleicht zwei, maximal drei Stück gebaut worden waren? Tja, wir wissen es nicht, würden es aber gerne wissen. Aber es könnten dies auch gute Gründe dafür sein, weshalb #0304TF 2018 dann nicht verkauft werden konnte. Wenn wir nur die Zeit hätten…

Es ist dies eine «related»-Story zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1954. Mehr schöne Geschichten finden Sie in unserem Archiv.

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