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Eric Broadley und seine Lola (2)

Entwicklungsgeschichten

Es wurde in der Geschichte zum Lola Mk 6 GT (nachzulesen: hier) schon kurz angetönt: Lola-Gründer Eric Broadley war zwar käuflich, doch seine Liebe erhielt Ford trotzdem nicht. Er war dann bald wieder weg, denn er wollte selber bestimmen, welche Autos er bauen wollte – und so baute er dann den T70. Zuerst, 1965, als Spyder, dies in drei Versionen bis und mit 1967. Ab 1967 gab es dann auch eine geschlossene Variante, Mk III, ab 1969 den Mk IIIb – und alle diese Variationen des gleichen Thema waren so schnelle wie schöne Rennwagen. (Das Fahrzeug unten ist einer von wahrscheinlich 15 Mk I Spyder von 1965, der zuerst nach Australien verkauft wurde, dann nach Südafrika kam – und, so heisst es, 1966 von Steve McQueen als Kamera-Fahrzeug für seinen geplanten Film «Day of the Champion» verwendet wurde.)

Es waren wilde Zeiten, damals, when sex was safe and racing was dangerous, und das galt ganz besonders für die 1966 eingeführte CanAm-Serie. Es gab eigentlich keine Regeln (ausser ein paar Sicherheitsbestimmungen), die Gruppe-7-Fahrzeuge durften so grosse Motoren verwenden, wie sie wollten. Es gab einen grosszügigen Sponsor, Johnson Wax, es gab deshalb so richtig grobe Preisgelder für jedes Rennen – und gerade für die englischen Renn-Teams war die CanAm-Serie eine willkommene Möglichkeit, nach Ende der Formel-1- und Sportwagen-Saison die Kasse noch einmal gut zu füllen. Die erste Saison umfasste zwei Rennen in Kanada (Can) sowie vier Rennen auf amerikanischen Rundkursen (Am), sie begann am 11. September und endete am 13. November 1966. (Das Fahrzeug unten ist einer von wahrscheinlich 33 gebauten Mk II Spyder von 1966, SL71/28, der von Wesley Young gekauft wurde und mit einem Ford-V8 ausgerüstet. Das reichte für ein paar Siege bei SCCA-Rennen, in den CanAm schaffte es dieser Lol aber nicht über einen 14. Platz hinaus – und erhielt wohl deshalb einen Chevrolet-Motor.)

Es traten an: Ford mit einem GT40, diverse McLaren M1B (hauptsächlich mit Chevrolet-Motoren), Chaparral mit dem 2E – und natürlich Lola mit dem T70. Mit Ausnahme des Rennens in Laguna Seca, das von Phil Hill auf dem Chaparral gewonnen wurde, konnten die Lola alle anderen Läufe für sich entscheiden, einmal Dan Guerney (mit einem Ford-Motor), einmal Mark Donohue – und dreimal John Surtees. Der dann auch die erste «Weltmeisterschaft» holte. Als Antrieb diente ein «small block»-Chevrolet mit fünf Liter Hubraum, der mit vier Weber-Doppelvergaser auf gut 500 PS kam – nicht schlecht für ein knapp über 700 Kilo schweres Fahrzeug. (Unten noch ein Mk II Spyder, SL71/36, ausgeliefert an den damaligen amerikanischen Importeur, John Mecum, der ihn an Richard Galloway verkaufte (der sein Vermögen mit dem Herstellung von Lego-Steinen gemacht hatte). Soll auch in der CanAm eingesetzt worden sein, Chevrolet-Motor.)

Diese Siege in der CanAm waren auch deshalb wichtig, weil Lola danach ziemlich viele T70 an private Teams verkaufen konnte. Denn als die FIA die Regeln für die Rennsaison 1968 wieder einmal änderte und Sportwagen nurmehr drei Liter Hubraum haben durften, gab es eine Ausnahme: Fahrzeuge, von den mehr als 50 Exemplare produziert worden waren, durften weiterhin mit Motoren mit fünf Liter Hubraum antreten. Das schaffte nur Ford mit dem GT40 – und erstaunlicherweise auch Lola. Ford konnte deshalb in Le Mans 1968 und 1969 nochmals lockere Siege einfahren (was vor allem Porsche und Ferrari ärgerte) – und Lola hatte seinen ganz grossen Moment 1969 beim 24 Stunden von Daytona.

Für das erste wichtige Rennen 1969 hatte Porsche seinen 908 Langheck deutlich verbessert – glaubte man zumindest. Mehr PS, ein neues 5-Gang-Getriebe, ein neuer Rennleiter: der Schweizer Rico Steinemann, der den seit 1952 amtierenden Fritz Huschke von Hanstein ablöste. Porsche hatte auch Brian Redman verpflichten können, den damals vielleicht schnellsten, zuverlässigsten Sportwagen-Piloten, der sich mit Vic Elford das Cockpit teilte. Es waren vier weitere Porsche 908 vom Werk gemeldet, doch sie hatten alle genau das gleiche Problem: Porsche hatte Krümmer und Auspuff neu konstruiert, um Gewicht zu sparen – und die Teile flogen den Stuttgartern nun um die Ohren. Dazu gab es Motorenprobleme, ein einziger Porsche 908 kam ins Ziel – auf Platz 24. Weil auch die beiden gemeldeten Ford GT40 ausfielen, feierte Lola einen Doppelsieg – obwohl das Siegerfahrzeug von Donohue/Parsons mehr als zwei Stunden an der Box stand. Und am Schluss trotzdem 31 Runden Vorsprung auf den zweite Lola T70 von Leslie/Motschenbacher hatte.

Erstaunlich: In Le Mans waren die Lola dann absolut chancenlos. Dazu gab es später interessante Theorien: In den USA durfte bei den Rennen «Avgas» eingesetzt werden, sehr hohe Oktanzahl. Das gab es in Europa nicht – und die sonst so zuverlässigen Chevrolet-Motoren vertrugen den dünnen Saft auf dem alten Kontinent nicht sehr gut. Beim historischen Rennen heute gelten die Lola T70 mit dem Chevy-V8 als das Mass aller Dinge, modernere Technik als einst macht sie extrem zuverlässig – und schnell. Und das für ein Geld, das bei einem historischen Porsche oder Ferrari eine neues Lenkrad kostet. (Beim Fahrzeug unten handelt es sich um SL73/111, das nach Schweden ausgeliefert worden war, an Yngve Rosqvist, der damit 1967 von fünf Rennen zwei gewann. Das Fahrzeug kam 2004 in die Guikas-Sammlung – und wurde 2021 von RM Sotheby’s für 432’500 Euro versteigert.)

Vom Lola T70 wurden mehr als 100 Stück produziert. Er war damit auch der erfolgreichste englische Sportwagen aller Zeiten auf den Rennstrecken dieser Welt. Vor allem aber gehört er ganz sicher zu den schönsten Rennwagen aller Zeiten.

Unterdessen (Stand Mai 2024) ist SL73/111 wieder zurück in der Guikas GTC Collection, kann wieder gekauft werden:

Die Franzosen haben auch SL73/130 im Angebot:

Vor allem aber brachten sie SL73/117 zu «Fuori Concorso 2024», eines der feinsten, weil originalsten Exemplare überhaupt:

Ach ja, wir hatten da schon mal was von den Lola T70 mit Strassenzulassung, hier. Mehr schöne Geschichten haben wir in unserem Archiv. Und wir sind auf der Suche nach guten Geschichten um schöne Rennwagen. Wir hatten schon den Scarab, die Chevron B16 und B19, den Lola Mk 6 GT. Wir nehmen auch gerne Vorschläge entgegen.

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