Nebengleis
Manchmal ist es ganz einfach. Und Ferrari kannte sich ja aus in diesem «Hot-Rod»-Spiel: Man installiert in ein bestehendes Modell (in diesem Fall: 500 TRC) einen grösseren Motor (in diesem Fall ein 2,5-Liter-Vierzylinder). In Maranello machte man dies gleich doppelt, zuerst für die eigene Scuderia mit dem 625 LM (Chassis-Nummern 0612 MDTR, 0632 MDTR, 0642 MDTR und 0644 MDTR), dazu auf persönlichen Wunsch des kalifornischen Ferrari-Importeurs John von Neumann mit dem 625 TRC, zwei Stück, 0672 MDTR und 0680 MDTR. Drei der vier 625 LM sollten 1956 bei den 24 Stunden von Le Mans die Kohlen aus dem Feuer holen, doch es reichte nur für einen dritten Platz von Gendebien/Trintigmant (#0644). Aber das war eh ein komisches Rennen, die Franzosen hatten wieder einmal das Reglement angepasst, Ferrari hatte dafür extra diese 625 LM gebaut, doch die hatten gegen die Jaguar D-Type und Aston Martin DB3S, die eigentlich gar nicht hätten starten dürfen, keine Chance.



Die Geschichte der Ferrari 625 TRC ist aber eine ganz andere. John von Neumann, geboren 1921 in Wien, kam 1939 in die USA, diente im 2. Weltkrieg in der amerikanischen Armee, zog nach Kriegsende von New York nach Los Angeles, begann erste Rennen zu fahren (auf einem Jaguar SS100), gründete Anfang der 50er Jahre Competition Motors in North Hollywood. Er verkaufte zuerst MG, kurz darauf VW und Porsche, fuhr 1954 seinen ersten Ferrari, einen 500 Mondial der zweiten Serie; ab 1957 konnte er die Ferrari-Vertretung an der amerikanischen Westküste übernehmen. Und bestellte sich gleich einmal die zwei Sonder-Modelle, die oben erwähnt sind, die er beide bis 1960 bei diversen Rennen selber und sehr erfolgreich einsetzte.


























Nach dem Verkauf hatten beide Ferrari 625 TRC eine wilde Geschichte, beispielhaft wollen wir kurz jene von #0680 MDTR erzählen, den wir hier auch zeigen. Bevor von Neumann den Ferrari verkaufte, verschacherte er den Motor an Peter Lovely; das Fahrzeug selber ging 1960 an Stan Sugerman, der einen Chevrolet-V8 installierte und weiter Rennen fuhr. Auch die nächsten drei Besitzer setzten den Chevy-Ferrari bis Mitte der 60er Jahre auf der Rennstrecke ein, in den 70er Jahren ging #0680 MDTR dann durch diverse Hände, bis Robert Taylor ihm dann einen Ferrari-V12 einsetzte. So kam der ehemalige 625 TRC dann 1981 zu Dr. Michael Callaham, der ihn bis 2011 bei historischen Rennen einsetzte. Und der 2012 den originalen Motor zurückkaufen konnte. Das Fahrzeug kam dann, samt Original-Motor, 2012 bei RM Sotheby’s zur Versteigerung und wurde für stolze 5,04 Millionen Dollar zugeschlagen – die Bilder von damals sehen Sie unten.



















In Pebble Beach 2024 versteigert RM Sotheby’s den Ferrari 625 TRC nun wieder. Der originale Motor ist immer noch nicht installiert, auch trägt #0680 MDTR immer noch nicht seine originale Farbe (Silber), doch er wird trotzdem auf stolze 9 bis 11 Millionen Dollar geschätzt (die aktuellen Bilder gibt es oben). Mehr schöne Ferrari-Geschichten haben wir in unserem Archiv.
Seltsam finde ich, dass der Tachometer um 90 Grad verdreht eingebaut ist. Bei einem so aufwändig restaurierten und teuren Fahrzeug kann es sich dabei aber um keinen Irrtum handeln. Es würde mich der Hintergrund interessieren….
zuerst einmal: es ist ein Drehzahlmesser, einen Tacho braucht dieses Fahrzeug nicht, man fährt damit so schnell wie möglich. und gedreht wurde er deshalb, damit man immer die Drehzahlmit dem besten Drehmoment im Blick hat, das macht schon Sinn.
Wunderbar, vielen Dank für die Erläuterung! Und wieder etwas gelernt…