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Bocar XP-5 und XP-6

Spielsachen

Bob Carnes baute eigentlich Küchen um. Aber er muss das ganz anständig gemacht haben, er konnte es sich Anfang der 50er Jahre leisten, auf Glöckner-Porsche und Jaguar XK120 Rennen zu fahren; einmal ist er sogar Dritter geworden am Pikes Peak. Dann baute er in den Jaguar eine Cadillac-Maschine ein, das ergab dann den «Jagillac». Aber eigentlich träumte der Mann, der seine Werkstatt in Denver führte, immer davon, selber Autos zu bauen. Mechaniker oder gar Ingenieur war Bob zwar nicht, eben: die Küchen, doch ab 1957 wurde aus seinem Traum Realität. Es begann mit dem XP-1 und führte hin bis zum XP-4, und das Prinzip war immer das Gleiche: Er bastelte ein Chassis, zumeist aus hochfestem Chromoly-Stahl, darin verbaute er zugekaufte und bewährte Technik, stülpte eine (nicht immer absolut gelungene) Kunststoff-Karosse darüber – und gut war.

Und es war gut, spätestens ab 1959, als er mit dem XP-5 auf den Markt kam. Es gab eine Mehrzahl von verschiedenen Chassis, entweder wieder aus diesem Chromoly-Stahl – oder dann auf einer modifizierten Triumph-Plattform. Beim Fahrzeug, das wir hier zeigen, einem von wahrscheinlich 15 gebauten XP-5, stammten auch die vorderen Bremsen von Triumph, hinten kamen sie von Chevrolet. Auch die Hinterachse samt dem manuellen 4-Gang-Getriebe kam von Chevy – und selbstverständlich auch der Motor, der berühmte 327er. Weil so ein Bocar nicht einmal 1000 Kilo wog, aber über 300 PS zur Verfügung stehen hatte, darf man sich die Fahrleistungen als ganz ordentlich vorstellen. Die Bocar galten damals als feine Renngeräte, sie hatten ein gutes Fahrwerk, sie hatten Kraft, sie waren einfach zu fahren – und sie kosteten nicht die Welt. Aber leider brannte 1961 die kleine Fabrik von Bob Carnes ab; danach hatte er keine Lust mehr, weitere Bocar zu bauen. Beim roten Exemplar oben und unten handelt es sich um Chassis-Nummer XP5043, 2017 für etwas mehr als 150’000 Dollar versteigert.

Einer der Bocar XP-5, Chassis-Nummer 0003, brachte es sogar zu einiger Berühmtheit. Harry Heuer Jr., Erbe der Peter Hand Brewing Co. aus Chicago, die das damals beliebte «Meister Bräu» braute, hatte sich Ende der 50er Jahre ein kleines Rennteam zusammengestellt, sich dafür unter anderem einen Scarab angeschafft. Und diesen Bocar XP-5, bezeichnet als «Meister Bräuser III». Heuer fuhr selber einige Rennen, engagierte dann aber den noch jungen Augie Papst. Das immer in Blau antretende Team gewann zwischen 1959 und 1963 vier SCCA-Meisterschaften, der Bocar hatte auch seinen Anteil daran.

Einen haben wir noch, eigentlich auch ein XP-5, Chassis-Nummer 0004, doch der erste Besitzer, Wendell Burgess, baute das Fahrzeug mit Hilfe von Bob Carnes massiv um, mehr Radstand, eine neue Karosserie, deshalb wurde der Bocar dann als XP-6 bezeichnet. Er erhielt ausnahmsweise auch einen 289er-Ford-Motor. Rennen fuhr dieses Fahrzeug trotzdem nie, 1972 wurde es weggestellt, 2015 dann wieder ausgegraben und aufgefrischt. #0004 wird von RM Sotheby’s in Monterey 2024 versteigert, erwartet werden bescheidene 125’000 bis 150’000 Dollar.

Wie viele Bocar noch existieren, das weiss man nicht; insgesamt wurden wohl etwa 40 Exemplare gebaut. Die Fan-Gemeinde ist klein, aber sie gelten heute halt aus wunderbare Maschinen für Historic Racing. Mehr spezielle Exoten haben wir schon in unserem Archiv,dazu gibt es noch die hübsche Reihe der Aussergewöhnlichen.

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  2. […] aus der Serie «Aussergewöhnliches» mit so wunderfeinen Geräten wie Bocar, H.R.G., Ruxton, Kurtis, Harrington-Sunbeam oder Fiat-Stanguellini gibt es in unserem […]

  3. […] aus der Serie «Aussergewöhnliches» mit so wunderfeinen Geräten wie Bocar, H.R.G., Ruxton, Kurtis, Harrington-Sunbeam, Fiat-Stanguellini, Hudson Italia oder […]

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