Die Speziellen
Wir müssen ganz ehrlich zugeben, dass wir leider noch nie einen Koenigsegg gefahren sind. Und wir müssen auch zugeben, dass uns die Übersicht über diese noch junge schwedische Marke bisher gefehlt hat. Wenn sie uns fehlt, dann fehlt sie Ihnen vielleicht auch, doch dagegen können wir ja etwas unternehmen (was ist zum Beispiel das Modell unten? Und welches das oben?). Ganz unten, da gibt es noch einen ausführlichen Text zur Geschichte der Marke.
Gegründet wurde Koenigsegg Automotiv 1994 vom damals 22-jährigen Christian Erland Harald von Koenigsegg, dem Spross einer schwedischen Adelsfamilie, deren Wurzeln ins Jahr 1171 zurückreichen. Schon als kleiner Bub soll er an Automobilen interessiert gewesen sein, mit sechs Jahren fuhr er zum ersten Mal einen Go-Kart und erinnert sich daran als «einen der besten Tage meines Lebens». Er verkündete damals, 1994, dass er einen «Weltklasse»-Sportwagen bauen wolle, doch sein Budget von 200’000 Dollar war dafür etwas gar bescheiden. Sein erster Versuch hiess CC, sollte zuerst von einem Audi-Motor befeuert werden, erhielt später ein Zwölfzylinder-Boxer von Motori Moderni, mit dem die Scuderia Coloni in der Formel 1 antrat. Im Jahr 2000 zeigte Koenigsegg dann tatsächlich ein mehr oder weniger fertiges Fahrzeug auf der Paris Motor Show, 2001 leiste ein erster Kunde, Stephan Reeckmann, eine Vorauszahlung. Vom CC entstanden drei Prototypen, die wahrscheinlich alle über einen 4,6-Liter-Ford-Motor verfügen.
im Jahr 2000 wurde dann der CC8S vorgestellt, den man als das Serien-Modell des CC betrachten darf. Auch er verfügte über diesen 4,6-Liter-V8 von Ford, der von Koenigsegg auf 664 PS und 750 Nm gebracht wurde; geschaltet wurde über ein manuelles 6-Gang-Getriebe von CIMA. Koenigsegg gab an, dass der nur 1175 Kilo schwere CC8S in weniger als 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen soll und 390 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichte. Wie eigentlich immer bei den Koenigsegg konnte das nie von unabhängiger Stelle überprüft werden. Es entstanden sechs Exemplare.
Chassis-Nummer: YT9M1GV8D2007006 (2004)
Auktion: Bonhams, London 2008, verkauft für 172’000 Pfund. War das Vorführ-Fahrzeug des spanischen Importeurs, wurde nie zugelassen.
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2004 wurde dann weiter aufgerüstet, der Ford-V8 im Koenigsegg CCR hatte nun 4,7 Liter Hubraum und kam auf 817 PS sowie 920 Nm maximales Drehmoment, das Gewicht lag weiterhin bei 1180 Kilo. Theoretisch sollte der CCR über 395 km/h schnell gewesen sein und wollte in 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h rennen. 14 Exemplare wurden gebaut.
Chassis-Nummer: YT9M1G0V8L2007011 (2004)
Auktion: RM Sotheby’s, Mailand 2021, verkauft für 798’125 Euro.
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Koenigsegg CCGT GT1 Competition Coupé
Chassis-Nummer: YT9M1GOV8 007012 (2007)
Auktion: Bonhams, Goodwood 2023, verkauft für 3’319’000 Pfund. Das Fahrzeug erlebt 2007 seine Premiere auf dem Genfer Salon. Der Plan war, mit dem CCGT, der auf dem CCR aufbaute und mit diversen Teilen des CCX ausgerüstet wurde, an den 24 Stunden von Le Mans teilzunehmen. Der 5-Liter-V8 kam gemäss Reglement auf über 600 PS, der Koenigsegg wog knapp unter 1000 Kilo. Doch zwei Monate vor dem Rennen änderte die FIA/ACO wieder einmal das GT1-Reglement, Carbon-Monocoque waren nicht mehr erlaubt. Folglich konnte der CCGT nie eingesetzt werden, wurde von Bard Eker gekauft – und wohl nie bewegt.
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Im CCX, der 2006 vorgestellt und von dem bis 2010 doch 49 Exemplare gebaut wurden, kam dann erstmals ein von Koenigsegg selber entwickelter Motor zu Einsatz – erstaunlicherweise genau gleich gross wie die bisherige Ford-Maschine. Und auch gleich stark. Zum ersten Mal gab es auf Wunsch auch eine halbautomatische Schaltung. Das Gewicht stieg deutlich auf 1456 Kilo, was aber den Sicherheitsbestimmungen geschuldet war; die Schweden wollten ihre Produkte auch in den USA verkaufen können. Vom CCX gab es auch diverse Sonder-Modelle, der CCXR war ein «umweltfreundliches» Modell, das auch mit Ethanol lief, die CCX Edition hatte dann 4,8 Liter Hubraum, 900 PS, 940 Nm, der CCXR Trevita erhielt eine ganz spezielle Lackierung und war mit einem Verkaufspreis von 4,8 Millionen Dollar das damals teuerste Automobil der Welt.
Chassis-Nummer: YT9XC21A27A007042 (2008, CCX)
Auktion: RM Sotheby’s, London 2012, verkauft für 246’400 Pfund (!)
Chassis-Nummer: YT9XH33B88A007044 (2008, CCX)
Auktion: RM Sotheby’s, Fort Lauderdale 2019, Schätzpreis 950’000 bis 1’200’000, nicht verkauft.
Chassis-Nummer: YT9XH33B68A007048 (2008)
Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2021, verkauft für 1’215’000 Dollar, angeboten mit folgendem Text: «While Koenigsegg confirms that most CCX buyers specified the optional paddle-shift transmission, the example offered here features the less common manual six-speed. The car is finished in metallic black with a black leather and Alcantara interior and has been registered in California, Florida and, most recently, Ohio. With fewer than 1,600 miles showing on the odometer at time of cataloguing, this superb CCX clearly has been driven sparingly». Haben wir gesehen in Quail 2024:
Chassis-Nummer: YT9XC81B98A007066 (2008)
Auktion: Bonhams, Scottsdale 2020, Schätzpreis 900’000 bis 1’000’000 Dollar, nicht verkauft, angeboten mit folgendem Text: «This Swedish missile is one of a mere 30 CCXs to roll off of the production line and one of only 13 to be built to US spec. Finished in silver with exposed carbon fiber accents, opening the dihedral synchro-helix actuation doors reveals a navy blue cockpit richly trimmed in buttery soft leather and Alcantara. Opening the front hood reveals a tidy trunk space perfectly suited for a weekend getaway somewhere sunny an hour or two drive away—or a few hundred miles at full crank. Pop the engine bay and a gleaming tangle of carbon fiber framework and twin supercharged V8 glory will greet you and lead you to believe that you are in fact gazing at the innards of some futuristic alien space craft and not the engine bay of a sportscar from a country famous for its neutrality. In the current ownership for the past five years, under 1,200 miles have passed below the steamroller sized tires in the dozen years the ‚egg has been terrifying those who have found it barreling toward them in the rearview mirror. Regularly serviced by the local authorized Koenigsegg dealer». Haben wir gesehen in Quail 2024:
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Koenigsegg CCXR (ab 2008, konnte mit E85 oder E100 betrieben werden, 1018 PS)
Chassis-Nummer: 7031 (CCXR, Prototyp)
Auktion: Bonhams, London 2024, Schätzpreis 1,4 bis 1,8 Millionen Pfund, weitere Infos folgen.
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Chassis-Nummer: YT9XD33B28A007041 (2008, CCXR)
Auktion: RM Sotheby’s, The Pinnacle Portfolio 2015, verkauft für 825’000 Dollar. Haben wir gesehen in Quail 2024:
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Mit dem von 2010 bis 2018 gebauten Agera wird es dann endgültig unübersichtlich. Es begann mit dem Standard-Agera (5 Liter Hubraum, 960 PS, 1435 Kilo), ging weiter mit dem Agera R (gleich wie Agera, aber schneller), dem Agera S (mit Ethanol), dem One:1 (1360 PS, 1371 Nm, 1360 Kilo), dem Agera RS (1176 PS), der Agera Final Edition und mehr als einem Dutzend Einzelstücken, die auf Kundenwunsch hergestellt wurden.
Chassis-Nummer: YT9JJ1A27EA007103 (2014, Agera R)
Auktion: RM Sotheby’s, Abu Dhabi 2019, verkauft für 1’356’250 Dollar.
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Chassis-Nummer: YT9ML1A21FA007123 (2016, Agera RSR)
Auktion: RM Sotheby’s, Dubai 2024, Schätzpreis 2’800’000 bis 3’400’000 Dollar.
Chassis-Nummer: 7143 (ein RS)
Gesehen in Quail 2024.
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Koenigsegg One:1
Chassis-Nummer: 7107
Gesehen Auto Zürich 2024, ausgestellt von Carage.
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Chassis-Nummer: YT9LK1A38EA007111 (2015)
Auktion: Bonhams, Bonmont 2019, verkauft für 4’600’000 Franken, angeboten mit folgendem Text: «And if the stock Agera RS’s mere 1,176 PS still wasn’t enough, in March 2014 Koenigsegg presented the One:1 at the Geneva Motor Show, the car’s name being derived from its 1:1 power-to-weight ratio (1,360 PS to 1,360 kg). The 1,360 PS (1,341bhp) power output is the equivalent of a little over one megawatt, which Koenigsegg claimed makes the One:1 the „world’s first megacar“. Supplying this superfluity of horsepower was a variant of the 5.0-litre twin-turbocharged V8 engine used in the other members of the Agera family, the latter’s seven-speed dual-clutch paddle shift transmission being another carryover. In addition to the Geneva Motor Show example, Koenigsegg built a further six production models, making this outrageous machine exclusive even by the rarefied standards of modern supercars. The price? A cool $2.85 million. Finished in blue/black carbon with beige leather interior, this example has covered a mere 597km and is presented in excellent ‚as new‘ condition throughout».
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Mit dem Regera präsentierte Koenigsegg dann 2016 sein erstes Hybrid-Modell, das in seiner stärksten Version bis zu 1781 PS leisten soll. 85 Stück wurden gebaut, wieder gab es eine Vielzahl von Varianten und Einzelstücken.
Chassis-Nummer: 7148
Gesehen in Quail 2024.
Chassis-Nummer: YT9NN1U14KA007175 (2019)
Auktion: RM Sotheby’s, Arizona 2021, Schätzpreis 2’600’000 bis 2’900’000 Dollar, nicht verkauft: «Delivered new to Lake Forest Sports Cars of Chicago, Illinois, it is clad in Crystal White over a bespoke interior; both exterior and interior are enriched by a magnificent bevy of optional “clear” carbon fiber finishes. Furthermore, the exterior “Speedster” graphics package is specifically finished with a healthy volume of 24 karat gold leaf detail, slung with dramatic effect across the front splitter. Chassis 175 sits upon a staggered set of Tresex pattern “Aircore” wheels which utilize Koenigsegg’s innovative hand-laid, multi-lam, pre-impregnated carbon fiber construction to provide ultimate grip and unrivaled weight savings. The Tresex pattern is a more recent structural improvement upon earlier multi-spoke Aircore wheels provided to Koenigsegg models. Overall, the accompanying scan of Chassis 175’s original window sticker accounts for $376,825 USD in optional equipment, some of which is itemized on the window sticker».
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Chassis-Nummer: YT9NN1C13MA007172 (2021, Ghost Package)
Auktion: sbxcars.com (Mai 2024). 937 Meilen.
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Chassis-Nummer: YT9NN1U17LA007186 (2020)
Auktion: RM Sotheby’s, Monterey 2024, Schätzpreis 2’750’000 bis 3’250’000 Dollar, mit diesen Informationen: «The Regera offered here is the 186th Koenigsegg chassis produced, and one of just 85 total Regeras constructed. Like all Koenigsegg chassis, it is a unique, alluring, and absolutely extreme creation wearing an astounding $501,330 in tailored options including dozens of Bespoke Legends appointments and extensive use of real gold leaf and dust throughout. An accompanying Koenigsegg order quote reads as a dream checklist for any supercar enthusiast: a Clear Carbon finish for $170,000, Tresex AirCore wheels for $57,000, and, perhaps most stunning of all, a central swath of Dark Carbon, tinted with real gold dust and running the car’s length, for $62,000. Gold leaf striping was then cast upon the front and side intakes as well as over the center of the body to further accentuate the Regera’s curvaceous design. Bespoke furnishings continue in the form of 24K gold-plated exterior logos and shields, headlamp hardware, exhaust tip, filler caps, exterior mirror trim, door opener, and air vents. Inside, the gilded motif continues with a complete Desiato Alcantara interior featuring a healthy volume of carbon and gold on the dashboard, door panels, steering wheel, airbag, and French-cross patterned seats. Accompanying invoices provide evidence of pampered care including services by both McLaren of Newport Beach, California and Bentley of Las Vegas, Nevada, as well as the application of a full protective paint film by Protective Film Solutions of Santa Ana, California in 2021. Notably, the third-year service and a series of updates were completed in the spring of 2024 at a cost of nearly $19,000. This sum that included flying in a technician from Sweden to properly complete the work to Koenigsegg’s lofty standards! At the time of cataloguing, the Regera displayed 1,512 miles from new and consequently presents in excellent condition throughout».
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Chassis-Nummer: 7209
Gesehen Auto Zürich 2024, ausgestellt von Carage.
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Chassis-Nummer: YT9NN1E11MA007233 (2021)
Auktion: RM Sotheby’s, Paris 2024, Schätzpreis 2’000’000 bis 2’600’000 Euro.
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Die weiteren Modelle, der Jesko (seit 2021), der Gemera (seit 2024) und der CC850 (seit 2024) sind noch in Produktion.
Koenigsegg Jesko (5,1-Liter-V8, 1280 PS, 1000 Nm, wird als Absolut und Attack angeboten, 125 Exemplare sind geplant):
Chassis-Nummer: YT9PR1E16PA007200
Der allerste Jesko, war lange der Testwagen von Koenigsegg. Stand 2023 auf der Auto Zürich, soll sich heute in den Emiraten befinden.
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Chassis-Nummer: YT9PR1A11LA007251
Reiner Show-Car, Ausstellungsfahrzeug in Genf 2019, besitzt keinen Motor, steht im Werk.
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Chassis-Nummer: YT9PR1E10LA007252
Noch ein Prototyp (als TC1) bezeichnet. War zuerst ein Attack, jetzt anscheinend ein Absolut, befindet sich im Besitz des Werks.
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Chassis-Nummer: 7257
Gesehen in Quail 2024.
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Chassis-Nummer: YT9PR1E1XPA007507
Stand im Mai 2023 am Fuori Concorso am Comersee. Wo wir ihn auch ausführlich betrachten konnten. Soll sich in Dubai befinden.
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Chassis-Nummer: 7267 (Absolut)
Gesehen Auto Zürich 2024, ausgestellt von Carage.
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Chassis-Nummer: 7286
Gesehen Auto Zürich 2024, ausgestellt von Carage.
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Koenigsegg Gemera (bis zu 2300 PS, 2750 Nm, 300 Exemplare geplant):
Dazu hatten wir schon mal was geschrieben, hier.
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Chassis-Nummer: 7602
Gesehen Auto Zürich 2024, ausgestellt von Carage.
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Chassis-Nummer: 7606
Gesehen in Quail 2024.
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Koenigsegg CC850 (1200 PS, 1385 Nm, 70 Exemplare geplant):
Wahrscheinlich schreiben wir dann zu den einzelnen Modellen noch etwas mehr. Weitere spannende Fahrzeuge haben wir in unserem Archiv. Und jetzt, wie versprochen, noch die Geschichte von Koenigsegg.
Vom Feuer ins Glück
Christian von Koenigsegg wusste schon als Kind, dass er einmal die besten Sportwagen der Welt bauen will. Zu den teuersten gehören seine Megacars heute auf jeden Fall.
In der Nacht auf den Samstag, den 23. Februar 2003, brach in der Küche eines alten Bauernhauses in Margretetorp in Schweden ein Feuer aus. Zum Glück stand die Eröffnung des Genfer Salons kurz bevor, denn draussen in der Scheune arbeiteten noch ein paar Ingenieure und Handwerker fieberhaft an der Fertigung des Koenigsegg CC8S, der auf der Messe seinen grossen Auftritt haben sollte. Sie konnten den Brand zwar nicht löschen, aber das Fahrzeug sowie Werkzeuge und ein paar Ersatzteile retten; die erste Produktionsstätte der 1994 gegründeten Marke Koenigsegg brannte aber komplett darnieder. Das war aber indirekt auch ein Glücksfall: Das Team konnte auf einem ausgedienten Militär-Flughafen in Ängelholm einen alten Hangar beziehen – und da sind die Schweden auch heute noch daheim. Fast der ganze Flughafen gehört ihnen unterdessen, die ehemaligen Start- und Landepisten für die Düsenjets sind das perfekte Testgelände für ihre «Megacars» (Hypercars machen die anderen).
Erst gerade 22 war Christian Erland Harald von Koenigsegg, als er seine eigene Auto-Marke gründete. Seine Vorfahren waren Ritter, das Adelsgeschlecht lässt sich bis ins Jahr 1171 zurückverfolgen. Von schlechten Eltern ist Christian auch nicht, sein Vater Jesko ist ein erfolgreicher Unternehmer (und der erste Investor bei seinem Sohn), seine Mutter Britta Aasa ein ehemaliges Model und immer noch in der Mode-Branche. Als Sechsjähriger fuhr von Koenigsegg zum ersten Mal einen Go-Kart, «das war einer der besten Tage meines Lebens». Und bald schon war ihm klar, dass er irgendwann die besten Sportwagen der Welt bauen würde. Doch der Welt dahin war steinig – und führte auch über einige Umwege. 1996 war der von David Crafoord gezeichnete Prototyp des ersten Modells, bezeichnet als CC, fertig, angetrieben wurde er von einem Audi-Achtzylinder. Dann wollte Koenigsegg einen 12-Zylinder einbauen, einen ehemaligen Formel-1-Motor von Motori Moderni, doch als der italienische Besitzer jenes Unternehmens verstarb, ging es nicht mehr weiter, die Schweden konnten mehrere Jahre Entwicklungsarbeit auf die Müllhalden ihrer Geschichte werfen. Man begab sich dann in die Arme von Ford, alle frühen Koenigsegg verfügen über einen stark modifizierten, amerikanischen 4,6-Liter-V8, der in seiner ersten Form im CC8S auf 664 PS kam. So richtig erfolgreich waren die Schweden damals noch nicht, vom CC8S entstanden (vielleicht, niemand weiss es so ganz genau) sechs Stück, vom Nachfolger CCR (2004-2006) 14 Exemplare, vom CCX (2006-2010) dann wohl knapp 30.
Im Juni 2009 bog Christian von Koenigsegg dann kurz falsch ab. Zusammen mit Investoren wollte er den siechenden schwedischen Hersteller Saab übernehmen, für 600 Millionen Dollar. Damit man die Grössenordnungen sieht: Koenigsegg hatte damals 45 Mitarbeiter, die General-Motors-Tochter Saab 3400. Es kam dann auch nicht gut, obwohl Koenigsegg noch den staatlichen chinesischen Hersteller BAIC als Partner gewinnen konnte. Schon im November 2009 wurde das Projekt abgebrochen, Koenigsegg hatte reichlich Geld vernichtet und seinen bisher so guten Ruf auch nicht verbessert. Das Geld wäre aber dringend nötig gewesen im eigenen Haus, denn unterdessen hatte Koenigsegg seinen eigenen Motor entwickelt, einen 5-Liter-Achtzylinder, der ab 2010 in einem neuen Modell, dem Agera, eingebaut wurde. Trotz wilden 973 PS kam der zu Beginn nicht wirklich vom Fleck, die Entwicklungszeit war zu kurz gewesen, technische Probleme bremsten ihn ein. Und danach wurde es unübersichtlich, es gab den Agera auch als HH, als N, als R, als S, als X, als XS, als One:1, als RS (457,94 km/h schnell, 2017 das schnellste Serien-Fahrzeug der Welt), als RSN/RST, als RSR, als RS1 und schliesslich noch als Final; keine zwei Agera sind gleich, die Individualisierungsprogramme bringen den Schweden das Geld in die Kasse.
Auf den Agera folgte der Regera (80 Exemplare), aktuell werden der bis zu 1622 PS starke Jesko (von Null auf 400 km/h und wieder auf Null in 27,83 Sekunden), der Gemera und der CC850 angeboten, selbstverständlich alle streng limitiert. Ausser, die Schweden werden von der Nachfrage überrascht, dann bauen sie auch ein paar Fahrzeuge mehr, vom 1404 PS starken CC850 waren 50 Stück geplant, unterdessen sind es schon 70. Basis-Preis: etwas über drei Millionen Euro. Überhaupt sind die Schweden sehr flexibel: Der Gemera war als Plug-in-Hybrid angekündigt worden, ein selbst entwickelter 2-Liter-Dreizylinder, als «tiny friendly giant», winziger, freundlicher Riese bezeichnet, hätte zusammen mit drei Elektro-Motoren den ersten Viersitzer der Marke antreiben sollen. Doch den Kunden waren die 1400 System-PS wohl zu wenig, sie wollen lieber den 5-Liter-V8 (unterdessen 1500 PS stark) in Zusammenarbeit mit den 800 Strom-PS, was den Gemera dann mit insgesamt 2300 Pferdestärken und einem maximalen Drehmoment von 2750 Nm zum derzeit stärksten Serien-Auto der Welt macht. Basis-Preis in diesem Fall: etwas über zwei Millionen Euro.
Die Geschäfte laufen momentan bestens bei den Schweden, die Lieferfristen liegen zwischen zwei und drei Jahren, es gibt Wartelisten sogar für zukünftige Modelle, die noch gar nicht angekündigt wurden. Kürzlich an der Monterey Car Week machte von Koenigsegg Andeutungen über ein kleineres, deutlich leichteres Fahrzeug, einen echten Sportwagen, der dann vom «tiny friendly giant», seinem persönlichen Lieblingsprojekt, angetrieben werden könnte. Seine treue Gefolgschaft – von Koenigsegg wird von seinen Jüngern verehrt fast wie einst Enzo Ferrari oder aktuell Elon Musk – wollte dann gleich das Scheckheft zücken, doch er winkte lachend ab: «Zuerst bauen wir jetzt unsere neue Produktionshalle fertig, dann können wir unsere Kapazitäten verdoppeln». Ein Haar in seiner Suppe wird Christian von Koenigsegg eh nicht finden: Er leidet an einer seltenen Autoimmun-Krankheit, er ist stark allergisch auf seine eigenen Haare. Womit das mit seiner glänzenden Glatze dann auch geklärt wäre. Übrigens: Er misst fast 1,90, der Schwede. Das erklärt auch, weshalb seine Megacars nicht bloss für ihre Fahrleistungen, sondern auch für die grosszügigen Platzverhältnisse gerühmt werden.
H E I S S T A N K E N !
alles klar? 🙂
Eine nachvollziehbare Entwicklung einer jungen Automarke und eines Mannes mit Vision und Cojones.
So geht Marken- und Mythosaufbau. Was mich angeht (ja, vielleicht lehne ich mich da eventuell zuweit ausm Fenster) is der Graf der Commendatore des 21. Jahrhunderts.