Der «Morrari»
Das Jahr 1955 war ein schwieriges für den internationalen Rennsport. Ende Mai verunglückte Alberto Ascari tödlich, worauf sich Lancia aus dem Rennsport zurückzog. Und am 11. Juni kam es zur grossen Katastrophe in Le Mans, bei der über 80 Menschen starben. In der Folge wurden die Grossen Preis von Deutschland, Frankreich, Spanien und der Schweiz abgesagt. Juan Manuel Fangio wurde Weltmeister auf Mercedes, vor Stirling Moss, ebenfalls auf einem Benz – und Ferrari hatte keine Chance. Die Italiener hatten immer noch den 625 F1 im Einsatz, die Fahrer vertrauten dem betagten Gerät mehr als dem neuen Tipo 555, genannt Super Squalo. Der war entstanden aus dem Tipo 553, Squalo, aus dem Jahr 1954, der auch nichts gerissen hatte. Das neue Reglement mit den 2,5-Liter-Motoren, das 1954 eingeführt worden war, brachte Maranello weit ins Hintertreffen, der Hai gewann nur ein Rennen (Hawthorn, Spanien 1954), der Super-Hai gar keines. Sie waren übrigens die ersten Ferrari mit einem Gitterrohrrahmen, angetrieben wurden sie von einem Vierzylinder.



Wir zeigen hier den Super Squalo, der sein Leben als Chassis-Nummer 555/1 begann. Zwar wurde das Fahrzeug 1955 von so bekannten Fahrern wie Nino Farina und Mike Hawthorn pilotiert, die einzigen Weltmeisterschaftspunkte schaffte es aber mit Paul Frère am Steuer, der beim Grossen Preis von Belgien Vierter wurde. Ende der Saison wurden zwei der vier gebauten an Peter Whitehead und Reg Parnell verkauft, die damit Rennen in Australien und Neuseeland fahren wollten. Dafür wurde ihnen in Maranello die 3,5-Liter-Vierzylinder aus den 860 installiert, was aber auch eine Verlängerung des Chassis um 7,5 Zentimeter nötig machte. Deshalb erhielten die zwei Fahrzeuge auch neue Chassis-Nummern, FL/9001 und FL/9002. Und sie gewannen am anderen Ende der Welt auch tatsächlich ein paar Rennen. Nächster Besitzer ab 1957 der reiche Industrielle Tom Clark, der FL/9001 noch bis 1959 regelmässig bei Rennen einsetzte. Bob Smith, der den Wagen 1960 kaufte, setzte ihn 1963 bei einem lokalen Rennen neben die Strecke – und stellte ihn danach auf einen Abbruch.



Nun wird es lustig. Garth Souness kaufte das Wrack, verpasste ihm die Karosserie eines Morris Minor und installierte einen V8 von Chevrolet. Das Gerät wurde bei vielen Rennen in Neuseeland eingesetzt, kam auch zu einer gewissen Berühmtheit – und erhielt den Übernamen «Morrari». In den 70er Jahren «rettete» der Gründer des Southland Motor Museum den Ferrari vor weiterem Umfug, FL/9001 wurde dann restauriert, irgendwann fand auch der originale 860er-Motor seinen Weg zurück in den Super-Hai (wie das halt so läuft bei den Ferrari…). Bonhams versteigert diesen Ferrari im Februar 2025 in Paris, der Schätzpreis liegt bei 4 bis 6 Millionen Dollar. Was aber vielleicht fast noch wichtiger ist: Ein paar Freaks haben in den vergangenen Jahren in Neuseeland einen «neuen» Morrari aufgebaut.




























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Die Squalo hatten beide, 553 und 555 einen 2,5 Liter Lampredi Vierzylinder.
Der V6 war da meines Wissens noch Zukunftsmusik und Reihensechser hatte Ferrari in der F1 nicht eingesetzt.
Da haben Sie selbstverständlich recht, wir müssen uns entschuldigen.