Bereicherung
Die DTM erfreute in den 90er Jahren nicht nur Fans und Zuschauer, sondern ermöglichte mit ihrem Reglement auch die Konstruktion sehr spektakulärer, aber trotzdem seriennaher Tourenwagen. Dieses Reglement schrieb maximal 6 Zylinder und einen Hubraum von 2,5 Litern vor – dies war die Ausgangslage für die Rennabteilung Alfa Corse unter der Leitung von Giorgio Pianta für einen ganz aussergewöhnlichen Rennwagen, den Alfa Romeo 155 V6 TI. Um das Fahrzeug mit Allradantrieb ausstatten zu können, musste der Motor im Gegensatz zum Serienfahrzeug längs eingebaut werden, dessen Kraft dann über ein 6-Gang-Getriebe, ein zentrales Verteilergetriebe und ein vorderes und hinteres Differential mit einer Kraftverteilung von 33% vorne zu 67% hinten an die Räder geschickt wurde. Der Motor schaffte, ausgestattet mit Titan-Ventilen und Trockensumpfschmierung, trotz des sehr geringen Gewichts von nur 110 Kilo eine Leistung von 420 PS bei spektakulären 11’800/min.



Das Fahrzeug selbst wog dank konsequentem Leichtbau und Kohlefaserkarosserie gerade 1040 Kilo. Und die Entscheidung, auf Allradantrieb zu setzen, erwies sich bereits im ersten Rennen in Zolder als goldrichtig, als Nicola Larini im Regen vor Christian Danner im vom Schübel Team eingesetzten Alfa Romeo 155 und seinem Teamkollegen Alessandro Nannini gewann. Es folgten weitere Siege für Larini auf dem Nürburgring, darunter zwei auf der legendären Nordschleife, in Wunstorf, dem Norisring, in Donington, Diepholz und Singen. Die Saison 1993 beendete er überlegen mit insgesamt 261 Punkten als Meister der DTM vor Roland Asch im Mercedes 190E mit 206 Punkten. Durch weitere Siege im Laufe der Saison durch Nannini in Hockenheim und Danner in Donington gewann der Alfa Romeo 155 2.5 V6 TI in seinem ersten Jahr in der DTM 12 von 20 Wettbewerbe.





1994 lief es dann aus heiterem Himmel nicht mehr so prächtig. Obwohl der 155er etwa mit einem Kelsey-Hayes-ABS und einem aktiven Fahrwerk deutlich aufgebessert worden war und insgesamt zehn dieser Fahrzeuge aufgebaut wurden, war Larini gegen Klaus Ludwig auf Mercedes chancenlos, er musste sich mit dem dritten Platz in der Meisterschaft begnügen. Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, Chassis-Nummer ZAR16700000088171, wurde vom Schübel-Team eingesetzt, am Steuer sass zumeist Christian Danner. Der kam zwar 14 Mal ins Ziel, zwei Mal auf den zweiten Platz, in der Meisterschaft wurde er trotzdem nur Neunter. 1995 wurde der Alfa mit Stefano Modena am Lenkrad noch weiteren DTM-Rennen eingesetzt, ein zweiter Rang beim Avus-Rennen blieb seine beste Platzierung. Danach trat der Alfa seinen Dienst als Ausstellungsfahrzeug von Alfa Corse an, wurde 2017 verkauft – und kommt im Februar 2025 bei RM Sotheby’s in Paris unter den Hammer, Schätzpreis 500’000 bis 600’000 Euro (im vergangenen Jahr war er noch auf 650’000 bis 750’000 Euro veranschlagt worden). Einen Renn-Motor und zwei Getriebe gibt es noch dazu.




















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Wie erwähnt: Auch 1995 war nicht das Jahr der 155er. Das Fahrzeug, das wir unten zeigen, Chassis-Nummer SE062/005, wurde in diesem Jahr vom Mailänder Euroteam eingesetzt, am Steuer Michael Bartels. Da war dieses eine Wochenende in Diepholz, als Bartels die Pole-Position holte und beide DTM-Läufe gewann, doch das war es dann fast schon, in der Jahresendabrechnung kam er nur auf den 10. Platz. 1996 lief dann noch schlechter – aber als «Jägermeister» sieht der Alfa schon sehr gut aus.











































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Der Ehrgeiz war dann schon da bei Alfa Corse, es 1996 besser zu machen. Es wurde auch besser, allerdings zu spät: Der ab August eingesetzte neue Motor 690RC drehte bis 11’900/min, kam auf 490 PS. Die Alfa schafften bei der Hälfte der ausstehenden ITC-Rennen die Pole Position, kamen auf neun schnellste Runden und gewannen acht der 14 Rennen. Alfa Romeo gewann auch noch die Konstrukteurswertung, aber bei den Fahrern kam Nannini vom sechsten nur noch auf den dritten Rang. Mit diesem Fahrzeug, das wir unten zeigen, SE065/005, gewann Nicola Larini die ITC-Läufe in Interlagos und Mugello.











































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Mehr Alfa Romeo und Renn-Fahrzeuge finden sich im Archiv.
DER 155 IST und WAR die DTM!
Wegen dem, bin ich zu den Rennen gegangen.
Sein Gegenspieler der 190 er 2,3er Benz und einige andere.
Aber der Alfa Corse hatte den Sound.
Später noch bei Bergrennen.
1993 dieser Sommer, diese Rennen. Meine Jugend.
CIAO BELLA MACCINAaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.. 🙂
Der 155 hatte es Nachfolger für den 75er nicht leicht am Markt. Der 75 war halt mal wieder „der letzte echte Alfa“…. aber die DTM in der Konfiguration hat er sauber aufgemischt. Und es ist immer wieder faszinierend wie aus einem „biederen Allerweltsauto“ ein Rennbolide werden kann. Vielleicht nicht schön im klassischen Sinn aber doch toll!
Fiat hat ja damals die Tipo-Plattform sauber ausgenutzt mit Alfa 155, Lancia Dedra, Coupe Fiat aber am Renn-155er war nix mehr vom Tipo zu sehen.