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Sayonara: Honda NSX

Preisexplosion

Es war diese unfassbare Akribie, mit der Honda an das Projekt seines ersten Supersportwagens heranging. Anfang 1986 wurde der Startschuss gegeben, bis 1989 sollen 400 Patente angemeldet worden sein – und der NSX war dann auch das erste Serien-Auto, das quasi komplett aus Aluminium gebaut wurde, eine elektronische Lenkungunterstützung sowie eine elektronische Drosselklappensteuerung hatte. Trotz sehr umfangreicher Sicherheits- und Komfortausstattung lag das Leergewicht nur bei 1350 Kilo, etwa 200 Kilo weniger als bei vergleichbaren Sportwagen. Doch es ging noch viel weiter: Die Ergonomie war vorbildlich, die Rundumsicht so grosszügig wie in keinem anderen Sportwagen, die Aerodynamik ausgezeichnet und der Abtrieb auf Rennwagen-Niveau. Das Alu-Fahrwerk bestand aus Renn-Komponenten, doppelte Dreieckquerlenker, Teleskop-Stossdämpfer, Querstabilisatoren – es wurden rundum vier verschiedene Reifen aufgezogen, die nicht ausgetauscht werden konnten. Die Abstimmungsfahrten übernahm Ayrton Senna.

Als Antrieb diente ein 3-Liter-V6 mit vier obenliegenden Nockenwellen, vier Ventilen pro Zylinder, der berühmten variablen Ventilsteuerung (VTEC), Saugrohreinspritzung, Titan-Pleueln, Zündkerzen mit Platin-Elektroden. Geschaltet wurde über eine Zweischeibenkupplung und ein manuelles 5-Gang-Getriebe. Auf dem Papier sahen die offiziell 274 PS bei 7100/min und das maximale Drehmoment von 284 Nm bei 5400/min nicht sonderlich beeindruckend aus, doch auf der Strasse war der Honda etwas vom Besten, was man für Geld kaufen konnte. Das sah auch Gordon Murray so: «Als ich den NSX fuhr, verschwanden alle Benchmark-Autos – Ferrari, Porsche, Lamborghini –, die ich als Referenz für die Entwicklung meines Autos verwendet hatte, aus meinem Sinn. Natürlich musste das Auto, das wir bauen wollten, der McLaren F1, schneller sein als der NSX, aber dessen Fahrqualitäten und das Handling sollten unser neues Ziel sein».

In der Schweiz kostete der Honda NSX der ersten Generation (NA1) im Jahr 1993 stolze 117’000 Franken. Das war sicher ein Grund, weshalb der Verkaufserfolg ausblieb – wäre der Honda allerdings italienisch angeschrieben gewesen, hätte er sich für das doppelte Geld mindestens doppelt so gut verkaufen lassen. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis es sich herumgesprochen hatte, dass der NSX unter den Sportwagen ein Juwel ist. Zwischen 1992 und 1995 baute Honda dann noch den Type R, dessen Fahrwerk etwas straffer abgestimmt und dem sämtlicher Luxus ausgebaut wurde. Das bedeutete dann noch 1230 Kilo – und natürlich deutlich verbesserte Fahrleistungen. Nur 483 Exemplare des Type R wurden gebaut, sie waren ausschliesslich für den japanischen Markt bestimmt (Bilder unten).

radical hat die Honda NSX, also NA1 und NA2, gebaut zwischen 1990 und 2005, schon immer gefeiert. Doch jetzt geht wirklich die Post ab: Waren die NSX bisher immer so zwischen 70 und max 120k teuer, haben in den letzten Monaten die Preise ganz extrem angezogen. Im November erreichte ein Targa auf Bring A Trailer 260’000 Dollar (der Orangene, unten, Ende Jahr waren es für ein ganz spätes Modell dann gar 315’000 Dollar (der silberne, oben). Nur ein Besitzer, nur 2000 Meilen, aber einfach ein T, kein R. Schon Wahnsinn.

Übrigens: Auch der Nachfolger, NC1 (Fahrbericht hier), gebaut von 2016 bis 2022, zieht ganz heftig an in den letzten Monaten, da liegen die Preise jetzt schon bei 250’000 Dollar.

Mehr japanische Fahrzeuge haben wir unter Sayonara; das wollen wir wieder besser pflegen.

1 kommentar

  1. B.P. B.P.

    Als 17-jähriger hab ich 1997 in der Schweiz (Sirnach in Türgau) mal mitfahren dürfen. Mein Onkel war/ist ein Honda-Fan und der ansässige Honda-Händler hatte einen Tag der offenen Tür. Die Schlüssel für den NSX hat mein Onkel nur bekommen, weil er dort seit frühen achtzigern Stammkunde war.

    Buckeitlist abgehakt.

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