Damals, auf der Norschleife
Der Nordengländer Derek Bennett hatte Chevron 1965 gegründet. Obwohl er nicht studierter Ingenieur war, konstruierte er aussergewöhnlich schnelle und vor allem auch schöne Rennwagen, was wohl auch seiner Liebe zu Flugzeugen zugeschrieben werden kann. Und weil er auch ein talentierter Rennfahrer war, fuhr er die meisten Tests auch gleich selber. Seine Fahrzeuge waren in der Formel 3, der Formel 2 und auch der Formel 5000 erfolgreich. Chevron hätte gross werden können (obwohl sich Bennett nicht aus einer alten Mühle in Bolton, weit oben in Lancaster, wegbewegen wollte). Die Lancastrians bereiteten sich 1978 nach vielen Erfolgen in der Formel 2 auf den Einstieg in die höchste Rennsportklasse vor, als Derek Bennett bei einem Unfall mit einen Hängegleiter tödlich verunglückte. Die Marke bestand zwar irgendwie noch bis 1983, doch mit Bennett war die treibende Kraft verloren gegangen.
Chevron konstruierte auch Sportwagen, vom B3 bis zum B8, die es mit BMW- und Ford-Motoren gab. Als Nachfolger kam dann 1969 der B16, zuerst mit einem 1,6-Liter-Ford-Cosworth. Gleich beim ersten Rennen, den 500 Kilometern auf dem Nürburgring, konnte Brain Redmann einen viel beachteten Sieg einfahren. Was unter anderem an der Überheblichkeit des italienischen Abarth-Teams lag: Angetreten mit Ortner, Hezemans und van Lennep und weiteren Stars, trainierten die Italiener nur am Freitag. Als Redman am Samstag im Training eine Zeit von 8:33,5 auf die Nordschleife knallte, konnten die Abarth nicht mehr reagieren, waren mehr als 5 Sekunden langsamer. Und fuhren dann auch im Rennen hinterher, obwohl Chevron nur einen 1,6-Liter-Motor zur Verfügung hatte, Hezemans aber in einem 2-Liter-Abarth antrat (Abarth 2000 Sport Spider, hier).
Ach, das waren noch gute Zeiten: 500 Kilometer so ganz allein auf der Nordschleife, das musste man seine Sinne beisammen haben. Während Max Verstappen in Monza bei seinem Sieg 2023 gerade einmal eine Stunde und 13 Minuten unterwegs war und wohl kaum schwitzte, fuhren Redman und Co. mehr als drei Stunden durch die grüne Hölle. Redman, später Sieger bei der Targa Florio, den 24 Stunden von Daytona und den 12 Stunden von Sebring, war wie Bennett ein «Lancastrian».
Bis 1971 waren die B16 auf jeden Fall für Klassensiege gut. Die Chevron B16 erhielten auch eine 1,8-Liter-Variante des Cosworth (mit fast 260 PS), 2-Liter-BMW-Motoren (220 PS, aber sehr zuverlässig) und sogar einen Wankelmotor von Mazda. Insgesamt wurden 23 Chevron B16 gebaut, darunter auf Veranlassung von Brian Redmann auch ein einziger Spyder. Von den B16 entstanden später auch Nachbauten, meist als Kit-Cars, aber seine Form kann halt heute noch begeistern.
Doch so wunderschön der Gruppe-4-Chevron-B16 auch war, sein direkter und bei weitem nicht so hübscher direkter Nachfolger, der Chevron B19, der in der Prototypen-Klasse startete, war noch deutlich erfolgreicher. 35 Exemplare konnte Chevron verkaufen, das war grossartig, brachte auch richtig Geld in die kleine Kasse. Brian Redman, wieder er, fuhr 1971 den Titel in der Europa-Meisterschaft bis zwei Liter nach Hause, dies mit einem 2-Liter-Cosworth-Motor, der es auf 280 PS brachte.
So ein B19 ist natürlich nicht ganz so cool wie der B16, aber diese Geräte sind auch heute noch das, was es im historischen Rennsport in ihrer Klasse zu schlagen gilt. Wie alle Chevron ist auch der B19 bestens austariert, sehr einfach zu fahren, deshalb unglaublich schnell. Nicht schön, aber das war halt Anfang der 70er Jahre der Trend – alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

Wir machen uns auf die Suche nach den besten Geschichten um die schönsten Rennwagen. Begonnen haben wir mit dem Scarab – und wir nehmen gerne Vorschläge entgegen. Inspirationen dafür gibt es auch im Archiv.




























So ein schöner Wagen! Wie heißt den diese Farbe?