Fakten
Sicher ist: Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1973 fuhr der Porsche 911 Carrera RSR mit der Chassisnummer #9113600686 auf den vierten Rang. Am Steuer der grossartige Herbert Müller und sein fröhlicher holländischer Kollege Gijs van Lennep. Diese Leistung war auch deshalb sehr beachtenswert, weil sich vor dem Porsche nur drei «echte» Rennwagen klassierten, Pescarolo/Larrousse als Sieger auf einem Matra MS670B mit 3-Liter-V12, Merzario/Pace auf einem Ferrari 312 PB (ebenfalls mit 3-Liter-V12 und Jabouille/Jaussaud wieder auf einem Matra. Gut, der Rückstand des Porsche war beträchtlich, 27 Runden fehlten ihm auf den Sieger. Dieses Fahrzeug sollte später als R7 bekannt werden, einer von nur acht RSR, die vom Werk eingesetzt wurden.

Wir wollen keine Umwege gehen, sondern steuern direkt auf den Punkt zu. R7 fuhr noch auf einen neunten Rang beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Österreichring, wurde dann an das amerikanische Brumos-Team weitergegeben, wo man mit dem RSR einen siebten Rang beim 6-Stunden-Rennen in Watkins Glen schaffte, gefahren von Peter Gregg/Hurley Haywood. Dann wurde der Porsche nach Mexiko verkauft, an Hector Rebaque. Das gilt als absolut gesichert.
Und nun wird es schwierig, sehr schwierig. Es gibt die Mär, dass #9113600686 irgendwann aus Mexiko und über Guatemala quasi unversehrt in die Sammlung eines italienischen Sammlers verschwand. Und von dort dann irgendwann wieder auftauchte, über diverse Umwege, in die auch Gestalten involviert waren, die unter Kennern keinen besonders guten Ruf geniessen. 2016 wurde dieses Fahrzeug «aber» vom legendären Norbert Singer, dem Teamchef des Martini-Porsche-Teams 1973, in seiner Echtheit bestätigt – und kommt dieser Tage bei Bonhams unter den Hammer, gefragt sind mindestens 3,75 Millionen Pfund.
Es gibt aber auch eine ganz andere Geschichte. Und die geht so: Rebaque verkaufte den Porsche 175 an einen mexikanischen Playboy, der mit dem Wagen verunfallte. Als ein bekannter Händler die Überreste aufsammeln wollte, fiel der Transporter mit dem Wrack in eine Schlucht. Er habe von den spärlichen Überresten ein paar Teile und die Plakette der Chassis-Nummer behalten, damals ein durchaus übliches Vorgehen bei einem Totalschaden. Diese Teile wurden dann irgendwann verkauft, daraus entstand ein «neuer» R7 (dessen Besitzer aber nie behauptet hat, dass es sich dabei um den «echten» R7 handelt). Und daraus entstand dann ein länglicher Gerichtsprozess, angestrengt vom Besitzer des «neuen» R7, wobei er deutlich im Nachteil war, denn er sollte die Echtheit seines Fahrzeugs beweisen (was er gar nicht wollte), während der Besitzer des Bonhams-Fahrzeugs die «Fakten» nur abzustreiten brauchte.

Nein, wir wissen es nicht, wir wollen uns auch nicht einmischen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass aus R7 1975 einfach ein unbrauchbares Wrack wurde, erscheint als ziemlich gross. Und bloss ein Lenkradkranz macht aus einem Wrack kein echtes Auto. Die involvierten Namen beim Bonhams-Fahrzeug sollten zudem eher skeptisch stimmen. Am besten wäre wahrscheinlich, man würde R7 einfach abschreiben, er soll in Frieden ruhen, er hatte seinen Erfolg in Le Mans und ging dann den Weg noch so vieler Rennwagen.
Ja, wir haben da ziemlich viel Material. Mehr spannende Stories haben wir in unserem Archiv.
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