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BMW Alpina B2

Der Aufsteiger

Zuerst waren unter dem Namen Alpina: Büromaschinen. Am 1. Januar 1965 gründete Burkard Bovensiepen dann unter dem gleichen Namen der Firma seines Vater die Alpina Burkard Bovensiepen GmbH + Co. KG mit Sitz in Buchloe. In den ersten Jahren war Alpina nichts anderes als ein Tuner – man verdiente sich mit Anbauteilen, Fahrwerkverbesserungen und natürlich etwas aufgefrischten Motoren jenes Geld, das man dann auf der Rennstrecke wieder ausgab. Doch Alpina war immer etwas edler, besser ausgerüstet, sauberer in der Arbeit, kein Hinterhof-Bastler. Aber erst seit 1977 darf sich Alpina, auch in Gnaden von BMW, Automobil-Hersteller nennen; in den Anfangsjahren war es tatsächlich «pimp my ride», wenn auch auf hohem Niveau. Und in diese Anfangsjahre schauen wir hier zurück – wir stellen einen BMW Alpina B2 von 1976 vor.

Eingeführt wurde der Alpina-B2-Motor schon 1974; A stand einst bei Alpina für die Vierzylinder, B für die Sechszylinder. Das 3-Liter-Triebwerk (M30) hatte seine Premiere bei BMW schon 1971 erlebte, wurde in das Coupé E9 und die Limousine E3 eingebaut. Nach der Kur in Buchloe mit einem geänderten Brennraum, geschmiedeten Kolben und einem geänderten Kurbeltrieb kam der Reihen-Sechser auf 230 PS bei 6750/min und 265 Nm maximales Drehmoment bei 4500/min. Diese Maschine wurde nun in die ganz klassischen 5er (E12) eingebaut, es gab dazu einen Front-Spoiler (der die Fahreigenschaften tatsächlich positiv beeinflusste) sowie das übliche Deko-Material innen und aussen. Und dann noch den Fahrwerkssatz FC3 mit Bilstein-Federbeinen mit härterer Dämpfung und negativem Sturz sowie härteren Fahrwerksfedern vorn, Bilstein-Federbeine mit ebenfalls härterer Dämpfung und einstellbaren Federtellern hinten sowie justierbaren Stabilisatoren rundum (ok, nur gegen Aufpreis, 666 DM).

Das war dann ab 1974 schon ziemlich der Hammer auf der deutschen Autobahn, 0 auf 100 in 6,9 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 228 km/h. Und auch nicht wirklich günstig: So ein B2 kostete 41’900 Mark in der Basis, dazu kamen etwa das Getrag-5-Gang-Getriebe (unverzichtbar, 2200 DM), das Differentialgetriebe mit 40 Prozent Sperrwirkung (1665 DM), das Motorkühler-Kit (732,60 DM). Bei Mercedes gurkte damals noch der Strich-Acht rum, das erste G-Modell des 911er kam 1974 auf schlappe 150 PS und nur mit Rückenwind über 200 km/h.

Auch wenn das grossartig war für damalige Verhältnisse, auch wenn Alpina über die Jahre eine wunderbare Entwicklung genommen hat (siehe, zum Beispiel: Alpina B5 GT), so wundern wir uns doch ein wenig, wie begehrt und teuer diese Fahrzeuge aus Buchloe geworden sind. Für diesen BMW Alpina B2 hat RM Sotheby’s stolze 150’000 bis 175’000 Euro aufgerufen – vor ein paar Jahren belächelte man einen Anbieter, der einen Zehntel davon verlangte. Gut, es ist ein sehr seltenes Stück, es entstanden wohl keine zehn Exemplare, es ist auch ein selten schönes Stück nach einer sechs Jahre dauernden Komplett-Restauration. Aber eigentlich ist es «nur» ein gepimpter BMW mit einer, HandaufsHerz?, grauenhaften Deko. Wir lieben ihn auch dafür, es ist so schön schräg, aber ein bisschen irr ist das alles schon, oder? Vielleicht lohnt es sich, mal in der Scheune nachzuschauen, ob dort noch ein «verbastelter» BMW rumsteht.

Ach ja, er wurde übrigens nicht verkauft, der Preis war wohl zu hoch.

Da braucht es doch einen Nachtrag. Denn er wurde doch noch verkauft, nach der grossen Show, für 118’000 Euro. Aber: es dürfte so sein, dass es sich bei diesem Fahrzeug nicht um das handelt, als was es sich ausgibt. Eine vertrauenswürdige Quelle hat uns mitgeteilt, dass es einst tatsächlich einen solchen Alpina B2 mit der Chassis-Nummer 4759843 gab, der aber irgendwann den Weg von noch so manchem Automobil gehen musste, sprich: er wurde weggeworfen. Übriggeblieben sind ein paar noch verwertbare Motorteile – und anscheinend auch die Papiere. Beim zum Verkauf stehenden B2 handelt sich aber, und wir wollen hier vorsichtig bleiben: mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht um das Original. Es ist ein schöner 5er, auch schön auf Alpina gemacht, doch nur schon eine kurze Recherche ergibt, dass diese Chassis-Nummer ursprünglich anders aussah, mit anderen Optionen spezifiziert wurde, halt ein anderes Automobil war. Wahrscheinlich.

Weitere spannende Klassiker finden sich in unserem Archiv.

2 Kommentare

  1. Roland Hierl Roland Hierl

    Danke für die schöne Geschichte. Ich hatte mich 1978 aufgrund eines Artikels im Sportfahrer Magazin (gibt es schon lange nicht mehr) in den Alpina B6 2.8 verliebt. Ich bin seit längerer Zeit auf der Suche nach einem gut erhaltenen Fahrzeug.
    Ich bin sehr gespannt, was aus Alpina nun unter BMW Führung wird.
    Liebe Grüße aus Regensburg
    Roland

  2. Stork Stork

    Fälschungen gibt es leider überall (Kamera, Uhren, Motorräder und somit auch edle
    KFZ). Schlimm für einen Käufer, der z.B. glaubt = Sotheby = 100% zusätzlich geprüft. Daher sind High-End Versteigerungen oder TOP-Händler weiter KEINE Garantie und nur mit Hilfe Club / externer Super-Kenner kann man sich selbst vor einem Kauf-Fehler bewahren.

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