Aber warum?
Bevor wir loslegen, muss die Frage erlaubt sein: Aber warum? Wer soll sich denn einen rein elektrischen Geländewagen kaufen, der aussieht wie eine schlechte Kopie eines Gefährts aus einem «Mad Max»-Film, schon leer so viel wiegt wie ein Kleinlaster und dann auch noch gut 150’000 Franken kostet? Die Försterin wird es wohl eher nicht, auch Sahara-Durchquerer und andere Weltreisende dürften eher zurückhaltend sein in ihren Kaufabsichten, für Flottenkunden wird der MHERO 1 kaum erste Wahl sein. Man kann sich vielleicht vorstellen: DJs und Influencerinnen mit Selbstdarstellungszwang, Stromhändler mit feistem Bonus, kleine Männer mit hohen Absätzen an den Schuhen, Nagelstudiobetreiberinnen. Doch wahrscheinlich geht es der Dongfeng Motor Corporation (DMC), gegründet 1969 und einer der weltgrössten Hersteller von Militär-Fahrzeugen, auch gar nicht um grossartige Verkaufszahlen. Aber man will der Welt halt mal zeigen, zu was man fähig ist. Kann man machen, wie es in der Werbung so schön heisst. Muss man aber nicht.
Durchaus zuversichtlich ist man bei NOYO, der neuen Schweizer Vertriebsgsellschaft «für qualitativ hochwertige Elektrofahrzeuge aus China» (Selbstdarstellung), dass der MHERO 1 auch tatsächlich eine Strassenzulassung erhält. Gut, sein Leergewicht von 3410 Kilo und sein Gesamtgewicht von 3920 Kilo sprechen eigentlich dagegen, aber eben, man ist guten Mutes in Rotkreuz, NOYO-Chef Daniel Kirchert sagt im Interview, es könne sich nur noch um Tage handeln. Auch weitere europäische Märkte sollen bald schon in den Genuss des ersten Fahrzeugs der Dongfeng-Tochter Mengshi kommen.
Aber schauen wir uns das Trumm doch einmal etwas genauer ist. Der MHERO 1 wirkt nicht nur gross, er ist es auch auch, 4,99 Meter lang, 2,08 Meter breit (ohne Aussenspiegel…), 1,94 Meter hoch; der Radstand beträgt 2,95 Meter. Das Gewicht wurde schon erwähnt, allein der 142-kWh-Akku wiegt schon mehr als 800 Kilo. Er soll dem Fahrzeug eine Reichweite von 450 Kilometern bescheren, geladen werden kann mit maximal 100 kW. Was im Gegensatz zu den Leistungsdaten nicht so sehr beeindruckend ist. Denn da fährt der Chinese in seiner ganz eigenen Klasse: Vier Elektromotoren, 2-Gang-Getriebe, 1088 PS, 1400 Nm maximales Drehmoment. Trotz doch reichlich Masse will der «Held» in 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen, gegen oben wird er bei 180 km/h elektronisch eingebremst. Vielleicht ist es aber auch der Luftwiderstand, denn gerade windschnittig sieht das Trumm nicht aus, selbst eine G-Klasse von Mercedes dürfte aerodynamischer sein. Oder ein Haus.
Aber das sollen ja auch nicht die Qualitäten des MHERO 1 sein. Die sieht man mehr so im definitiv martialischen Auftritt – und im Gelände. Und da ist der chinesische Stromer nun tatsächlich eine Macht. Man weiss, dass ein EV gerade abseits der Strassen definitiv seine Stärken hat, sehr viel sofort verfügbares Drehmoment sind der Schlüssel für souveränes Vorankommen auch im Schlamm, Sand, Matsch, Schnee, bei steilen Passagen. Auf dem Papier sieht das so aus beim MHERO 1: 45 Grad Steigfähigkeit, 22 Grad Querneigung, bis zu 33,5 Zentimeter Bodenfreiheit, 90 Zentimeter Wattiefe, Böschungswinkel vorne wie hinten je 37 Grad, Rampenwinkel 28 Grad. Zusammen mit der gewaltigen Bodenfreiheit ist das alles sehr beeindruckend.
Grau nun ist alle Theorie, grün nur des Lebens Baum, das wusste schon Goethe, obwohl er sicher noch nicht ahnte, was der Welt in Form des MHERO 1 einmal schwanen würde. Also fahren wir mit dem Stromer einmal über den doch fordernden Gelände-Parcours des TCS-Fahrzentrum Betzholz, wo sonst Jeep und Defender gequält werden. Gleich sechs verschiedene Fahrmodi stehen zur Auswahl, es gibt eine automatische Untergrunderkennung, Vorder- und Hinterachse lassen sich manuell sperren, also sind Sand- und Geröll-Durchfahrten eh kein Thema, das packt der Stromer problemlos, auch in extremer Verschränkung. Da hilft dann halt auch, dass jeder der vier E-Motoren sein Eigenleben führen kann, pro Rad bis zu 200 kW Leistung aufbietet. Ungemein hilfreich sind dabei die diversen Kameras, die auch unter das Fahrzeug sehen und es komplett in der Umgebung abbilden können. Und ja, das klappt auch alles bestens, selbst die steile Treppe, eine der schwierigsten Aufgaben auf dem TCS-Parcours, schafft der MHERO 1 ohne Probleme. Richtig gut ist auch die Hinterradlenkung, die Winkel von mehr als 10 Grad schafft und den Wendekreis auf 10,2 Meter verringern kann; der Wagen verfügt zudem über eine so genannte «Crab»-Funktion, kann sich also ein einigermassen seitlich fortbewegen, was gerade beim Parkieren des Trumms sehr hilfreich sein kann.
Also, ein paar Probleme gibt es schon. Der Bergabfahr-Assi funktioniert noch nicht so richtig, doch das sei ein Software-Problem, das direkt aus Wuhan «over the air» gelöst werden könne, sagen die Mengshi-Vertreter. Gleiches gilt für das Fahrpedal, das sich bei dieser Probefahrt leider nicht so fein dosieren liess, wie man sich das bei einem Ausritt in schwieriges Gelände wünschen würde. Wird noch nachgearbeitet, wird uns versprochen, man weiss um gewisse Problemzonen. Aber das ist ein Vorgehen, das man anderen Herstellern auch kennt, man lässt einmal die Beta-Version auf die Kundschaft los, sammelt Erfahrungen, bessert dann nach. Und da ein modernes Automobil eh mehr Soft- als Hardware ist, kommt das meistens auch gut.
Der MHERO 1 ist im Gelände also definitiv: Hardcore. Auf der asphaltierten Strasse ist er vor allem ein gewaltiges Schiff, zwar sehr komfortabel auch dank Luftfederung (die im Gelände allerdings zu einer nicht zu verneinenden Ruppigkeit führt), aber halt irgendwie etwas unpassend für hiesige Verhältnisse, die Schweiz ist ja glücklicherweise nicht im Krieg. Im Gelände ist die Lenkung passend, auf der Gasse dann eher so eine ungefähre Richtungsangabe. Das Innenleben dagegen ist durchaus gediegen, man findet alles, was man heute erwarten kann, riesige Screens, aber auch noch reichlich physische Schalter und Knöpfe. Und eine grobe HiFi-Anlage von Dynaudio, serienmässig. Die Sitze vorne sind in erster Linie bequem, Seitenhalt ist ihr Ding nicht so, aber man kann sich jederzeit an der ausgesprochen stabilen und massiven Mittelkonsole abstützen. Die verarbeiteten Materialien entsprechen sicher dem chinesischen Geschmack. Und Platz ist reichlich, zumindest für die hinteren Passagiere. Denn ein Kofferraum-Volumen von 452 Litern ist für ein 5-Meter-Gerät doch eher kümmerlich; bei abgeklappten Rücksitzen werden es immerhin 1137 Liter. 2,5 Tonnen Anhängelast sind aber nicht von schlechten Eltern in diesem Segment.
Also: Dongfeng hat mit der neuen Marke Mengshi und deren erstem Produkt MHERO 1 ganz sicher eine Duftmarke gesetzt. Das Fahrzeug ist nicht nur riesig, es ist auch tauglich. Und echte Geländewagen, die nur mit Strom betrieben werden, gibt es ja noch nicht wie Sand am Meer. Ja, klar, Cybertruck von Tesla, bald schon kommt die rein elektrische G-Klasse, auch Jeep rüstet fleissig um, von Land sowie Range Rover sind ebenfalls deutliche Zeichen zur Energiewende zu vernehmen; in China hat der MHERO 1 mit dem Yangwang U8 aus dem BYD-Konzern schon einen starken Konkurrenten, der wohl bald auch nach Europa kommen wird. Und auf den auch niemand wartet.
LACH… Da braucht man ja schon die kleine Lastwagenprüfung (H1) für diese Fahrzeug.
Oder wie löst man diese 3,5 Tonnen Problem bei der Strassenzulassung?
Da sind wir auch gespannt. Aber es gibt da – anscheind – schon Wege…
Weil er LAUTLOS ist.
ich sehe den Einsatz, voll gepanzert mit 4 Mgs und Javelline Anti Tankraketen
im heimatlichen Bedarfsfall, falls der Russe, der gerade 1945 Adolf is im Bunker
es gibt kein zurück, also das 2.0, Durchspielt und mal erweitert..
Also hab ich Faltschirmjäger im Garten und Wald, und die müssen liquidiert werden.
Weil der kleine Bursche aus Petersburg beleidigt ist, setz er dann auf
ALL IN.. darum is die Karre auch gut gegen Fall Out.
Und im Luxxuxbunker lese ich dann weiter in Ihrer Beiträge.
warum net? ( DAS LEBEN DES BRIAN MONTY PYTHON : “ ein Zeichen er hat uns ein Zaaaichen gegeben..)
LG