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Ferrari 365 California Spyder

Der Kontroverse

Die California Spider gehören zu den berühmtesten Ferrari überhaupt, zumindest als 250 GT, sowohl als LWB wie noch mehr als SWB. Dass es noch eine dritte Modellreihe gab als California Spyder (ja, jetzt mit Y), das ist auch unter Auskennerinnen weniger bekannt. Kein Wunder, denn es wurden in 18 Monaten auch nur gerade 14 Stück gebaut. Dabei hätte dieser offene Ferrari durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient, war er doch auch das erste Modell mit dem 4,4-Liter-Motor, der die lange Reihe der 365er-Ferrari begründete.

Seit Anfang der 50er Jahre gab es bei Ferrari immer auch so ein Obendrüber, Fahrzeuge, die ihre Basis nicht im Motorsport hatten, sondern mehr so für Reichen und Schönen gedacht waren. Ab 1964 gab es den 500 Superfast mit seinem 5-Liter-V12 mit gut 400 PS, der mit Abstand schnellste Gran Turismo jener Jahre – und doppelt so teuer wie damalige Rolls-Royce. Nach 37 gebauten Exemplaren ging Ferrari aber die elitäre Kundschaft aus, die brauchte einen neuen Kick.

Der bestand aber in erster Linie aus der Optik. Der im Januar 1966 erstellte und dann im März auf dem Genfer Salon vorgestellte Prototyp (#8347, Bilder oben) stand noch auf dem Chassis des ab 1961 gebauten 330 GT 2+2 (Tipo 571). Also ungleich lange Doppelquerlenker mit Schraubenfedern vorne, die längst veraltete Starrachse hinten. Der 4,4-Liter-V12, bezeichnet als Tipo 217B, war eine Weiterentwicklung des 4-Liter-V12 (Tipo 209) aus dem 330er, der wiederum auf der Grundkonstruktion des legendären Colombo-V12 von 1947 basierte; der Hub blieb unverändert bei 71 Millimeter, die Bohrung wurde aber auf 81 Millimeter erhöht. Gespeist von drei Weber-Doppelvergasern (Typ 40DF) kam die Maschine auf 320 PS. (Bild unten: #9849)

Die Form nun des Ferrari 365 California Spyder kam selbstverständlich von Pininfarina, ausführender Designer war Tom Tjaarda. Mit einer Länge von 4,9 Metern war der offene Ferrari das bis dahin grösste Modell von Ferrari – und nicht überall stiess das Design auf Bewunderung, die gewaltigen Überhänge vorne und hinten wurden kritisiert, eine eigenartige Mischung aus Kurven und Linien gesehen. Auch die Heckleuchten fanden nicht allerorten Gefallen, die Front zu sehr 500 Superfast. Trotzdem, der nachtblau lackierte Prototyp mit seinem beigefarbenen Cord-Interieur war sicher einer der Hingucker auf dem Genfer Salon 1966, erste Verträge wurden unterzeichnet. (Bild unten: #10327)

Die Produktion lief dann erst im August 1966 an, Pininfarina war vorher noch mit anderen speziellen Fahrzeugen beschäftigt. Und als Basis diente nicht mehr als Tipo-571-Chassis, sondern der etwas modernere Unterbau des Ferrari 500 Superfast (Tipo 598). 13 weitere Exemplare wurden bis im Oktober 1967 gebaut, mit diesen Chassis-Nummern: #9127, #9447, #9615, #9631, #9801, #9849, #9889,  #9935, #9985, #10077, #10155, #10327 und #10369. Mit Ausnahme von #10155 sollen noch alle existieren. Unten zeigen wir #9935, der im März 2024 bei RM Sotheby’s in Miami mit einem Schätzpreis von 4 bis 4,5 Millionen Dollar angeboten worden war, aber nicht verkauft werden konnte.

Jetzt gibt es einen neuen Versuch, wieder RM Sotheby’s, Monterey 2024, aber der Schätzpreis wurde deutlich nach unten korrigiert, es werden noch 2,75 bis 3,25 Millionen Dollar erwartet.

Mehr spannende Ferrari haben wir in unserem Archiv.

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