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Audi A5

Frechheit

Man fragt sich ja manchmal schon, was so einen Auto-Hersteller wirklich treibt. Gut, der Gewinn und dessen Optimierung, darum geht es am Ende immer – und wohl nirgends mehr als im VW-Konzern. Einverstanden, der hat es auch dringend nötig, der braucht dann in näherer Zukunft ein paar Milliarden. Die Frage darf allerdings sein, ob es Fahrzeuge wie der neue Audi A5/S5 richten können. Wir sind der Überzeugung (und irgendwie auch der Hoffnung), dass: nicht.

Der A5, 2007 vorgestellt, war ein richtig gutes Produkt. Auch als Nicht-Audi-Freund musste man da anerkennend nicken: gutes Design, cleveres Marketing, eine Nische forciert, die sich zum Erfolgsmodell und Image-Boost entwickelte. Wahrscheinlich eines der coolsten Fahrzeuge aus Ingolstadt überhaupt, ever, in der ganzen Geschichte der Marke. Als S5 und RS5 ganz besonders.

Doch jetzt kommt der Neue, er sieht aus wie der Alte, hat ein paar neue Laternen und überhaupt die grosse Lichtshow, ein paar Pfund leichter ist er auch und innen sieht er aus wie der A4, mit diesem ganzen virtuellen Klimbim (der ohnehin nur gegen einen massiven Aufpreis erhältlich ist). Wir hatten ja schon Mühe beim A4, wo der Neue auch der Alte ist, aber beim A5/S5 grenzt das jetzt an eine Frechheit. Das übliche Benennen der sieben Unterschiede erübrigt sich. Im Antriebsbereich sowieso.

Der Bogen ist überspannt: man kann Audi nicht mehr ernst nehmen. Wenn sich die Innovation allein auf die Lampen konzentriert, dann läuft etwas massiv aus dem Ruder; Vorsprung durch Licht-Technik – who cares? Wenn Audi das Gefühl hat, derart grossartig zu sein, dass man den Kunden dauernd den gleichen alten Mist aufs Auge drücken kann, dann haben sie etwas komplett falsch verstanden. Das einzige seit Jahren neue Auto im Portfolio ist der Q2, und der ist ein zum Pseudo-SUV mutierter Polo; der neue A5 ist ein alter A5, das ist nicht Evolution, sondern Kundenverarschung. Es ist zu hoffen, dass die Kunden das auch endlich merken.

Dass Audi auf ein richtig fettes Problem zurast, das haben wir schon öfter geschrieben. Einst, als Herausforderer, haben sie einen sehr guten Job gemacht, der Aufstieg war rasant, der Erfolg grossartig und auch verdient; grandios, wie sich das Image entwickelte. Doch unterdessen geht gar nichts mehr, keine Idee, kein Konzept, keine Strategie, nur noch saurer Wein in löchrigen Schläuchen. Das mag vorerst pekuniär noch so einigermassen funktionieren, wohl vor allem dank China, aber Mercedes und BMW sind Ingolstadt unterdessen dermassen weit enteilt, dass man sich durchaus fragen muss, ob die Audi-Führung in den vergangenen Jahren in erster Linie die Sicherung ihrer Boni zum Ziel hatte. Die Milliarden, die der VW-Konzern von Audi so dringend braucht, könnten sich schon kurzfristig als Luftschlösser erweisen, denn Fahrzeuge wie der neue A5 zeigen sehr deutlich, dass eigentlich auch gar keine Hoffnung auf Besserung mehr besteht.

8 Kommentare

  1. D. Seliger D. Seliger

    Super Beitrag – erfrischend und auf den Punkt gebracht!

    Es stellt sich – wieder einmal (!) – die Frage: Wieso seid nur ihr Leut‘ aus der Schweiz zu solch klaren und deutlichen Statements fähig – im Gegensatz zum Marketing-Gequirle deutscher Auto-Postillen und selbsternannten Fachblättern, wenn sie sich zu neuen Produkten aus Wolfsburg mit samt ihren Derivaten äußern. Danke!!

  2. peter schwarl peter schwarl

    Artikel Einfach nur erfrischend. DAAANKE…aber solange sich die Käufer was auf die 4Ringe einbilden wird das 1000fache Facelift eines alten Kübel auch hingenommen.

  3. geka geka

    Versteh nicht, wieso erst jetzt Radicalmag zur Erkenntnis gekommen ist, dass von Audi (und übrigens dem gesamten VAG Konzern) bis auf Lamperlnlametta nix neues kommt. Das ist doch der Zustand seit Ewigkeiten.
    Die letzte Innovation war der Audi A2 im Jahre 1999!
    Das Auto war wirklich seiner Zeit voraus, aber leider auch preislich von der Konkurrenz so weit weg wie auch die restliche Modellpalette. Das funktioniert in dieser Klasse offensichtlich nicht (und beim A1 auch nicht richtig).
    So wurde der A2 auch kein Erfolg (aus meiner Sicht leider).
    Vermutlich hat das Audi auch die Schneid abgekauft, und alle weiteren innovative Ideen abgewürgt. Der Erfolg gibt ihnen ja recht.
    Und wichtig ist nicht, dass du Innovationen lieferst, sondern dass du das Image hast, Innovationen zu liefern.
    Früher wollte ich auch, dass die Kunden über Abstinenz Audi zwingen, was neues zu bringen. Mittlerweile ist mir das egal. Jeder soll kaufen was er will.

  4. peter schwarzl peter schwarzl

    Daaanke – könnt ihr bitte eure Kollegen von der österr. „autorevue“ ein bisserle einschulen für solche kritische opjektive Zeilen – tolles Blatt – einzig die Lobhudelei für VW/Audi & Co Produkte nervt.

    Klar kleines Land und die Porsche Holding schaltet viele viele Anzeigen – aber irgendwann wird’s hat sehr sehr fade und augenscheindlich….. glg aus wien

    • Peter Ruch Peter Ruch

      hmm, was wollen wir denn dazu sagenschreiben? wir lieben die «auto revue» doch auch. aber der Bericht zum neuen Audi Q2 in der jüngsten Ausgabe war wahrhaft grenzwertig…

  5. Martin Martin

    Leute was geht eigentlich bei euch ab? Beurteilt man das Fahrzeug rein nach dem Design, kann ich die Aussage verstehen. Seid ihr mit diesem Fahrzeug vor eurem tollen Kommentar schon mal gefahren? Es wirkt nicht so.
    – Matrix-Beam-LED: Ich kenne keinen Hersteller, der ein so genial abgestimmtes und geregeltes Licht anbietet. 50 Segmente können variabel abgeschaltet werden, wenn Gegenverkehr oder ein anderer Gegenstand erkannt wird, der nicht geblendet werden soll –> Immer überall Fernlicht und keiner wird geblendet… einfach mal ausprobieren
    – Fahrwerk: Einfach fahren und beurteilen. Ganz anderes Fahrgefühl als man vom alten gewohnt ist.
    – Motoren: Fahrt das Auto und schaut an, was ihr an der Tankstelle braucht. Der 2.0l TFSI 140kW ist ein Motor mit einem komplett neuen Brennverfahren. So niedrige Verbräuche (real) bei der Motorleistung kenne ich bislang nicht. Genauso der bekannte 2.0l TDI ist noch sparsamer (4.5l/100km ist bei sparsamer Fahrweise machbar – finde ich OK für diese Klasse)
    – Akustik Innenraum: Vergleicht bitte die Umströmungsgeräusche mit anderen Fahrzeugen in der Klasse.

    Ich glaube es ist einfach nicht so leicht Dinge zu revolutionieren, wenn man schon immer das beste macht, was einem einfällt. Der alte A5 war einfach schon klasse. Meine erste Probefahrt mit dem neuen A4 hat einen ganz anderen Eindruck hinterlassen, als das ähnliche Design vermuten lässt.

    • Peter Ruch Peter Ruch

      durchaus möglich, dass wir Audi nicht ganz so begeisternd finden, wie Sie, werter Herr.

      • Martin Martin

        Ich sehe in dem so offenen und von Ihren Anhängern gefeierten Artikel leider nur Behauptungen, die auf keiner sachlichen Analyse beruhen.
        Es geht in der Automobilindustrie nicht darum, neue Modelle zu erfinden, sondern das Fahren mit diesen so angenehm und ökonomisch wie möglich zu gestalten. Auch der Spass sollte natürlich nicht zu kurz kommen. Das machen deutsche Autohersteller im weltweiten Wettbewerb mit großem Erfolg. Es sind dabei leider nicht die großen, weltbewegenden Erfindungen zu verbuchen – aber das Produkt wird immer etwas besser. Dass der neue A4/A5 hinsichtlich seiner Technologie vom alten einen riesen Sprung gemacht hat, sieht man bei diesem Modellwechsel von außen (leider) überhaupt nicht. Diese Kritik ist absolut gerechtfertigt.
        Jedoch würde ich Ihnen vor Verfassen eine solchen Artikels raten sich wenigstens in das beurteilte Fahrzeug hineinzusetzen. Fahren wäre auch nicht ganz schlecht.
        Ich wäre gespannt, wie Ihr Urteil dann ausfallen würde.

  6. […] ausführlicher schreiben könnten. Es ist alles so unglaublich grauenhaft wie gehabt, wie schon beim «normalen» A5 und beim neuen A4, bisserl neues Schischi da und dort, wahrscheinlich effizientere Antriebe, ganz […]

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