Geht doch!
Dort oben dann, in den wirklich engen Kehren hoch zum Col de Turini, muss ich lächeln. Über mich selber. Zwar bin ich ja nun wahrlich kein Gegner der E-Mobilität, doch bislang sah ich die Stromer in erster Linie als aktuell sinnvollste Möglichkeit, mit den natürlichen Ressourcen schonender umzugehen. Dort oben dann, es regnet in Strömen, es herrscht dichter Nebel, reichlich Laub macht die Gasse so richtig rutschig, kommt dann aber auch noch die Fahrfreud’ dazu. Nicht zum ersten Mal in einem E-Auto, da gab es auch schon einen bösen BMW i4 und den elektrischen Mini, doch der Renault 5 bewegt sich noch einmal auf einer ganz anderen Stufe. Er wiegt gut 200 Kilo weniger als der ebenfalls kompakte E-Mini, er verfügt über eine richtig gute Lenkung, er kommt mit einem weit mehr als nur anständigen Fahrwerk und breiter Spur – es ist schon fast ein bisschen geil. Auf jeden Fall spassig. Oh nein, ich würde jetzt nicht behaupten wollen, dass ich dort am Berg sicher auch noch ein Stratos hätte plätten können oder eine Alpine A110, aber es hat richtig Spass gemacht – auch deshalb, weil es einfach fröhlicher ist, ein Fahrzeug an dessen Limit zu bewegen als dauernd vom Auto daran erinnert zu werden, dass man als Fahrer ziemlich limitiert ist. Und so ganz langsam war es wahrlich nicht, die Bremsen des R5 sind gut dosierbar, aus der Kurve zieht er prächtig, Strom-Drehmoment sei Dank. Und wenn man eh kaum je über 100 km/h kommt, dann braucht man auch keine vierstelligen PS-Zahlen.
Das Fazit kommt gleich zu Beginn: Mit dem rein elektrischen R5 ist Renault ein grosser Wurf gelungen. Optisch ja sowieso, das weiss man nun schon länger, der Franzose wurde ja nun lange genug vorgestellt und präsentiert und auf Ausstellungen herumgezeigt. Gut, viel Retro, das gefällt nun nicht allen, aber das hat auch alles seinen Grund, die Franzosen sind ja keine Nasenbohrer, sie wissen ja schon, was sie tun. Der Renault-Chefdesigner Gilles Vidal hat uns das im privaten Gespräch so erklärt: «Alle, die ein E-Auto haben wollten und von Anfang an überzeugt waren von der Technik, die haben unterdessen ein solches Fahrzeug. Auch die zweite Welle nach den «early adopters» ist unterdessen eingedeckt. Jetzt kommen wir in die schwierigste Phase. Wir müssen nun jene Menschen von der Elektromobilität überzeugen, die sich bisher kein E-Auto kaufen wollten. Deshalb spielen wir jetzt die emotionale Schiene – die Leute sollen sich an die guten alten Zeiten erinnert fühlen, ein Gefühl von Freiheit haben anstatt Reichweitenangst. Wir sind überzeugt, dass die jungen Leute den R5 lieben werden, aber wir müssen auch ihre Eltern überzeugen können. Und Retro kann da helfen, es erzeugt ein Gefühl von etwas, das man kennt». Das coole Aussen-Design lenkt übrigens gut ab vom eher konformistischen Innen-Design, horizontale Screens, sehr farbig in sehr guter Auflösung, wieder ein paar Retro-Zitate, aber wir würden uns das noch etwas minimalistischer wünschen – und mit mehr Platz auf der hinteren Reihe. Vorne ist ok, die Sitze sind nun keine Offenbarung, aber man soll da nicht immer jammern. Das Kofferraum-Volumen ist dann aber wieder vorbildlich, 326 Liter für ein nur 3,92 Meter langes Automobil, das ist eine sehr gute Ansage. Das mit der Bedienung hat Renault gut im Griff, das ist ja alles auch keine Raketenwissenschaft, insbesondere dann, wenn man sich im Google-Konzern bedienen darf.
Der R5 ist mit der grossen Batterie (52 kWh) knapp über 1400 Kilo schwer – für ein aktuelles E-Auto ein sensationeller Wert. Mit 150 PS ist er auf dem Papier definitiv nicht übermotorisiert, auch die 245 Nm maximales Drehmoment hauen niemandem vom Stuhl, doch das ist in erster Linie vernünftig, mit 15,2 kWh/100 km nach WLTP scheint der Franzose auch beim Verbrauch vorbildlich zu sein; es sollen sich trotzdem über 400 Kilometer Reichweite ausgehen. Bei unserer Fahrt auf den Turini sog der Renault natürlich kräftig, die Reichweite schmolz wie Butter in Timbuktu, aber auf der Passhöhe waren wir bei 25 kWh/100 km/h, das ist durchaus ok, da fuhren wir schon Volkswagen geradeaus mit noch mehr. Aber mit deutlich weniger Freud am Fahren. Es ist tatsächlich ein bisschen wie früher, man braucht keine wahnwitzigen Leistungen, um Spass zu haben, Fahrwerk, Lenkung, Bremsen müssen passen, dann ist gut. Und beim Renault ist das alles gut. Ganz wichtig: Die Franzosen sind von ihrem, übrigens in Frankreich hergestellten Akku derart überzeugt, dass sie ihm acht Jahre Garantie mit auf den Weg geben.
Man muss das alles natürlich immer in Relationen setzen, etwa zum Preis. Der R5 wird mit der kleineren Batterie (42 kWh) für weniger als 25’000 Franken/Euro erhältlich sein, im nächsten Jahr dann. Jetzt sind es je nach Ausstattung 32 oder 33k, das ist kein Geschenk für ein Fahrzeug im B-Segment – unter den tauglichen aktuellen E-Autos aber ein Schnäppchen. Der R5 ist auf jeden Fall das richtige Auto zur richtigen Zeit, auch wenn es bei den Stromern (in Europa) grad nicht so läuft; der Franzose hat das Zeug dazu, das zu ändern. Ausser vielleicht, dass die interne Konkurrenz (R4, kommt 2025, Twingo, kommt dann 2026) ihm im Weg steht, aber das sind ja dann Luxusprobleme. Renault, so haben wir das Gefühl, macht derzeit sehr viel richtig – und so ein rein elektrischer R5 könnte noch den einen oder auch anderen Zögerer überzeugen. Es wäre ihm und überhaupt der E-Mobilität zu wünschen.
Klingt so, als wäre Renault derzeit der einzige europäische Hersteller, dem es gelingt, die Stärken des europäischen Autobaus in die elektrische Zukunft zu übertragen: Design, Fahrfreude, Emotion und viel Erfahrung im Bau guter Autos. Schön, dass zumindest einer auf einem guten Weg ist.
Sieht nach einem guten Wurf aus, aber man würde sich noch mehr freuen wenn ein Hersteller mal auf die klobigen Mittelkonsolen verzichtet so dass man die Knie auseinanderbringt.
wenn jetzt noch die Ladeinfrastruktur für Otto Normal kommt, dann bin ich beim nächsten Wechsel dabei 🙂
Sehr cooles Auto. Die eckigen Kotflügelausbuchtungen sehe ich zum ersten mal auf diesen Fotos. Ein bisschen wie der Mittelmotor-Turbo damals.
Bin gespannt, ob der auch als Verbrenner kommt.
Beim Mini dachte ich, es ist vorbei und es gibt in nur noch elektrisch, aber siehe da, es gibt jetzt auch Verbrenner.
Und ja, es stimmt, ein Auto „ausfahren“ zu können macht letztlich viel mehr Spaß, als völlig übermotorisiert unterwegs zu sein.
„Genug ist besser als zuviel.“ Sagte Fritz B. Busch.
Bei Motorrädern ist es im bezahlbaren Bereich schon lange so, dass man nicht mal mehr auf der Rennstrecke Vollgas geben kann und ohne Regel-Elektronik könnte man die gar nicht mehr fahren.
Bei Supersportwagen, wie Ferrari F8 usw. geht das auch nicht.
Was soll das also, ausser am Stammtisch der Held zu sein?
Das erste geile Elektroauto! Verzeihen Sie meine euphorische Weise!
– es schaut gut aus. ( 1000 und 1 anderes aller andern sind Augenschrott+ saut-euer = nogo)
-es ist relativ leicht und kompakt
– es geht gut
-ich kann es mir leisten.
– meine PV schafft es gerade noch ( für 30-100km Strecken passt das)
Nächstes Jahr gibt es die 1000 Kilo Distro mit 70 kw E-motor
und noch kleineren Akkus.
DER R5 ist derzeit das einzige E-auto, das es wert ist, darüber nach zu denken.
( und ein Henry Ford der erste, hätte genau so etwas gebaut. und nicht Schweinchen
Dick ala 2300kilo SUV in Strom)
Übrigens, mein R5 gelber sollte nach Weihnachten geliefert werden.
( Der R5 ist an sich ausverkauft. die ersten 500.000 sind vom Prospekt runter
gekauft worden. ich hatte Glück.. passt)
Das Herz hat entschieden.
Ein lebloses Coppy+paste China Derrivat sicher nicht.
Und es wird Zeit dass die Europäer wieder in die Gänge kommen.
WIR HABEN ES ERFUNDEN. LG 🙂 LoiC
ps : super Beitrag
500.000? Da sag noch einer BEVs verkaufen sich nicht.