Der französische F40
Schon mehrfach wurde wir nun von unserer Leserschaft darauf angeschrieben, doch einmal etwas über den Venturi Atlantique zu schreiben. Und weil wir solche Wünsche gerne aufnehmen, machten wir uns auf die Suche nach diesen französischen Sportwagen – und bleiben gleich im ersten Versuch hängen bei unseren werten Freunden von DK Engineering. Denn da steht aktuell ein wunderbarer 400 Trophy zum Verkauf, dies unter dem passenden Titel: der französische F40. Dass die Engländer den Franzosen dann auch gleich noch zusammen mit dem Italiener ins Bild gesetzt haben, das passt dann natürlich. Und deshalb gibt es nun vor dem Atlantique noch den 400 Trophy.










Aber da blättern wir doch zuerst einmal etwas zurück in den Geschichtsbüchern. Wir befinden uns in den frühen 80er Jahren. Claude Poiraud arbeitet als Ingenieur bei Alpine, ist aber unzufrieden mit seinem Job. Gérard Godfroy arbeitete früher als Designer bei Peugeot, etwa am 205, kam dann zu Heuliez, ist aber ebenfalls unzufrieden bei seiner Arbeit. Die beiden Herren schliessen sich zusammen – und stellen schon im Herbst des gleichen Jahres einen Prototypen namens «Ventury» auf den Pariser Salon. Da erregt das Fahrzeug viel Aufsehen, der damalige VW-Designchef Herbert Schäfer interessiert sich, auch Jean Daninos ist begeistert, doch ein gewisser Hervé Boulan, Industrieller und Ferrari-Sammler, erweist sich als bester Kontakt. Auch über ihn kommt immer mehr französische Auto-Prominenz zum Projekt, etwa Jean Rondeau, Le-Mans-Sieger 1980 auf einer Eigenkonstruktion. 1985 ist der erste fahrbare Prototyp fertig, angetrieben von einem Vierzylinder aus dem Peugeot 505 Turbo – das Fahrzeug trägt jetzt den Namen «Venturi». Und im September 1985 wird mit Geld von Boulan unter dem phantasievollen Namen «Manufacture de Voiture de Sport» (MVS) ein kleines Unternehmen in Cholet gegründet. Ein Jahr später wird der PRV-V6 als Antrieb montiert, das Fahrwerk wird unter anderem von Jean-Pierre Beltoise abgestimmt, ab 1987 ist das Coupé (CUP 221) zum Preis von stolzen 269’000 Francs erhältlich. Bis 1992 werden 225 Exemplare gebaut, mit vier verschiedenen Motorisierungen. Ab 1988 gibt es auch ein wunderbares Cabriolet, den Transcup (SPD 221), der in der Folge auch in verschiedenen Antriebsvarianten angeboten wird. Das Coupé und das Cabriolet kommen ab 1989 mit 260 PS, davon abgeleitet wird dann der Atlantique (ab 1994, Story folgt, versprochen) und schliesslich der 400 GT (ebenfalls 1994, abgeleitet vom 400 Trophy).



Und davon haben wir es nun hier, von diesen 400 Trophy. Die Idee war so simpel wie gut: Ab 1992 wurde mit identischen Venturi 400 Trophy ein eigener Markenpokal ausgefahren. Gut, man musste sich ein Fahrzeug kaufen für 700’000 Francs, aber dann gab es für etwas über 100’000 Francs eine ganze Saison Werk-Unterstützung, Service, Organisation, alles. Organisiert wurde das von Stéphane Ratel (später: GT2, GT3), es gab vier Jahre lang je sechs Rennen – und die Serie wurde zum Erfolg, immerhin 73 Trophy 400 konnte Venturi verkaufen. Und ja, die Zahl 400 weist auf die Zahl der Pferdchen hin, die im mittig eingebauten, von zwei Turbos aufgeblasenen 3-Liter-PRV-V6 schlummerten. Das Ding ging prächtig, 290 km/h waren möglich, das Fahrverhalten war grossartig, der Trophy war auch nur knapp über eine Tonne schwer. Ach ja: Nicht Porsche, nicht Ferrari hatten als erste Karbon-Bremsen, sondern Venturi. Sechs Jahre später kam dann Mercedes, auch noch vor Porsche und Ferrari.























Wahrscheinlich wurden etwa 10 dieser 400 Trophy nach ihrer Renn-Karriere zurückgebaut, erhielten eine Strassenzulassung. Man hätte es auch einfacher haben können, Venturi bot mit dem 400 GT auch eine zivile Variante an, doch die war schwerer – und teurer. Dieses feine Exemplar hier verfügt noch über den Käfig von früher, sieht auch sonst in allen Belangen richtig gut aus – und ist bei DK Engineering für doch bescheidene 324’995 Pfund zu haben. Zumindest dann, wenn man das vergleicht mit dem F40. Den man, verglichen mit dem Venturi, an jeder Strassenecke sieht.






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Ich schau mir das Auto an und kann mich aber nur auf die E21 Heckleuchten konzentrieren!