Umgebaut
1927 war Louis Delage auf dem Gipfel seines Ruhms: Mit dem 15 S8 und Fahrer Robert Benoist hatte seine 1905 gegründete Marke alle europäischen Grand Prix gewonnen, sich die inoffizielle Weltmeisterschaft gesichert. Herz des Rennwagens war ein 1,5-Liter-Reihenachtzylinder, der mit einem Roots-Kompressor auf unglaubliche 170 PS bei damals als völlig unmöglich geltenden 8000/min kam. Doch das Renn-Team frass auch ein tiefes Loch ins Portemonnaie von Delage, alle vier 15 S8 mussten verkauft werden, an Motorsport war nicht mehr zu denken. Und irgendwie erholte sich die Marke von diesen Problemen nicht mehr, zwar kamen noch die feinen D8 und D6 auf den Markt, doch 1935 übernahmen dann der Brite Walter Sinclair Watney und in der Folge Delahaye.



Noch unter Watney wurde der hier gezeigte Delage D6-70, Chassis-Nummer #50688, zu Figoni geschickt, damit er schicke Kleider erhielt (siehe Bild unten links). Die waren so hübsch, dass der von einem 2,7-Liter-Sechszylinder angetriebene Delage prompt auch ein paar Schönheitskonkurrenzen gewann. Irgendwann fiel das Fahrzeug dem Sohn Louis Gérard auf, der seinen Vater bat, das Auto doch zu kaufen. Papa tat wie geheissen – und sein Cousin merkte dann, dass er sich da ja einen Rennwagen gekauft hatte. Also meldete Gérard den Delage 1937 zu den 24 Stunden von Le Mans an, obwohl er keinerlei Rennerfahrung hatte. Und kam gegen starke auf den mehr als nur erstaunlichen vierten Gesamtrang, schaffte den Klassensieg. Watney, der neue Patron, war beeindruckt, er versprach Gérard Werksunterstützung, falls er den D6-70 mit einer offenen Renn-Karosse versehen würde. Also schritt Gérard zu Figoni, bestellte – und erhielt das Fahrzeug so zurück, wie es heute aussieht.



Bei den 24 Stunden von Le Mans 1938 plagten #50688 dann aber Motoren-Probleme; das Fahrzeug hatte unterdessen wohl drei Liter Hubraum, etwa 140 PS. Als der Delage wieder rund lief, schaffte Gérard bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps den zweiten Platz – und gewann im September des gleichen Jahres die in Grossbritannien so wichtige Tourist Trophy. Wohl deshalb kaufte ihm Peter Aitken den Delage Ende des Jahres auch ab (Gérard konnte sich so einen Maserati 6CL leisten) – und gewann vor dem Krieg noch weitere Rennen. Und ab 1946 ging die Renn-Karriere dann noch bis 1948 weiter, nach einen sechsten Rang bei den 12 Stunden von Paris in Montlhéry durfte der D6-70 dann endlich in Pension. Nach diversen Restaurationen durch diverse Besitzer wird #50688 Anfang Februar 2025 von Artcurial in Paris versteigert, der Schätzpreis liegt bei 1,3 bis 1,6 Millionen Euro.





























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